Dienstag, 9. Juni 2020

Lockdown-Tagebuch

I remember all those times
I felt so confident
When the black was black
The white was white
The gray, I never saw
All the things we take for granted
We never think they'll change
But, they change, they change

Time is changing almost everything I know
And I'm not sure where I stand or where I'll end
As black and white turn to gray
The picture of me starts to fade

Quietdrive - Picture Of Me






Ab Freitag, 20.03., 18 Uhr verhängte die Regierung Sri Lankas einen inselweiten Lockdown. Wir aktualisierten mehrmals täglich die Nachrichten und holten uns auch über die Touristenseite Sri Lankas unsere Informationen. Dort waren zum Beispiel die Anzahl der sich noch im Land befindenen Touristen (etwa 16.000) und auch die altuellen Corona-Fallzahlen aufgeführt. Der erste nachgewiesene Fall war ein Touristenführer einer italienischen Reisegruppe gewesen und langsam stieg die Zahl an von 30 auf 60 auf 100, bei dem es etwa blieb für etwa 2 Wochen. Die beiden am stärksten betroffenen Provinzen wurden komplett abgeriegelt und es wurden Essenslieferungen organisiert, damit niemand mehr vor die Tür musste. Wir lasen, dass ein paar Zurückkehrer aus Italien sich nicht in eine Quarantäne begeben hatten und dies zu den meisten Ausbrüchen geführt hatte. Alle anderen Gebiete konnten den verhängten Lockdown aussetzen, damit die Menschen Essen einkaufen gehen konnten.

So war es auch bei uns. Am Montag waren die Lebensmittelgeschäfte wieder geöffnet (allerdings auch nur diese, alle anderen Geschäfte hatten weiterhin geschlossen) und man durfte sich bis zum Abend frei bewegen.
So spielte sich ein Rhythmus ein: montags und donnerstags gelockerte Ausgangsbeschränkungen, dazwischen Hausarrest für alle. Juhu. Einkaufen war nur noch mit bedeckter Nase und Mund erlaubt, wobei auch ein um das Gesicht gewickeltes T-Shirt erlaubt war. Masken konnte man allerdings überall ohne Probleme kaufen und natürlich wurde auch das Klopapier nicht knapp. ;)
Als vor dem Supermarkt der langen Schlange (denn es durften nur noch wenige Leute gleichzeitig in den Laden - mit Sicherheit eine sinnvolle Regelung) verkündet wurde, dass das Dal (Linsen) alle sei, gingen ein paar Menschen nach Hause, doch niemand beschwerte sich oder meckerte gar rum. Es war überall außerordentlich entspannt. Jeden Tag gab es neue Informationen von der Regierung und es wurden sogar Hotlines eingerichtet, z.B. auch für Touristen. Ich fühlte mich sehr sicher und gut aufgehoben hier und man hatte das Gefühl, dass die Regierung sehr bedacht mit der Situation umging.



Für uns spielte sich auch eine Routine ein: 9 Uhr Frühstück, 11 Uhr Fitness, duschen, Früchte und Snacks zum Mittag, 17 Uhr Fitness, duschen, 19 Uhr Abendessen. Da wir das Grundstück nicht verlassen durften, machten wir nun halt zweimal 45 Minuten Sport am Tag und schwitzten trotz Klimaanlage ordentlich Wasser aus. Ein paar Mal zwischendurch brachte uns unsere Gastmama aryurvedischen Tee (oder so), der uns helfen sollte und bestimmt unglaublich gesund war. Das Zeug war allerdings wirklich nicht das leckerste Gesöff, das ich je das Glück hatte zu trinken, aber es war lieb gemeint und so tranken wir brav aus.
Zwischen den regelmäßigen Programmpunkten unseres Tages mussten wir die Zeit allerdings trotzdem irgendwie füllen. Insa spielte oft mit dem süßen Hund, Rexy, der sich immer unglaublich freute, wenn einer von uns ihn besuchen kam. :) Ein süßer, kleiner Fellball.



Ich malte ein paar kleine Motive, wenn ich dazu gerade Lust hatte, sonst schauten wir viel Netflix. Wir spielten auch immer noch Stadt, Land, Fluss gegeneinander und langsam wurde ich besser und gewann auch mal einzelne Spiele. Wuhuu. Insas Eltern schickten uns noch Worträtsel aus der Zeitung, die sie schon gelöst hatten und die wir nur mit deren Hilfe lösen konnten. Also Wörter sind echt nicht so meins. Gebt mir ein Logikrätsel und ich bin glücklich, aber Wörter... Naja.

Natürlich redeten wir oft mit unseren Familien zu Hause und da auch in Deutschland die Maßnahmen langsam angezogen wurden, waren auch alle oft zu Hause. Insa telefonierte ein paar Mal mit Freunden und es war spannend was alle so erzählten.

- Sri Lanka schloss nun auch endlich seine Grenzen - sind wir bald die einzigen Touristen hier?
- Homeoffice war das Ding sowohl in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern
- Aber es gab auch viele, die in Kurzarbeit gingen oder Betriebsferien bekamen
- Miri erzählte wie sich die Krankenhäsuer in Bremen auf die Lage einstellten und die Betten mit Beatmungsgeräten hochfuhren, während der Regelbetrieb langsam herunterfuhr
- Spannende Geschichten über Desinfektionsmittel- und Maskendiebstähle in Krankenhäusern (und wir nennen uns eine zivilisierte Gesellschaft?)
- Mehl und Hefe reihen sich in die Liste der Hamsterkäufe ein (den Leuten wird zu Hause wohl langweilig und sie entdecken plötzlich, dass sie einen Ofen besitzen)
- Die Situation in Italien läuft langsam völlig aus dem Ruder :(
- New York wird plötzlich zum Corona-Hotspot...

Und deswegen wurden die Menschen auch mal wieder kreativ, denn man muss sich schließlich irgendwie beschäftigen, wenn die ganze Welt zu Hausarrest verdonnert wird. ;) Bei Netflix war die Serie "Love Is Blind" (ein Datingexperiment bei dem sich die Menschen nur über ihre Stimme und Gespräche kennen lernen ohne den anderen je zu sehen) unglaublich erfolgreich gewesen - Insa und ich hatten die Staffel auch durchgesuchtet in Indien - und plötzlich gab es aus New York eine "Love Is Quarantine" Edition. Online Excel-Tabelle und zwei Typen, die alles organisierten und auf Social Media veröffentlichten. Denn Dating ist ja nur interessant, wenn andere dabei zuschauen können. :P Also mussten die Probanden immer kleine Videos von sich machen vor und nachdem sie ein Telefondate gehabt haben. Man konnte sich anmelden, wurde gematcht und "traf" dann mehrere Leute und telefonierte.
Insa wollte mich eigentlich auch anmelden und schrieb das auch auf ihre Lockdown-To-Do-Liste und ich hoffe es schadet ihr nicht nachhaltig, dass sie diesen Punkt der Liste nie abstreichen konnte. :D Auch mit ihrem Plan mir Tinder anzudrehen war sie gescheitert - sorry Männer, ihr müsst mich außerhalb von online Dating kennen lernen. Lol.

Am Montag und Donnerstag verbrachte ich dann so viel Zeit wie möglich am Strand und im Meer, denn ich musste raus aus unserem Zimmer. Das erste Wochenende war noch entspannt gewesen, aber die Zeit zwischen Montag und Donnerstag zog sich hin und ich wurde immer schlechter gelaunt. Das tägliche Sportprogramm hob die Laune meist wieder etwas und es war auch super nett nachmittags die süßen Affen durch die Bäume ziehen zu sehen, wenn sie über Äste turnten und sich am Stromkabel zum Dach hangelten und plötzlich über mir waren. Aber man war halt gefangen irgendwie. Und das unangenehmste an der Situation war, dass man nicht wusste für wie lange noch. Wenn jemand gesagt hätte: So, drei Wochen und dann ist es geschafft. Dann hätte man drei Wochen durchgehalten und alles ist gut, aber wenn es immer wieder um eine Woche verlängert wird und man das Ende nicht einmal erahnen kann, dann läuft man wie ein eingesperrter Tiger an den Wänden entlang und schaut unglücklich nach draußen.





Am Montag setzte sich Insa noch mit mir an den Strand, wo wir ein bisschen lasen, Musik hörten und einfach den Tag genossen, am Donnerstag war ich komplett alleine und ging so viel wie möglich in der kurzen Zeit im Wasser schwimmen. Ich hatte zwar von unserem exzessiven Training überall Muskelkater, aber das war egal.
Die Wellen wühlten das Wasser in Strandnähe immer so sehr auf, dass man komplett versandet war, wenn man aus dem Wasser kam und so stieg ich einmal nach dem Schwimmen noch kurz zurück ins Meer, um an einer nicht ganz so sandigen Stelle das Zeug aus meinem Bikini zu waschen. Klappte auch gut, man konnte an der Wasserfärbung erkennen, wo es sandiger war oder eben nicht. Als ich dann jedoch wieder raus ging, stand ich im hüfthohen Wasser und unterschätzte eine gewaltige Welle, die mich von hinten traf und komplett unter Wasser warf und kurzzeitig umherwirbelte. Mein Knie schlug auf den Boden, ich verlor eine Sekunde lang die Orientierung und dann tauchte ich etwas verwirrt wieder auf. Ich hatte nicht einmal Wasser in die Nase bekommen, aber meine Frisur war ruiniert. :D Die Kraft von Wasser ist immer wieder faszinierend.



Danach genoss ich lieber erst einmal das Rascheln der Palmen über mir und das Rauschen der Wellen vor mir. Warmer Sand, angenehmer Halbschatten und ein ziemlich leerer Strand. Könnte fast Urlaub sein, wenn man nicht wüsste, dass man am nächsten Tag wieder eingesperrt sein würde. Seufz.

Die Tage waren einigermaßen monoton, wobei es uns ja noch gut ging, wenn man bedenkt, dass andere Touristen in Hotels oder Hostels festsaßen, die nicht auf einem großen Grundstück lagen. Aber es bedrückte uns.

Gut, dass wir unser Sportprogramm hatten.. Und es war erstaunlich wie schnell man schon Fortschritte erkennen konnte. Nach 4 oder 5 Tagen war die Haut schon deutlich straffer und wir ärgerten uns, dass wir keine Vorher-Fotos gemacht hatten. Das wäre doch mal interessant gewesen. Wir schwitzten jeden Tag, aber wir wurden besser und das fühlte sich wahnsinnig gut an. Unterarmstütz für eine Minute war plötzlich durchaus machbar, nachdem wir am Anfang schon Probleme mit einer halben Minute gehabt hatten. Und wir motivierten uns gegenseitig. Alleine hätte das keiner von uns so durchgezogen, aber zusammen schafften wir es. Und das war ein gutes Gefühl.


Zwischendurch spielten wir Uno und an einem Abend liefen auf Instagram eine Reihe von Wohnzimmerkonzerten verschiedener Künstler, die ich mir begeistert bis spät in die Nacht anhörte. SDP brachte mich zum Lachen und Revolverheld schickte mich zurück in die Schulzeit. Es wird ein trauriges Jahr werden ohne Konzerte und Festivals. :(



Wir schauten nach Flügen, da natürlich auch immer mehr Verbindungen gestrichen wurden und uns klar war, dass das internationale Reisen in den nächsten Wochen oder Monaten nicht möglich sein würde. Dann kam plötzlich das Gerücht auf, dass Sri Lanka prüfen wolle, ob sie den Flughafen komplett sperren können. Es gingen pro Woche nur noch drei verschiedene Serienflüge aus Sri Lanka raus und der einzig sinnvolle davon war London. 800 Euro nach Bremen, Ankunft in London kurz vor Mitternacht und Weiterflug am Morgen. Klang alles absolut nicht verlockend. Wir warteten ab.
Insa las morgens immer die Nachrichten und alles was es sonst noch spannendes gab, während ich noch so lange schlief, wie es ging.. und dann plötzlich gab es einen weiteren Flug: Die deutsche Regierung hatte Sri Lanka in ihre Rückholflugkampagne eingeschlossen und würde in ein paar Tagen von Colombo mit einem Direktflug nach Frankfurt fliegen. Wir schauten uns an. Erstmal frühstücken, nachdenken. Aber der Preis war unschlagbar: 115 Euro pro Person. Natürlich können später noch Nachzahlungen kommen, aber verglichen mit den 800 Euro... Es war eigentlich eine ziemlich einfache Entscheidung. Wir schauten uns noch mal an, nickten. Wir würden den Flug buchen.
Es wurde ein ziemlich trauriger Tag. Mit dem gebuchten Flug war nun klar, dass unsere beiden Reisen erst einmal enden würden. Kein Nepal für mich, Abbruch nach 8 Monaten. Kein Indien für Insa. Was für ein komisches Gefühl, aber zunächst spürte ich fast nur Erleichterung. Die Tage im Lockdown waren damit endlich zählbar geworden, bald war es vorbei.
Insa nahm es etwas mehr mit, denn sie hatte ja gar kein festes Enddatum für ihre Reise und war seit über einem Jahr nicht mehr in Deutschland gewesen. Aber es war für diese Situation gerade die beste Lösung und deswegen hatten wir auch nicht diskutieren müssen. Wir würden wieder nach Deutschland kommen.

Doch einen freien Tag hatten wir noch, den wir natürlich so lange wie möglich am Strand verbrachten. Wir erkundeten nun auch endlich mal die kleine Insel und machten noch ein paar Fotos von diesem Paradies, das für mehr Tage, als wir geplant hatten, unser Zuhause gewesen war. Mirissa, du bist schön gewesen.
Insa lief viel am Strand auf und ab, ich schwamm hin und her. Ach, herrliches Meer, ich werde dich vermissen.




Die letzten beiden Tage bestanden eigentlich nur aus Warten und einer merkwürdig summenden Vorfreude. Irgendwann musste dann gepackt werden und wir bezahlten unsere Gastfamilie. Für knapp 2 Wochen und zwei Mahlzeiten am Tag nicht einmal 150 Euro pro Person (oder waren es 150 Euro insgesamt? Es war auf jeden Fall sehr wenig). Und das Essen war wirklich gut gewesen! Unsere Gastmama hatte immer versucht uns jeden Tag etwas anderes zu kochen und wusste irgendwann was uns am besten schmeckte. Sie war ein Engel.
Da wir eh noch viel zu viele Rupien übrig hatten, gaben wir ein ordentliches Trinkgeld, denn wir wussten, dass wir in den letzten Tagen die einzige Einkommensquelle für die Familie gewesen waren und jetzt wohl kaum Touristen nachkommen würden.
Zum Abschied malte ich Rexy und wir unterschrieben auf dem Blatt, damit wir nicht vergessen werden. :P

31.03.: Es ging los zum Flughafen. Wir bekamen noch schnell Bananen für die Fahrt in die Hände gedrückt, streichelten ein letztes Mal Rexy und liefen dann zum Taxi. Das hatten wir schon vorab gebucht, damit der Fahrer sich eine Sondererlaubnis holen konnte, um an diesem Tag durch den Lockdown von Sri Lanka fahren zu dürfen. Wir hatten unsere Pass- und Flugdaten durchgeben müssen und er hatte alles geklärt. Es war erstaunlich einfach gewesen. Die Hotline für Touristen hatte uns den Fahrer vermittelt und alles klappte wunderbar einfach und unkompliziert.
Wir rasten über die leeren Straßen der Insel. Nur einmal musste die hochoffiziell aussehende Sondererlaubnis vorgezeigt werden, dann kamen wir auch schon in Negombo an. Der Flughafen war weiträumig abgesperrt, Soldaten ließen niemanden rein. Es wurde mehrmals kontrolliert, dass wir ein Flugticket hatten, dass wir tatsächlich wir sind und dass der Flug heute auch fliegen würde. Auch unser Fahrer wurde noch einmal überprüft und musste sich auf einer Liste eintragen, dann durften wir vorfahren. Der Flughafen war unheimlich ruhig. Wir waren viel zu früh, aber natürlich waren wir nicht die ersten, denn in einem Flieger voller Deutscher als erstes am Flughafen zu sein, ist ziemlich schwer. ;)
Wir lernten in der Schlange ein paar ältere Deutsche kennen, die hier Häuser besitzen. Eigentlich wären sie alle (noch) nicht nach Deutschland zurück geflogen, aber die unsichere Situation und die Angst hier auf der Insel krank zu werden und nicht das gute Gesundheitssystem in Deutschland zu haben, das einem den Rücken  stärkt, hatte viele dazu bewogen diesen Flug zu buchen. Mit dem Maskentragen und nichts anfassen nahmen die Herrschaften es jedoch nicht so genau. Aber gut, sie müssen ja selbst wissen, dass sie die Risikogruppe sind.
Wir warteten.. Der Flughafen machte gerade erst langsam auf, denn für heute standen nur zwei Flüge auf dem Plan und beide gingen erst abends. Es war so merkwürdig diesen sonst so geschäftigen Flughafen so leer zu sehen und die Leute waren auch viel ruhiger, als läge eine Decke aus Unbehagen über allen Reisenden.
Dann ging es weiter. Wir kamen durch eine erste Sicherheitskontrolle, dann kam der Check-In, vor dem wir wieder warten mussten. Die Angestellten waren schon da, aber sie sagten uns, dass sie noch warten müssten, der Botschafter wäre unterwegs. Es kamen dann zwei Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, die noch Anweisungen gaben und für Fragen dort zur Verfügung standen. Mit der einen Frau redeten wir auch kurz, denn wir hatten keinen zusätzlichen Zettel, den uns andere Passagiere gezeigt hatten. Sie gab uns dann diese Zettel, die wir noch schnell ausfüllten. Es war ein Krisen- / Katastrophenformular, auf dem wir irgendwas unterschrieben, unsere Notfallkontakte angaben und auch noch ausfüllen konnten, falls wir noch von anderen Menschen wussten, die zurück gebracht werden müssten.

Endlich war unser Gepäck abgegeben und wir liefen durch den leeren Flughafen. Wo einem sonst Werbung für Duty Free Produkte entgegenleuchtete, waren dunkle, verlassene Geschäfte. Teilweise nur mit einem Absperrband als "geschlossen" markiert. Keine Souveniers, keine Elektronikartikel. Aber hey, der Burger King machte gerade auf und Insa und ich waren die ersten Kunden. :D Wer weiß ob es im Flieger etwas geben würde und bis zum Abflug war ja auch noch einiges an Zeit. Wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee, bekamen unser Essen jedoch als erstes. Ha!
Nach dem Essen liefen wir gemütlich zum Terminal, wo wir warteten bis das Boarding gestartet wurde. Überall Deutsche um uns herum, wir mussten plötzliche aufpassen, was wir sagen, man konnte uns wieder verstehen. :D Mist!
Dann kam Bewegung in die Menge. Und unerwarteterweise meldete sich der Kapitän des Fliegers zu Wort und hielt eine Ansprache. Er und seine Crew flogen momentan quasi jeden Tag in der ganzen Welt herum, um Menschen nach Hause zu holen und daher würde auf dem Flug auch nicht alles so ablaufen, wie man es gewohnt sei. Um die Crew zu schützen, standen schon Wasserflaschen an jedem Platz bereit und man konnte sich in der Küche selbst Nachschub besorgen. Es würde nur einmal abends und morgens Essen ausgeteilt werden, danach würden die Crewmitglieder nicht mehr durch die Reihen gehen.
Er erklärte, dass die Condor sich für diese Flüge zur Verfügung gestellt habe, da die Bundesregierung der Fluggesellschaft den Arsch gerettet habe (ich bin mir ziemlich sicher, dass er andere Worte genutzt hat) und sie nun damit etwas zurück geben konnten. Na immerhin.



Insa und ich hatten mit unseren Plätzen mal wieder richtig Glück (nicht) und so saßen wir im mittleren der drei Blöcke. Ich saß dabei zwischen Insa und einem hauchdünnen, kränklichen, älteren Mann, der seinen Urinbeutel zwischen unseren Sitzen ablegte. Kinder, das Gefühl eines Urinbeutels am Oberschenkel ist nicht das angenehmste der Welt, besonders wenn es nicht der eigene ist (vermute ich mal). Ich grummelte schlecht gelaunt vor mich hin in mein Mundschutztuch. Der Typ hatte nicht mal meinen Gruß erwiedert und ich wusste dass ich auf einem Mittelsitz nicht würde schlafen können. Dann fiel auch noch das komplette Boardsystem inklusive Entertainmentsystem aus, so dass man keine Filme schauen konnte. Naja, ich hatte in weiser Voraussicht einiges bei Netflix herunter geladen und konnte mich so sehr lange beschäftigen, aber ich hatte Recht. Ich konnte nicht mehr als maximal eine Stunde dösen und das war eine gut geschätzte Stunde. Wir versuchten unsere Masken / Tuch auch den ganzen Flug vor Mund und Nase zu lassen, aber es war manchmal einfach nicht möglich. Es war unglaublich warm und immer mal wieder hatte man das Gefühl keine Luft zu bekommen. Es wurde der unangenehmste Flug meines Lebens.
Irgendwann freute ich mich, dass es ja schon 4 Uhr war und wir ja gegen 6 Uhr landen sollten, bis ich merkte, dass mein Handy noch auf Sri Lankanischer Zeit war und der Flug somit in den nächsten Stunden ganz sicher noch nicht vorbei wäre. Es wurde eine lange Nacht.
Ziemlich groggy kamen wir dann in Frankfurt an und waren erstaunt, dass es absolut keine Maßnahmen oder ähnliches gab hinsichtlich des Viruses. Also liefen wir zum nächsten Bäcker, besorgten uns Frühstück und gingen zum menschenleeren Bahnhof. Das wunderbare war ja, dass niemand mehr Zug fuhr, so dass wir quasi alleine im Zug saßen und uns in einem Abteil ausbreiten konnten.
Die Morgensonne beleuchtete kurze Zeit später goldgelb den Rhein und die umliegenden Berge, auf denen immer wieder Burgen auftauchten und wieder verschwanden. Süße kleine Dörfer mit hübschen Kirchen zogen vorbei. Was für ein wundervoller Empfang. Und Pläne für mögliche Ziele in Deutschland konnte man auch direkt schmieden. Hier durch das Rheintal mit dem Rad fahren, das sah verlockend aus. :)
Ich schaute aus dem Fenster, bis die Landschaft etwas eintöniger wurde und beschloss ein wenig Schlaf nachzuholen. Drei Sitze nebeneinander ermöglichten ein erstaunlich bequemes Liegen.




In Bremen holten uns dann unsere Eltern vom Bahnhof ab und natürlich umarmten wir uns alle erstmal. So ganz und gar nicht nach irgendwelchen Social Distancing Regeln - ich sah auch einen bösen Blick in unsere Richtung.

Zuhause.

Ich war noch gar nicht wirklich angekommen, mein Kopf schwebte noch irgendwo anders herum und abends war ich dann irgendwann so müde, dass ich das Gefühl hatte, dass ich meinen eigenen Körper dabei beobachtete, wie er durch die Gegend schwebte. Ich schlief diese Nacht sehr gut und das erste Mal seit Ewigkeiten wieder ganz alleine in einem Raum. Wie merkwürdig. Wie gut.


Dienstag, 2. Juni 2020

World Gone Mad & Strandurlaub

So this is where we are
It's not where we had wanted to be
If half the world's gone mad
The other half just don't care, you see

You don't wanna fuck with us
British to the very last

When it feels like the world's gone mad
And there's nothing you can do about it
No there's nothing you can do about it
When it feels like the world's gone mad
And there's nothing you can do about it
No there's nothing you can do about it


Bastille - World Gone Mad


Kolja war weg, wir waren in Colombo und alles war irgendwie komisch. Jeden Tag, eigentlich jede Stunde kamen neue Meldungen rein, was welches Land nun entschieden hatte zu tun. Grenzen wurden geschlossen, Flüge wurden gecancelled, die Fallzahlen von mit Covid-19 erkrankten Menschen stiegen an.
Wir hatten keine Ahnung wie es sich entwickeln würde, aber mit dem kompletten Lockdown in China vor den Augen, beschlossen wir alles erst einmal etwas pessimistischer zu sehen. Eigentlich hatte ich nach den 30 Tagen in Sri Lanka - so lange war das Visum gültig - vor gehabt nach Nepal zurück zu fliegen und Insa wollte zurück nach Indien, vielleicht vorher noch etwas länger hier auf der Insel bleiben. Nepal kündigte allerdings schon an keine Deutschen mehr ohne Vorab-Visum herein zu lassen und ich überlegte, zur Nepalesischen Botschaft hier in Colombo zu gehen. Aber die 30 Tage waren ja noch nicht um und wer weiß wie sich die Lage in den nächsten 2 Wochen noch ändern würde.
Also beschlossen wir beide erst einmal einen Notfallplan zu aktivieren und zur Visumsstelle zu laufen. Das Touristenvisum für Sri Lanka kann nämlich ohne Probleme verlängert werden und da niemand wusste wie lange wir vielleicht auf dieser Insel bleiben mussten, erschien uns das "auf Nummer sicher"-Gehen als die momentan beste Möglichkeit.

Man hatte uns gewarnt, dass man viel Zeit mitbringen sollte und es war auch nicht unbedingt leer, aber wir hatten unsere Bücher und Frühstück dabei, waren somit vorbereitet. Wir waren vor der offiziellen Öffnungszeit dort und es wurde schon gearbeitet - wie verrückt ist das denn? Dann plötzlich.. legte jeder seinen Kram zur Seite und stand auf. Insa und ich schauten erst uns verwirrt an, dann die Mitarbeiter vor uns. Und dann erklang die Nationalhymne. Erst danach wurden unsere Anträge wieder in die Hände genommen und es ging weiter.
Die Abteilung war ordentlich heruntergekühlt, also stark klimatisiert, so dass man es dort auch eine längere Zeit gut aushalten konnte. Einmal ging ich auf's Klo und lehnte mich gegen ein Fenster, da ich noch kurz warten musste und bemerkte, wie mein Rücken warm wurde. Das Fenster war wie eine Heizung hinter mir, denn die Sonne und die Wärme draußen hatten das Glas so stark aufgeheizt, dass es die Wärme nach drinnen abgab.
Vor der Mittagszeit waren wir dann aber durch, nachdem wir kreuz und quer verschiedene Stationen durchlaufen hatten.. Zu dem Vorgehen hier hätte man auch ein Buch schreiben können.

Wir aßen nicht viel zum Mittag, denn für den Abend hatten wir einen besonderen Restaurantbesuch geplant. Dafür telefonierten wir mit unseren Eltern, Update aus Deutschland: Menschen horteten Nudeln und Klopapier. Wow, gönnt euch, Leude. Dafür eine gute Nachricht: Meine Eltern haben nun eine Wildkamera mit der die Katzen, Igel und Marder in unserem Garten aufgenommen wurden. Verstörend war einige Wochen später, dass plötzlich gegen 2 Uhr nachts ein fremder Mensch auf unserer Terrasse herum lief. Super merkwürdig. Corona-Zeiten sind merkwürdige Zeiten.

Aber weiter im Text. Wir liefen noch ein wenig durch die Gegend, schauten uns ein Viertel an, in dem wir noch nicht gewesen waren und das ein paar schöne Ausblicke bot. Ein See hinter dem die Hochhäuser in den Himmel ragten. Etwas Natur in der Stadt.




Wir gingen dann noch durch einige Malls hindurch und ich schaute mal nach Laptops, aber die Auswahl an Geräten, die in Frage kämen, war nicht wirklich groß. Als letztes liefen wir durch eine moderne Mall direkt am Shangri-La Hotel, in dem letztes Jahr zu Ostern so viele Menschen gestorben waren. Nichts erinnnerte mehr daran. Beim Betreten der Mall wurde mit einer Pistole unsere Temperatur gemessen (wir hatten wohl kein Fieber, denn wir durften rein - allerdings war mir zu dem Zeitpunkt so warm, ich hätte mich nicht gewundert, wenn der Sicherheitsbeamte gesagt hätte "näää, du heute nicht") und natürlich wurde alles durchleuchtet, aber das war hier nicht unüblich. Ich weiß nicht, ob erst seit letztem Jahr oder ob das schon länger Standard ist.

Und dann war es so weit, unser Ziel zum Abendessen war geöffnet und wir setzten uns in eine gemütliche Ecke des Bayrischen Restaurants. :D Dunkle Holzmöbel, Hängelampen, man hätte wirklich irgendwo in Deutschland sein können. Großartig.^^ Dann bestellte ich natürlich Schnitzel mit Kartoffelsalat und freute mich wie ein kleines Kind, dass es wie in Deutschland schmeckte. :D Noch einen Mojito dazu (ist doch schließlich das Nationalgetränk von Bayern, oder? :P) und so konnte der letzte Tag in Colombo enden.



Denn am nächsten Tag fuhren wir raus aus der Stadt, nahmen den Küstenzug zwei bis drei Stunden hinunter in den Süden. Leider saßen wir auf der vom Meer abgewandten Seite am Fenster, aber immerhin hatten wir Sitzplätze bekommen.
Allerdings hatten wir uns beim Warten auf den Zug auch super merkwürdigen Ausschlag zugezogen, den wir die nächste Woche beobachten konnten.. Wer mehr davon hören will, muss einmal laut schreien, sonst erspare ich euch die spannenden Details. Wir vermuten, dass es ein Reinigungsmittel war, auf das wir reagiert hatten.


Unawatuna.
Ein kleiner Ort im Süden an der Küste. Wir wollten uns nach dem stressigen Start mit Kolja etwas entspannen und hatten daher für die nächsten Tage nur Strandstationen eingeplant. Hier gibt es so viele schöne Strände, da können wir uns ja langsam durcharbeiten.
Wir aßen in einem der vielen Strandlokale und gingen dann ins Meer. Herrlich! Es ging super steil ins Wasser, so dass man nach 2 oder 3 Metern schon nicht mehr stehen konnte, aber dafür war hinter diesen unruhigen paar Metern, wo die Wellen ordentlich auf den Sand knallten, ruhige See, also perfekt, um ein paar Runden zu schwimmen. :)

Langsam überschlugen sich auch die Meldungen zu Corona. Italien ist im Lockdown und sogar die Grenzen in Europa werden geschlossen. Was bitte passiert denn da?
Sri Lanka ist bisher noch offen, schließt allerdings vorsorglich alle Schulen und verhängte für den nächsten Tag einen Feiertag, damit möglichst viele Menschen zu Hause bleiben... Wir schlossen uns dem Trend an und blieben quasi den ganzen Tag in unserem nett klimatisierten Zimmer. Man könnte es brav Selfisolation nennen, aber wenn wir ehrlich sind, waren wir einfach krass faul und wollten mal einen Tag nur chillen, Netflix gucken, Tagebuch schreiben und mit Leuten auf der ganzen Welt quatschen. Überall war die Lage eine andere und alles änderte sich täglich. In Deutschland ging es jetzt los, dass die Unternehmen Homeoffice einführten. Davon bin ich ja eh ein ganz großer Fan. :P

Erst nachmittags gingen wir mal raus, um einkaufen zu gehen, da wir zum Mittag unsere letzten Kekse aufgesnackt hatten. Am Eingang des Supermarktes bekam jeder einen Spritzer Desinfektionsmittel und dann durfte man rein. Es lief gute Musik, also tanzten wir ein bisschen durch die Reihen und zauberten damit ein Lächeln auf so manches Gesicht. Abends aßen wir dann richtig in einem Restaurant. Das Essen hier ist großartig! Wer Fisch mag, ist in Sri Lanka übrigens auch richtig, aber den essen wir ja beide nicht, also kann ich das nur aus den vielfältigen "Fang von heute"-Angeboten herauslesen.



Nächster Tag, ähnliches Spiel wie am Tag zuvor, nur dass ich nachmittags einmal alleine zum Strand hinunter lief und eine Runde schwimmen ging. Das Wasser war einfach wunderbar und danach setzte ich mich noch auf mein Tuch, grub die Zehen in den groben, fast orangenen Sand und lauschte den Wellen. Es war auch nicht zu heiß, da der Himmel sich etwas zugezogen hatte und es sogar einmal kurz tröpfelte. Die "ich muss so braun werden, dass mich niemand mehr erkennt, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin"-Damen verschwanden wie von Zauberhand aus meiner Umgebung und ich hatte den halben Strand für mich alleine. Wunderbar.
Dafür sprach mich irgendein Obstverkäufer an, der mir unbedingt eine Kokosnuss andrehen wollte. Ich hatte gar kein Geld mit, was ich ihm auch sagte, aber er meinte, ich könne ihn ja später bezahlen. Ja genau...
Damit die Zeit in der Selfisolation noch schneller herum geht, fixte mich Insa mit einem "Stadt, Land, Fluss"-Spiel an, bei dem ich einfach mal konsequent jedes Spiel gegen sie verlor. :D

Nun war aber genug gechillt worden, so dass wir beschlossen einen Ausflug zu machen. Es war nur eine kurze Fahrt mit dem TukTuk nach Galle, der etwas größeren Stadt an der Küste, in der wir auch mit dem Zug angekommen waren. Direkt am Meer lag ein altes Fort, das durch große Stadtmauern vom restlichen Teil der Stadt getrennt war und durch ein riesiges Tor betreten werden konnte. Dahinter befand sich ein kleines Dorf voller süßer Gassen, urigen Gebäuden und alten Kirchen. Kolonialbauten und gepflasterte Bürgersteige - wir könnten auch am Mittelmeer sein, wenn nicht die vielen riesigen Banyanbäume mit ihren herabhängenden Wurzeln gewesen wären. Galle ist die größte erhaltene europäische Festung in Südasien und gehört zum Weltkuturerbe.
Es gab ein paar schöne Kirchen, einen Clocktower, kleine Restaurants und Cafés und natürlich einen Leuchtturm. Man konnte wunderbar auf der Mauer am Meer spazieren gehen und so genossen wir den Tag. Sri Lanka hatte mittlerweile alle Nationalparks bis auf Weiteres geschlossen und so blieben wir wohl in der nächsten Zeit eh am Strand.



Zwei unterschiedliche Banyan-Bäume





Da wir die geniale Idee hatten einen Bestseller zu schreiben, liefen wir im Anschluss an den Fortbesuch durch die Stadt Galle und suchten nach Laptops. Eigentlich sollten die Läden wohl geschlossen haben, aber die meisten waren dann doch auf und bei einem wurde uns einfach kurzerhand die Hintertür aufgeschlossen. Man nahm das wohl nicht ganz so genau. Wir fanden hier aber natürlich noch weniger Auswahl als in Colombo und so kaufte ich keinen Laptop, denn wenn ich schon Geld ausgebe, dann auch für einen, den ich in Deutschland auch weiter nutzen würde. Tja, schade.
Aber wir fanden einen Eisladen, der bis auf uns komplett leer war. Auch gut. Nachmittags versuchten wir dann ein TukTuk zurück nach Unawatuna zu buchen. Über die App. Schnell war auch eines gefunden und man konnte auf der Karte verfolgen wie weit es noch entfernt ist. Man bekam auch das Kennzeichen, also sahen wir es irgendwann kommen und gingen etwas näher zur Straße. Aber der Fahrer fuhr vorbei und kam auch nicht wieder. Häh? Als er dann nach ein paar Minuten die Fahrt cancellte, suchte die App automatisch einen neuen Fahrer, der dann ein paar Minuten später auch angedüst kam und umdrehte und weg fuhr. What?
Tja, wir waren weiß, wir waren Touristen und dieses nette Virus wurde ja von Touristen ins Land gebracht. Man wollte uns nicht fahren. Krass.
Wir ließen die App trotzdem weiter suchen und gingen langsam in Richtung Küste zurück in der Hoffnung, dass dort die Fahrer eher bereit wären uns umherzufahren. Doch der dritte Fahrer nahm uns dann mit und bekam etwas Trinkgeld. Verrückte Sache.


Am nächsten Tag verließen wir Unawatuna dann auch schon wieder und fuhren mit dem Bus eine entspannte Stunde weiter die Küste hinab nach Osten zu einem Ort, der sich Mirissa nannte. Es war noch angenehm kühl und wir hatten diesmal Plätze zur Küstenseite und sahen daher immer wieder hübsche kleine Strände vorbei ziehen und das Meer in der Sonne glitzern. Hach, was für eine wunderschöne Gegend! Palmen, Strand und Meer.
Wir hatten ein Zimmer in einem super kleinen Guest House gebucht, das nur zwei Zimmer hatte und nicht direkt an der Hauptstraße lag, was sehr nett war. Ein kleiner Hof mit einem quirligen Hund (Rexy) und vielen grünen Dschungelpflanzen umgab unser Zimmer und vom Dach oder unserer kleinen Veranda konnte man nachmittags Affen durch die Bäume hüpfen sehen. Sie zogen von der Küste hoch ins Landesinnere.
Frühstück war auch inklusive, wir hatten wieder eine Klimaanlage und einen recht großen Raum mit eigenem Bad. Wir wollten wieder ein paar Tage hier bleiben. Unsere Gastmama war direkt mega lieb und so fühlten wir uns gleich willkommen.
Da in Deutschland alle am Durchdrehen waren mit ihren Klopapier-Hamsterkäufen, machten Insa und ich erst einmal ein Kloselfie mit unserer 'Popodusche'. Wir hatten in Asien keinen wirklich hohen Klopapierverbrauch. Ha!



Nach einem Mittagssnack aus viel Obst und ein paar Keksen, gingen wir runter zum Strand. Dieser war zweigeteilt durch eine vorgelagerte kleine Insel, auf die man auch hinauf gehen konnte. Der Strand auf der östlichen Seite hatte schwarzen Sand und nur wenig Strand, da dieser fast bis zu den Bäumen überflutet wurde. In dieser Bucht waren die Wellen schön lang, so dass es ein paar Surfschulen gab.
Der Strand auf der westlichen Seite lag in einer großen, langgestreckten Bucht mit einem breiten, hellen Sandstrand, dem Hauptstrand von Mirissa.
Wir suchten uns ein Plätzchen im Schatten eines Baumes und dann ging es ins wunderbar erfrischende Wasser. Der Strand war hier deutlich flacher als in Unawatuna, aber die Wellen waren trotzdem recht hoch in Strandnähe. Da es einigermaßen windig war, war das Wasser jedoch auch hinter den Wellen am Strand noch ziemlich aufgewühlt, so dass ich irgendwann beschloss immer mit dem Wind zu schwimmen, um nicht ständig Wasser in die Fresse zu bekommen. Dadurch schwamm ich parallel zum Ufer, stieg dann aus, lief zurück und schwamm die gleiche Strecke noch mal. Ich war heute vier Mal im Wasser und durchschwamm bestimmt 10 mal die Bucht - so kann man es gut aushalten!


Insa und ich hatten beschlossen, dass wir in Indien einfach nicht genug Sport gemacht hatten und dauernd leckeres Essen zu futtern, hilft da natürlich auch nicht und so fingen wir an diesem Tag an in unserem Zimmer Fitness zu machen. Erstmal ein paar allgemeine Übungen, um überhaupt wieder rein zu kommen.. Aber wir merkten schnell, dass wir nicht wahnsinnig kreativ waren und so luden wir uns eine App herunter, die uns in den nächsten Tagen helfen sollte. Muskelkater war vorprogrammiert, wir waren wirklich ziemlich unsportlich geworden...

Am nächsten Tag bekamen wir um 9 Uhr ein leckeres Frühstück auf der Veranda serviert und gingen danach hinunter zum Strand. Diesmal setzten wir uns auf ein paar Liegen im Schatten von großen Sonnenschirmen, die wieder gratis waren, wenn man dort etwas aß oder trank und da wir vor hatten erst am Nachmittag wieder zurück zu gehen, war das Mittagessen hier sowieso eingeplant gewesen.
Ein bisschen schwimmen, dann zeichnete ich ein wenig, zwischendurch lesen, dann wieder abkühlen im Wasser. Was für ein herrlicher Tag.




Der nächste Tag war der 20.03. (ein Freitag) und wir erfuhren morgens, dass es ab 18 Uhr über das Wochenende einen Inselweiten Lockdown geben sollte. Wir hatten das schon in den Nachrichten gelesen, die wir mehrmals täglich aktualisierten und unsere Gastmama informierte uns beim Frühstück noch einmal. Heute gab es "Stringhoppers" mit Dhal-Curry. Stringhoppers sind kleine Nudelfladen aus dünnen Spaghetti-ähnlichen Nudeln und man soll das mit der Hand essen. Wir versuchten es, nachdem unsere Gastmama uns das gezeigt hatte und erwartungsgemäß wurde es eine riesige Sauerei.

Von den Stringhoppern habe ich kein Foto gemacht, dafür hier ein anderer Tag mit anderem Frühstück. :)


Um auf den Lockdown vorbereitet zu sein, gingen wir danach einkaufen in einem komplett überfüllten Supermark. Jeder hatte wohl die gleiche Idee gehabt und so schwitzten wir in diesem viel zu vollen Raum. Insa wurde auch einmal kurz schwindelig. Eigentlich wäre alles angenehm klimatisiert gewesen, aber durch die vielen Menschen und das ständige Öffnen der Tür war es unglaublich warm dort drin. Echt nicht schön. Kann auch eigentlich nicht Sinn der Sache sein einen Lockdown zu verhängen und dann treffen sich hunderte Menschen im Supermarkt. Aber gut...
Wir hatten nun genug Snacks und Trinken für die nächsten Tage und bestellten in unserer Unterkunft Abendessen. Dann müssten wir gar nicht mehr raus und wir waren uns auch nicht sicher, ob die Restaurants überhaupt öffnen durften.

Ich ging also noch ein letztes Mal im Meer schwimmen, bevor wir die nächsten zwei Tage wohl nur unser Zimmer sehen würden. Es waren spannende Zeiten und niemand wusste wie es weiter gehen würde.



Der nächste Blog wird dann mein Lockdown-Tagebuch und somit der vorerst letzte Reisebericht aus Asien... Es kommen aber noch ein paar schöne Bilder und Geschichten. :) Ich gebe mir Mühe. :P