I remember all those times
I felt so confident
When the black was black
The white was white
The gray, I never saw
All the things we take for granted
We never think they'll change
But, they change, they change
I felt so confident
When the black was black
The white was white
The gray, I never saw
All the things we take for granted
We never think they'll change
But, they change, they change
Time is changing almost everything I know
And I'm not sure where I stand or where I'll end
As black and white turn to gray
The picture of me starts to fade
And I'm not sure where I stand or where I'll end
As black and white turn to gray
The picture of me starts to fade
Quietdrive - Picture Of Me
Ab Freitag, 20.03., 18 Uhr verhängte die Regierung Sri Lankas einen inselweiten Lockdown. Wir aktualisierten mehrmals täglich die Nachrichten und holten uns auch über die Touristenseite Sri Lankas unsere Informationen. Dort waren zum Beispiel die Anzahl der sich noch im Land befindenen Touristen (etwa 16.000) und auch die altuellen Corona-Fallzahlen aufgeführt. Der erste nachgewiesene Fall war ein Touristenführer einer italienischen Reisegruppe gewesen und langsam stieg die Zahl an von 30 auf 60 auf 100, bei dem es etwa blieb für etwa 2 Wochen. Die beiden am stärksten betroffenen Provinzen wurden komplett abgeriegelt und es wurden Essenslieferungen organisiert, damit niemand mehr vor die Tür musste. Wir lasen, dass ein paar Zurückkehrer aus Italien sich nicht in eine Quarantäne begeben hatten und dies zu den meisten Ausbrüchen geführt hatte. Alle anderen Gebiete konnten den verhängten Lockdown aussetzen, damit die Menschen Essen einkaufen gehen konnten.
So war es auch bei uns. Am Montag waren die Lebensmittelgeschäfte wieder geöffnet (allerdings auch nur diese, alle anderen Geschäfte hatten weiterhin geschlossen) und man durfte sich bis zum Abend frei bewegen.
So spielte sich ein Rhythmus ein: montags und donnerstags gelockerte Ausgangsbeschränkungen, dazwischen Hausarrest für alle. Juhu. Einkaufen war nur noch mit bedeckter Nase und Mund erlaubt, wobei auch ein um das Gesicht gewickeltes T-Shirt erlaubt war. Masken konnte man allerdings überall ohne Probleme kaufen und natürlich wurde auch das Klopapier nicht knapp. ;)
Als vor dem Supermarkt der langen Schlange (denn es durften nur noch wenige Leute gleichzeitig in den Laden - mit Sicherheit eine sinnvolle Regelung) verkündet wurde, dass das Dal (Linsen) alle sei, gingen ein paar Menschen nach Hause, doch niemand beschwerte sich oder meckerte gar rum. Es war überall außerordentlich entspannt. Jeden Tag gab es neue Informationen von der Regierung und es wurden sogar Hotlines eingerichtet, z.B. auch für Touristen. Ich fühlte mich sehr sicher und gut aufgehoben hier und man hatte das Gefühl, dass die Regierung sehr bedacht mit der Situation umging.
Für uns spielte sich auch eine Routine ein: 9 Uhr Frühstück, 11 Uhr Fitness, duschen, Früchte und Snacks zum Mittag, 17 Uhr Fitness, duschen, 19 Uhr Abendessen. Da wir das Grundstück nicht verlassen durften, machten wir nun halt zweimal 45 Minuten Sport am Tag und schwitzten trotz Klimaanlage ordentlich Wasser aus. Ein paar Mal zwischendurch brachte uns unsere Gastmama aryurvedischen Tee (oder so), der uns helfen sollte und bestimmt unglaublich gesund war. Das Zeug war allerdings wirklich nicht das leckerste Gesöff, das ich je das Glück hatte zu trinken, aber es war lieb gemeint und so tranken wir brav aus.
Zwischen den regelmäßigen Programmpunkten unseres Tages mussten wir die Zeit allerdings trotzdem irgendwie füllen. Insa spielte oft mit dem süßen Hund, Rexy, der sich immer unglaublich freute, wenn einer von uns ihn besuchen kam. :) Ein süßer, kleiner Fellball.
Ich malte ein paar kleine Motive, wenn ich dazu gerade Lust hatte, sonst schauten wir viel Netflix. Wir spielten auch immer noch Stadt, Land, Fluss gegeneinander und langsam wurde ich besser und gewann auch mal einzelne Spiele. Wuhuu. Insas Eltern schickten uns noch Worträtsel aus der Zeitung, die sie schon gelöst hatten und die wir nur mit deren Hilfe lösen konnten. Also Wörter sind echt nicht so meins. Gebt mir ein Logikrätsel und ich bin glücklich, aber Wörter... Naja.
Natürlich redeten wir oft mit unseren Familien zu Hause und da auch in Deutschland die Maßnahmen langsam angezogen wurden, waren auch alle oft zu Hause. Insa telefonierte ein paar Mal mit Freunden und es war spannend was alle so erzählten.
- Homeoffice war das Ding sowohl in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern
- Aber es gab auch viele, die in Kurzarbeit gingen oder Betriebsferien bekamen
- Miri erzählte wie sich die Krankenhäsuer in Bremen auf die Lage einstellten und die Betten mit Beatmungsgeräten hochfuhren, während der Regelbetrieb langsam herunterfuhr
- Spannende Geschichten über Desinfektionsmittel- und Maskendiebstähle in Krankenhäusern (und wir nennen uns eine zivilisierte Gesellschaft?)
- Mehl und Hefe reihen sich in die Liste der Hamsterkäufe ein (den Leuten wird zu Hause wohl langweilig und sie entdecken plötzlich, dass sie einen Ofen besitzen)
- Die Situation in Italien läuft langsam völlig aus dem Ruder :(
- New York wird plötzlich zum Corona-Hotspot...
Und deswegen wurden die Menschen auch mal wieder kreativ, denn man muss sich schließlich irgendwie beschäftigen, wenn die ganze Welt zu Hausarrest verdonnert wird. ;) Bei Netflix war die Serie "Love Is Blind" (ein Datingexperiment bei dem sich die Menschen nur über ihre Stimme und Gespräche kennen lernen ohne den anderen je zu sehen) unglaublich erfolgreich gewesen - Insa und ich hatten die Staffel auch durchgesuchtet in Indien - und plötzlich gab es aus New York eine "Love Is Quarantine" Edition. Online Excel-Tabelle und zwei Typen, die alles organisierten und auf Social Media veröffentlichten. Denn Dating ist ja nur interessant, wenn andere dabei zuschauen können. :P Also mussten die Probanden immer kleine Videos von sich machen vor und nachdem sie ein Telefondate gehabt haben. Man konnte sich anmelden, wurde gematcht und "traf" dann mehrere Leute und telefonierte.
Insa wollte mich eigentlich auch anmelden und schrieb das auch auf ihre Lockdown-To-Do-Liste und ich hoffe es schadet ihr nicht nachhaltig, dass sie diesen Punkt der Liste nie abstreichen konnte. :D Auch mit ihrem Plan mir Tinder anzudrehen war sie gescheitert - sorry Männer, ihr müsst mich außerhalb von online Dating kennen lernen. Lol.
Am Montag und Donnerstag verbrachte ich dann so viel Zeit wie möglich am Strand und im Meer, denn ich musste raus aus unserem Zimmer. Das erste Wochenende war noch entspannt gewesen, aber die Zeit zwischen Montag und Donnerstag zog sich hin und ich wurde immer schlechter gelaunt. Das tägliche Sportprogramm hob die Laune meist wieder etwas und es war auch super nett nachmittags die süßen Affen durch die Bäume ziehen zu sehen, wenn sie über Äste turnten und sich am Stromkabel zum Dach hangelten und plötzlich über mir waren. Aber man war halt gefangen irgendwie. Und das unangenehmste an der Situation war, dass man nicht wusste für wie lange noch. Wenn jemand gesagt hätte: So, drei Wochen und dann ist es geschafft. Dann hätte man drei Wochen durchgehalten und alles ist gut, aber wenn es immer wieder um eine Woche verlängert wird und man das Ende nicht einmal erahnen kann, dann läuft man wie ein eingesperrter Tiger an den Wänden entlang und schaut unglücklich nach draußen.
Die Wellen wühlten das Wasser in Strandnähe immer so sehr auf, dass man komplett versandet war, wenn man aus dem Wasser kam und so stieg ich einmal nach dem Schwimmen noch kurz zurück ins Meer, um an einer nicht ganz so sandigen Stelle das Zeug aus meinem Bikini zu waschen. Klappte auch gut, man konnte an der Wasserfärbung erkennen, wo es sandiger war oder eben nicht. Als ich dann jedoch wieder raus ging, stand ich im hüfthohen Wasser und unterschätzte eine gewaltige Welle, die mich von hinten traf und komplett unter Wasser warf und kurzzeitig umherwirbelte. Mein Knie schlug auf den Boden, ich verlor eine Sekunde lang die Orientierung und dann tauchte ich etwas verwirrt wieder auf. Ich hatte nicht einmal Wasser in die Nase bekommen, aber meine Frisur war ruiniert. :D Die Kraft von Wasser ist immer wieder faszinierend.
Die Tage waren einigermaßen monoton, wobei es uns ja noch gut ging, wenn man bedenkt, dass andere Touristen in Hotels oder Hostels festsaßen, die nicht auf einem großen Grundstück lagen. Aber es bedrückte uns.
Gut, dass wir unser Sportprogramm hatten.. Und es war erstaunlich wie schnell man schon Fortschritte erkennen konnte. Nach 4 oder 5 Tagen war die Haut schon deutlich straffer und wir ärgerten uns, dass wir keine Vorher-Fotos gemacht hatten. Das wäre doch mal interessant gewesen. Wir schwitzten jeden Tag, aber wir wurden besser und das fühlte sich wahnsinnig gut an. Unterarmstütz für eine Minute war plötzlich durchaus machbar, nachdem wir am Anfang schon Probleme mit einer halben Minute gehabt hatten. Und wir motivierten uns gegenseitig. Alleine hätte das keiner von uns so durchgezogen, aber zusammen schafften wir es. Und das war ein gutes Gefühl.
Zwischendurch spielten wir Uno und an einem Abend liefen auf Instagram eine Reihe von Wohnzimmerkonzerten verschiedener Künstler, die ich mir begeistert bis spät in die Nacht anhörte. SDP brachte mich zum Lachen und Revolverheld schickte mich zurück in die Schulzeit. Es wird ein trauriges Jahr werden ohne Konzerte und Festivals. :(
Insa las morgens immer die Nachrichten und alles was es sonst noch spannendes gab, während ich noch so lange schlief, wie es ging.. und dann plötzlich gab es einen weiteren Flug: Die deutsche Regierung hatte Sri Lanka in ihre Rückholflugkampagne eingeschlossen und würde in ein paar Tagen von Colombo mit einem Direktflug nach Frankfurt fliegen. Wir schauten uns an. Erstmal frühstücken, nachdenken. Aber der Preis war unschlagbar: 115 Euro pro Person. Natürlich können später noch Nachzahlungen kommen, aber verglichen mit den 800 Euro... Es war eigentlich eine ziemlich einfache Entscheidung. Wir schauten uns noch mal an, nickten. Wir würden den Flug buchen.
Es wurde ein ziemlich trauriger Tag. Mit dem gebuchten Flug war nun klar, dass unsere beiden Reisen erst einmal enden würden. Kein Nepal für mich, Abbruch nach 8 Monaten. Kein Indien für Insa. Was für ein komisches Gefühl, aber zunächst spürte ich fast nur Erleichterung. Die Tage im Lockdown waren damit endlich zählbar geworden, bald war es vorbei.
Insa nahm es etwas mehr mit, denn sie hatte ja gar kein festes Enddatum für ihre Reise und war seit über einem Jahr nicht mehr in Deutschland gewesen. Aber es war für diese Situation gerade die beste Lösung und deswegen hatten wir auch nicht diskutieren müssen. Wir würden wieder nach Deutschland kommen.
Doch einen freien Tag hatten wir noch, den wir natürlich so lange wie möglich am Strand verbrachten. Wir erkundeten nun auch endlich mal die kleine Insel und machten noch ein paar Fotos von diesem Paradies, das für mehr Tage, als wir geplant hatten, unser Zuhause gewesen war. Mirissa, du bist schön gewesen.
Insa lief viel am Strand auf und ab, ich schwamm hin und her. Ach, herrliches Meer, ich werde dich vermissen.
Die letzten beiden Tage bestanden eigentlich nur aus Warten und einer merkwürdig summenden Vorfreude. Irgendwann musste dann gepackt werden und wir bezahlten unsere Gastfamilie. Für knapp 2 Wochen und zwei Mahlzeiten am Tag nicht einmal 150 Euro pro Person (oder waren es 150 Euro insgesamt? Es war auf jeden Fall sehr wenig). Und das Essen war wirklich gut gewesen! Unsere Gastmama hatte immer versucht uns jeden Tag etwas anderes zu kochen und wusste irgendwann was uns am besten schmeckte. Sie war ein Engel.
Da wir eh noch viel zu viele Rupien übrig hatten, gaben wir ein ordentliches Trinkgeld, denn wir wussten, dass wir in den letzten Tagen die einzige Einkommensquelle für die Familie gewesen waren und jetzt wohl kaum Touristen nachkommen würden.
Zum Abschied malte ich Rexy und wir unterschrieben auf dem Blatt, damit wir nicht vergessen werden. :P
31.03.: Es ging los zum Flughafen. Wir bekamen noch schnell Bananen für die Fahrt in die Hände gedrückt, streichelten ein letztes Mal Rexy und liefen dann zum Taxi. Das hatten wir schon vorab gebucht, damit der Fahrer sich eine Sondererlaubnis holen konnte, um an diesem Tag durch den Lockdown von Sri Lanka fahren zu dürfen. Wir hatten unsere Pass- und Flugdaten durchgeben müssen und er hatte alles geklärt. Es war erstaunlich einfach gewesen. Die Hotline für Touristen hatte uns den Fahrer vermittelt und alles klappte wunderbar einfach und unkompliziert.
Wir rasten über die leeren Straßen der Insel. Nur einmal musste die hochoffiziell aussehende Sondererlaubnis vorgezeigt werden, dann kamen wir auch schon in Negombo an. Der Flughafen war weiträumig abgesperrt, Soldaten ließen niemanden rein. Es wurde mehrmals kontrolliert, dass wir ein Flugticket hatten, dass wir tatsächlich wir sind und dass der Flug heute auch fliegen würde. Auch unser Fahrer wurde noch einmal überprüft und musste sich auf einer Liste eintragen, dann durften wir vorfahren. Der Flughafen war unheimlich ruhig. Wir waren viel zu früh, aber natürlich waren wir nicht die ersten, denn in einem Flieger voller Deutscher als erstes am Flughafen zu sein, ist ziemlich schwer. ;)
Wir lernten in der Schlange ein paar ältere Deutsche kennen, die hier Häuser besitzen. Eigentlich wären sie alle (noch) nicht nach Deutschland zurück geflogen, aber die unsichere Situation und die Angst hier auf der Insel krank zu werden und nicht das gute Gesundheitssystem in Deutschland zu haben, das einem den Rücken stärkt, hatte viele dazu bewogen diesen Flug zu buchen. Mit dem Maskentragen und nichts anfassen nahmen die Herrschaften es jedoch nicht so genau. Aber gut, sie müssen ja selbst wissen, dass sie die Risikogruppe sind.
Wir warteten.. Der Flughafen machte gerade erst langsam auf, denn für heute standen nur zwei Flüge auf dem Plan und beide gingen erst abends. Es war so merkwürdig diesen sonst so geschäftigen Flughafen so leer zu sehen und die Leute waren auch viel ruhiger, als läge eine Decke aus Unbehagen über allen Reisenden.
Dann ging es weiter. Wir kamen durch eine erste Sicherheitskontrolle, dann kam der Check-In, vor dem wir wieder warten mussten. Die Angestellten waren schon da, aber sie sagten uns, dass sie noch warten müssten, der Botschafter wäre unterwegs. Es kamen dann zwei Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, die noch Anweisungen gaben und für Fragen dort zur Verfügung standen. Mit der einen Frau redeten wir auch kurz, denn wir hatten keinen zusätzlichen Zettel, den uns andere Passagiere gezeigt hatten. Sie gab uns dann diese Zettel, die wir noch schnell ausfüllten. Es war ein Krisen- / Katastrophenformular, auf dem wir irgendwas unterschrieben, unsere Notfallkontakte angaben und auch noch ausfüllen konnten, falls wir noch von anderen Menschen wussten, die zurück gebracht werden müssten.
Endlich war unser Gepäck abgegeben und wir liefen durch den leeren Flughafen. Wo einem sonst Werbung für Duty Free Produkte entgegenleuchtete, waren dunkle, verlassene Geschäfte. Teilweise nur mit einem Absperrband als "geschlossen" markiert. Keine Souveniers, keine Elektronikartikel. Aber hey, der Burger King machte gerade auf und Insa und ich waren die ersten Kunden. :D Wer weiß ob es im Flieger etwas geben würde und bis zum Abflug war ja auch noch einiges an Zeit. Wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee, bekamen unser Essen jedoch als erstes. Ha!
Nach dem Essen liefen wir gemütlich zum Terminal, wo wir warteten bis das Boarding gestartet wurde. Überall Deutsche um uns herum, wir mussten plötzliche aufpassen, was wir sagen, man konnte uns wieder verstehen. :D Mist!
Dann kam Bewegung in die Menge. Und unerwarteterweise meldete sich der Kapitän des Fliegers zu Wort und hielt eine Ansprache. Er und seine Crew flogen momentan quasi jeden Tag in der ganzen Welt herum, um Menschen nach Hause zu holen und daher würde auf dem Flug auch nicht alles so ablaufen, wie man es gewohnt sei. Um die Crew zu schützen, standen schon Wasserflaschen an jedem Platz bereit und man konnte sich in der Küche selbst Nachschub besorgen. Es würde nur einmal abends und morgens Essen ausgeteilt werden, danach würden die Crewmitglieder nicht mehr durch die Reihen gehen.
Er erklärte, dass die Condor sich für diese Flüge zur Verfügung gestellt habe, da die Bundesregierung der Fluggesellschaft den Arsch gerettet habe (ich bin mir ziemlich sicher, dass er andere Worte genutzt hat) und sie nun damit etwas zurück geben konnten. Na immerhin.
Insa und ich hatten mit unseren Plätzen mal wieder richtig Glück (nicht) und so saßen wir im mittleren der drei Blöcke. Ich saß dabei zwischen Insa und einem hauchdünnen, kränklichen, älteren Mann, der seinen Urinbeutel zwischen unseren Sitzen ablegte. Kinder, das Gefühl eines Urinbeutels am Oberschenkel ist nicht das angenehmste der Welt, besonders wenn es nicht der eigene ist (vermute ich mal). Ich grummelte schlecht gelaunt vor mich hin in mein Mundschutztuch. Der Typ hatte nicht mal meinen Gruß erwiedert und ich wusste dass ich auf einem Mittelsitz nicht würde schlafen können. Dann fiel auch noch das komplette Boardsystem inklusive Entertainmentsystem aus, so dass man keine Filme schauen konnte. Naja, ich hatte in weiser Voraussicht einiges bei Netflix herunter geladen und konnte mich so sehr lange beschäftigen, aber ich hatte Recht. Ich konnte nicht mehr als maximal eine Stunde dösen und das war eine gut geschätzte Stunde. Wir versuchten unsere Masken / Tuch auch den ganzen Flug vor Mund und Nase zu lassen, aber es war manchmal einfach nicht möglich. Es war unglaublich warm und immer mal wieder hatte man das Gefühl keine Luft zu bekommen. Es wurde der unangenehmste Flug meines Lebens.
Irgendwann freute ich mich, dass es ja schon 4 Uhr war und wir ja gegen 6 Uhr landen sollten, bis ich merkte, dass mein Handy noch auf Sri Lankanischer Zeit war und der Flug somit in den nächsten Stunden ganz sicher noch nicht vorbei wäre. Es wurde eine lange Nacht.
Ziemlich groggy kamen wir dann in Frankfurt an und waren erstaunt, dass es absolut keine Maßnahmen oder ähnliches gab hinsichtlich des Viruses. Also liefen wir zum nächsten Bäcker, besorgten uns Frühstück und gingen zum menschenleeren Bahnhof. Das wunderbare war ja, dass niemand mehr Zug fuhr, so dass wir quasi alleine im Zug saßen und uns in einem Abteil ausbreiten konnten.
Die Morgensonne beleuchtete kurze Zeit später goldgelb den Rhein und die umliegenden Berge, auf denen immer wieder Burgen auftauchten und wieder verschwanden. Süße kleine Dörfer mit hübschen Kirchen zogen vorbei. Was für ein wundervoller Empfang. Und Pläne für mögliche Ziele in Deutschland konnte man auch direkt schmieden. Hier durch das Rheintal mit dem Rad fahren, das sah verlockend aus. :)
Ich schaute aus dem Fenster, bis die Landschaft etwas eintöniger wurde und beschloss ein wenig Schlaf nachzuholen. Drei Sitze nebeneinander ermöglichten ein erstaunlich bequemes Liegen.
In Bremen holten uns dann unsere Eltern vom Bahnhof ab und natürlich umarmten wir uns alle erstmal. So ganz und gar nicht nach irgendwelchen Social Distancing Regeln - ich sah auch einen bösen Blick in unsere Richtung.
Zuhause.