We said we would make memories, not dreams
Baby, it's now or never
So, go home and pack your things
'Cause I don't wanna go through the gates of heaven thinking what we might have missed
Don't wanna waste another day we're given, 'cause we're scared of taking risks
Let's see the eight world wonders, before we're six feet under
Do everything we always talked about, mark them off the bucket list
Go to Rome, stand in awe
Climb a mountain in Nepal
Land in China, walk the wall
We gonna do it all
Dance in Rio in the sun
Head to Vegas for the fun
Do the things we never done, we never done
We never done, we never done
We never done
'Wonders' - The Script
All die bisherigen Wanderungen, Aussichten und wunderschönen Berge waren unglaublich gewesen und ein besonderes Highlight, Nepal hat sich von seiner schönsten Seite präsentiert.
Und deswegen wollten wir noch eins drauf setzen mit dem Annapurna Circuit. Als eine der schönsten Wanderrouten der Welt, sollte es für uns noch mal die Krönung der Wanderungen werden. Alles davor war somit die Vorbereitung auf den nicht zu unterschätzenden Circuit! Mit über 5.400m ist es einer der höchsten Pässe der Welt, den man dort bezwingen muss und liegt sogar höher als das Everest Basecamp. Natürlich schläft man nicht so hoch, aber nach unseren Ausflügen auf 4.600m wissen wir, dass es hart wird so hoch zu gehen. Besonders da wir mit unserem ganzen Gepäck dort rüber müssen.
Ich packte dieses Mal meinen großen Rucksack, denn wir hatten uns noch mal für einen Schlafsack eine Nummer größer entschieden: bis - 20°C. Außerdem hatten wir aus den letzten Wanderungen gelernt und uns als Sparfüchse im billigen lokalen Supermarkt mit Erdnussbutter und vielen Snacks eingedeckt. So kann man am Tag mehrere Euros sparen, denn Honig, Tee und Marmelade kosten immer extra. Wir ernteten oft neidische Blicke. :P Aber natürlich musste der Kram dann auch mitgeschleppt werden..
Bis zum Pass würde es noch etwa zwei Wochen dauern, denn der Annapurna Circuit startet in Besisahar, einem kleinen Ort über 100km entfernt und über 4.000m weiter unten. Dorthin fuhren wir in einer entspannten etwa 5 stündigen Busfahrt mit noch ein paar anderen trekkingbegeisterten Leuten.
Viele nehmen von Besisahar noch einen Bus weiter hoch in die Berge oder lassen sich mit dem Jeep fahren. In den letzten Jahren wurde die Straße immer weiter ausgebaut, so dass man bis nach Manang mit dem Auto fahren kann (wenn es off-road geeignet ist, natürlich). Wir aber wollten den kompletten Circuit mitnehmen. Schummeln gibt's nicht.
Etappe 1: Besisahar bis Manang (bzw. kurz davor)
Da man bis Manang fahren kann und ab dort Aklimatisierungstage eingelegt werden sollten, man also in den Bergen angekommen ist, mache ich hier den ersten Schnitt.
-> Ich kürze Höhenmeter mit hm ab, ok? :P
Eine Übersicht über die erste Hälfte: die grünen Punkte rund um Pokhara sind die Strecke bis zum Pass
Tag 1: Besisahar bis Bhulbhule (9km, 0hm)
Tag 2: bis Shrichaur (16km, 400hm)
Tag 3: bis Karte (16km, 700hm)
Tag 4: bis Chame (17km, 900hm)
Tag 5: bis Upper Pisang (14km, 600hm)
Tag 6: bis Mungii (16km, 100hm)
Insgesamt etwa 90km und 2600 Höhenmeter bis nach Mungii, einem kleinen Ort vor Manang.
Es ging sonnig los. Wir lernten direkt Sam und Mai aus unserem Bus kennen, aßen zu Mittag und machten uns zu viert auf den Weg. Die beiden waren am Ende des Tages recht froh uns dabei gehabt zu haben, denn man musste wieder Flaggen (diesmal rot-weiß für den Circuit) und Pfeilen folgen und diese versteckten sich teilweise sehr gut. Insa und ich waren allerdings von unserem Khopra Ausflug schon daran gewöhnt danach Ausschau zu halten und konnten die beiden ein paar Mal davon abhalten falsch zu laufen.
Es ging durch Reisfelder, die gerade abgeerntet wurden und kleine Dörfer, die von Landwirtschaft leben. Felder, Reisterrassen, Kühe, Ziegen, Schafe und Hühner. Viele Lämmer und Kälbchen. Es war eine wunderschöne "hügelige" Gegend, die ich nicht verpassen hätte wollen. Ein wenig richtiges, ursprüngliches Nepal mit wenig Tourismus. Wir grüßten immer freundlich und bekamen gleichfalls freundliche "Namaste" zurück. Das Grün der Berghänge leuchtete im Sonnenschein und wir arbeiteten uns immer etwas hoch und runter gehend durch die Felder.
Da ging es dann doch nicht lang..
Zwei Tage ging es so durch die Täler, ohne dass wir wirklich weiter nach oben kamen. Ein chinesischer Staudamm war der Grund für eine erstaunlich gute Infrastruktur und so durchquerten wir unseren einzigen Tunnel auf dem Rundweg. Die Unterkünfte und das Essen waren noch akzeptabel günstig und es waren noch kaum Menschen auf den Wanderwegen unterwegs. Die wenigen Gruppen verteilten sich auf die vielen kleinen Dörfer und so konnte man die Gegend gut genießen.
Abends brachte uns Sam ein cooles Kartenspiel bei, das wir "Bhulbhule" tauften, da es eh überall auf der Welt unter Backpackern andere Namen hatte und wir nun mal gerade in Bhulbhule waren. Ich freute mich auf die nächste Runde, aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Sam und Mai gingen am zweiten Tag nämlich weiter als wir, denn die beiden hatten weniger Zeit als wir und Insa schleppte noch ihre Erkältung aus Pokhara mit sich herum.
Häuser auf dem Bild zur Veranschaulichung der Höhe :P
Langsam ging es nun höher. Wir machten immer noch viel mehr Kilometer am Tag als zuvor auf den Wanderungen, aber mit weniger Höhenmetern. Der Annapurna Circuit zog sich lang.
Die Landschaft veränderte sich langsam. Aus den grünen Tälern wurden langsam steinigere Felswände mit vielen Wasserfällen. Der Weg folgte dem rauschenden Fluss in der Talmitte. Wir versuchten der Straße so oft es ging zu entkommen, selbst wenn wir dafür Umwege in Kauf nehmen mussten. Die Seitenpfade gingen oft in steilen Treppen bergauf, verliefen dann parallel zur Straße in einigem Hoch und Runter und führten dann wieder steil auf die Straße zurück. Anstrengend. Bei jeder neuen Treppe riefen wir unseren Schlachtruf "für Thorong La!" und nahmen das Biest in Angriff. Es lohnte sich aber, denn es gab schöne Aussichten und natürlich weder Autos noch Motorräder. Viele Nepalis fuhren nämlich mit ihren Bikes hoch nach Manang, um dort wandern zu gehen und dann wieder zurück zu fahren. Insa und ich beschlossen irgendwann auch mal mit Motorrädern durch Nepal zu fahren - wir werden sehen. :D
Am dritten Tag wanderten wir unten im Tal (bei dem passenderweise genannten Ort "Tal") teilweise im weichen Sand des Flussbettes. Dieser Teil kam einem vor wie ein Strand mitten in den Bergen. Wir hatten noch nicht viel vom Circuit gesehen und schon jetzt verstand ich, warum er als eine der abwechslungsreichsten Wanderrouten der Welt zählt. Heute blühten viele Blumen in den Gärten und an den Wegen. Es war entspannt einfach seinen Blick wandern zu lassen.
Wälder ersetzten langsam die Felder, die Natur wurde rauer, auf eine andere Weise schön. Die Berghänge wurden steiler, es waren keine Hügel mehr.
Wir hatten ja schon viele Begegnungen mit Tieren gehabt und langsam wurden wir entspannter. Da es keine Zäune gibt, musste man sich halt daran gewöhnen, dass plötzlich ein paar Tonnen Muskeln neben einem stehen. Wir landeten an einem Tag mitten in einer Kuhherde und liefen dann eben mit den Tieren mit als wären wir ein Teil der Gruppe. Angst hatten wir nicht mehr. Wenn ein Tier im Weg war, musste man es halt irgendwie zur Seite schieben.
Langsam wurde es kühler und ich zog ab Tag 4 meine kuschelige Leggins anstatt meiner kurzen Hose an. Man merkte, dass der Herbst langsam in den Bergen ankam. Die Bäume verfärben sich rot, gelb und braun und mischten sich mit dem schönen Grün. Mit der Sonne wurde es zwar heiß, besonders, wenn es hoch ging, aber Schwitzen tat man eh.
Sorry für das Desillusionieren - ist sicher ein korrektes deutsches Wort - aber mehrtägiges Wandern ist nicht gerade sauber. Natürlich macht man sich abends sauber und zieht trockene Sachen an, aber am nächsten Tag sind es die alten durchgeschwitzten Klamotten, die man wieder überzieht.. Das einzig Gute: der Schweiß ist immer frisch und stinkt nicht (keine Lüge). Allerdings werden die Klamotten allgemein mit jedem Tag müffeliger, da kann man nicht viel gegen unternehmen.
Da es nun nachts auch kühler war, verschoben wir das Haare waschen in die ferne Zukunft, denn nasse Haare und Kälte vertragen sich nicht gut. Und Insa war schon (bzw. noch) krank und ich wollte es nicht werden. Ich schaffte es drei Nächte in meinem Zopf zu schlafen, bevor ich die Haare durchkämmte und mir einen neuen machte. Irgendwann aß ich etwas, das auf den Tisch des Guest Houses gefallen war und meinte nur schulterzuckend "der Tisch ist mit Sicherheit sauberer als meine Hände". Für alle Menschen mit hohen Hygienestandards: Tut mir leid, dass ihr nie diese Wunder sehen werdet. ;)
Am fünften Tag ereigneten sich ein paar Sachen, mit denen wir nicht gerechnet hatten, die aber zu den tollsten Momenten der nächsten Tage führen würden. Das Glück der Reisenden war - wie so oft - mit uns. <3
Gleich morgens trafen wir Mai und Sam wieder, von denen wir dachten, dass sie schon einige Dörfer weiter seien. Erfreute Umarmungen und die Überlegung heute wieder im gleichen Guest House zu nächtigen. :)
Zweites Frühstück mit Sam und Mai: Apfeltasche, zwei Äpfel und ein Stück Yak-Käse :) Ich bin einfach immer hungrig..
Dann trafen wir an einer schönen Stelle einen begeistert Fotos machenden polnischen Ami, Kamil, der mit seinem nepalesischen Ami-Freund, Sangam, unterwegs war, den wir später kennen lernten. Somit war die Gruppe perfekt. Sechs Fremde, die in den nächsten Tagen zu Freunden wurden. Manchmal ist es so einfach.
Jeep-Suchbild
Der Tag bis nach Upper Pisang wurde spannend und kurz. Zunächst mussten wir der Straße folgen, die dort in eine senkrechte Felswand gehauen worden ist. Ein Jeep im Fluss unter dem Kliff warnte vor allzu unvorsichtigem Fahren an dieser Stelle. Dann bekamen wir den einzigen Regen der ersten zwei Wochen und da es zu warm für eine Jacke war, wurde ich kreativ und zog mir das Regencover meines Rucksacks über den Kopf.
Gegen Mittag kamen wir in dem Dorf 'Upper Pisang' an, das direkt gegenüber der majestätischen Bergkette liegt und tolle Aussichten auf den Annapurna II und Annapurna IV erlaubt. Deswegen gehen auch nur die Leute durch Lower Pisang, die es eilig haben. Es war wunderschön dort und so genossen wir die Aussicht von unserem Gemeinschaftsraum auf die Berge. Insa und ich versackten mit Kamil für 8 Stunden dort und quatschten. Die anderen schauten uns ungläubig an, als sie nach ihren Spaziergängen / Nickerchen zum Abendessen wieder zu uns kamen und wir uns keinen Millimeter bewegt hatten. ^^
Der letzte Tag nach Mungii hatte es in sich. Theoretisch machten wir nur 100hm, doch es ging von 3300m hoch auf 3700m, nur um danach wieder hinunter zu gehen. Kieselige Serpentinen wanden sich steil den Berg hinauf und das einzige, das für die Anstrengung entschuldigte, war die unendlich tolle Aussicht! Niemals hätte ich den unteren Weg nehmen wollen, selbst, wenn ich das doppelte hätte hoch laufen müssen. Niemals.
Langsam kam auch der Annapurna III in Sicht, der aus irgendeinem Grund nicht zwischen II und IV liegt.
Der letzte Teil des Weges führte durch staubige, trockene Ebenen mit Pinienwäldern und ich liebe einfach diesen trockenen Piniengeruch. Die Regenwolken hingen irgendwo in den Bergen hinter uns fest - alles ab hier war unglaublich trocken. Sträucher mit mehr Dornen als Blättern ersetzten das Grün. Unsere Schuhe und Beine passten sich langsam dem Boden an: Sie wurden sandfarben.
Erschöpft fanden wir das tollste, winzige Guest House in Mungii, das für zwei Nächte unser zu Hause wurde.
Etappe 2: Tagesausflüge zum Aklimatisieren und der Weg zum Thorong La Pass
Tag 7: Ausflug zu Ice Lake (auf etwa 4600m)
Tag 8: Ausflug zur Milarepa Cave und dem Annapurna III Gletscher (auf etwa 4200m)
Tag 9: von Manang nach Upper Shreekharka (10km, 600hm)
Tag 10: nach Tilicho Basecamp (5km)
Tag 11: Ausflug zum Tilicho Lake (auf etwa 4900m) und runter nach Khangsar (22km)
Tag 12: nach Ledar (10km, 300hm)
Tag 13: nach Thorung High Camp (6km, 600hm)
Tag 14: Thorong La Pass auf 5416m
Wir hatten mit bestechender Logik (alle Ausflüge, die man zum Aklimatisieren von Manang aus machen soll, sind von Mungii und Braga näher dran) Kamil davon überzeugt mit uns in Mungii zu bleiben. Die anderen drei gingen noch ein paar Kilometer weiter.
Unser Guest House hatte exakt ein Zimmer und das Essen war richtig billig und lecker! Jackpot. Es war eigentlich eher ein Lunchspot für die nepalesischen Biker und so fühlten wir uns direkt wohl. Der Ofen wurde direkt für uns angemacht und feuerte auch richtig, nicht nur alibi mäßig, wie so oft in den Hütten hier in den Bergen.
Eine Rettungsaktion im Dunkeln:
Kamil hatte nicht so viel Zeit wie wir und beschloss an diesem Tag noch zur Milarepa Cave hoch zu laufen. Man sollte um die 2 Stunden hoch brauchen und eine runter, also knapp genug Zeit um vor der Dunkelheit wieder da zu sein. Spoileralarm: es war nicht genug Zeit.
Ich putzte mir, als Kamil weg war, gründlich den Staub vom Körper und entspannte mich mit Yakyoghurt vorm warmen Feuer. Insa und ich hatten gerade unser Abendessen bestellt, als sie eine SMS von Kamil bekam. Es fing gerade an zu dämmern und er machte sich auf den Rückweg. Wir konnten von draußen seine Lampe dabei beobachten, wie sie sich langsam den Berg hinunter arbeitete und dann im flachen Tal ankam. Wir hielten uns durch tanzen warm.
Plötzlich die SMS, dass er die Brücke hier in der Nähe nicht finden würde. Ob wir ihm helfen könnten? Also machten wir uns im Dunkeln mit unseren Taschenlampen auf den Weg. Insa zog schlauer Weise noch ihre Stiefel an, ich tappste in Flip Flops und meinen Stricksocken darin über die staubige Straße. Wir fanden ein Schild und folgten diesem einen Abhang hinunter. Dort verlor sich aber der Weg und wir irrten etwas verloren dort herum. Der Pfad, dem wir folgten, war plötzlich steil und schmal, mehr als gefährlich für mich in Flip Flops. Da ich noch nicht sterben wollte, kraxelte ich zurück zur Straße, Insa folgte kurz nach mir. Insa hatte von hier eine Holzbrücke entdeckt und so gingen wir auf der Straße zu dem einsamen Licht gegenüber von uns. Der Fluss trennte uns um etwa 200m, so dass wir den armen Jungen anriefen.
Wir gingen zurück zu der Stelle mit der Brücke weit unter uns und ich leuchtete so lange mit meiner Taschenlampe darauf, bis Kamil den Weg zu dem Licht und der Brücke gefunden hatte.
Ein paar erleichterte Umarmungen später, saß der arme Junge vollkommen fertig neben uns vorm Feuer. Das war wohl der Moment, in dem wir ihn adoptierten, unseren "Puppy". Wir gaben ihm unsere letzte heiße Schoki, zwangen ihn dazu sein Essen aufzuessen, weil er den ganzen Tag nichts richtiges gegessen hatte und halfen ihm mit Pflastern und Schere bei der Versorgung seiner riesigen Blase.
Ice Lake und Milarepa Cave: zwei Tagesausflüge
Am nächsten Tag machten Insa und ich uns alleine an den Aufstieg zum Ice Lake auf 4600m direkt gegenüber von uns. Tolle Blicke auf das langgestreckte Manang-Tal und die aufgereihten schneebedeckten Gipfel des Annapurna-Himal waren gratis. Es war tollstes Wetter!
Ganz hinten liegt Manang und von dort geht es links ins Tal zum Tilicho See und rechts rum in Richtung Thorong La Pass
Annapurna III - über mir ist der Gletscher, den wir am nächsten Tag besuchten
Auf halber Strecke hoch trafen wir auf Mai und Sangam, die uns erzählten, dass Sam einen Jeep zurück hatte nehmen müssen. Er hatte wohl Höhenkrankheit und dazu merkwürdiges Flimmern vor den Augen bekommen. Auch, wenn wir uns gut fühlten, muss das nichts heißen, wir waren nun permanent über 3000m und das merkte man auch. Der Anstieg hoch war nach den flachen ersten beiden Tagen doch schnell gegangen.
Ich schrieb später mit Sam, dem in Kathmandu bei einem Spezialisten bestätigt worden war, dass wohl alles in Ordnung sei und der nun den Langtang Trek macht.
Der Ice Lake sind eigentlich zwei Seen weit oben in den Bergen mit ein paar weißen Gipfeln im Hintergrund. Es ist schön dort oben, nur leider auch recht windig, als wir dort ankamen. Der Wind verwandelt die Luft so weit oben in eisige Splitter, die versuchen sich einen Weg an deinen warmen Körper zu bahnen. Brrrr. Insa und ich tanzten, was mit Sicherheit ein perfekter Weg zum Aklimatisieren ist und warm hält. Wir blieben etwa eine Stunde auf den 4600m, um unsere Körper an die Höhe zu gewöhnen, dann liefen wir mit kalten Händen schnell wieder runter.
Als ich mit Sangam an der Teehütte auf halbem Weg ankam, rief mir Insa, die mit Mai 10 Minuten vor uns aufgebrochen war, schon entgegen, dass sie jemanden gefunden hätte: Unser Puppy saß Tee trinkend dort und wartete auf uns. Seine Blase am Fuß hatte ihm nicht erlaubt noch weiter zu gehen. Armes Puppy.
Als ich mit Sangam an der Teehütte auf halbem Weg ankam, rief mir Insa, die mit Mai 10 Minuten vor uns aufgebrochen war, schon entgegen, dass sie jemanden gefunden hätte: Unser Puppy saß Tee trinkend dort und wartete auf uns. Seine Blase am Fuß hatte ihm nicht erlaubt noch weiter zu gehen. Armes Puppy.
Am nächsten Tag gingen Insa und ich zur Milarepa Cave, von der wir wussten, dass es sich um eine heilige Anbetungsstätte für Buddhisten handelte. Ein Einsiedler hatte sich dort vor 1000 Jahren von komischen Pflanzen ernährt, war dadurch grün geworden, hatte ein Reh vor einem Jäger beschützt und diesen Jäger als Helfer aufgenommen. Keine Ahnung was genau ihn nun heilig machte, aber die Geschichten in der Bibel sind ja auch nicht weniger absurd. ;)
Unser Gasthaus-Papa hatte uns erzählt, dass heute ein Fest dort oben stattfinden würde. 120 Mönche (Lamas) aus Kathmandu waren hier her gepilgert und tatsächlich, als wir an der ersten Stupa ankamen, sahen wir viele in Rot gekleidete Menschen. Sofort wurden wir eingeladen uns zu ihnen zu setzen und bekamen eine Cola, Kaffee, ein Brötchen und ganz viele Äpfel geschenkt. Frühstückspause, offensichtlich.
Weiter oben waren dann noch mehr Mönche, denn dort auf etwa 4000m war ein Zeltlager aufgeschlagen worden. Wir gingen jedoch erst einmal weiter bis hoch zum Gletscher, den man von ganz nah sehen konnte! :) Es war den ganzen Tag schon bewölkt und dort oben schneite es ein wenig. Es war jedoch nicht so kalt wie bei den Seen gestern.
Auf dem Weg runter, wurden wir zwei mal aufgehalten. Einmal drückten uns Mönche Schneebälle und mir zusätzlich noch einen Stein in die Hand, wodurch wir erstmal ratlos herum standen. Was nun? Wegwerfen könnte beleidigend sein, aber naja, Schneebälle brauchten wir halt auch nicht. Geschweige denn einen Stein. Mist. Dann die rettende Idee: Wir schenkten den Kram einfach den nächsten Mönchen, die den Berg hoch kamen. Sie lachten und bedankten sich, also zumindest nicht alles falsch gemacht. :D
Das nächste Mal luden uns ein paar ältere Mönche zu sich auf den Boden ein im Camp. Wir bekamen traditionellen Buttertee (aus der Region Mustang oder dem Tibet) und Kekse. Der Buttertee war mehr als nur ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber ich trank alles aus.
Viele wollten mit uns reden und zwei der Mönche waren schon einmal in Deutschland gewesen (sogar in Bremen). Wir reden immer super gerne mit den Menschen hier, auch wenn es oft schwierig ist wegen der Sprachbarriere. Aber es ist so schön wie sich alle hier freuen, wenn man freundlich ist und sie ihre paar Sätze und Wörter loswerden können.
Plötzlich war Mittagszeit und wir wurden zum Essen eingeladen. Traditionelles, leckeres Dal Bhat gekocht von den Frauen aus dem Dorf. Wir trafen unsere Gasthaus-Mama wieder, die schon um 2 in der Nacht nach oben gegangen war, um dort Essen vorzubereiten.
Es war einfach so toll gewesen dieser Tag, die Erfahrungen mit den Mönchen. So etwas kann dir niemand verkaufen. Das beste im Leben ist tatsächlich umsonst.
Heute schliefen wir in Manang, das mir gar nicht gefiel. Es bestand quasi nur aus großen Hotels und Guest Houses und kleinen Geschäften und war voll mit Touristen! Keine Ahnung wo die alle so plötzlich her kamen - gruselig! Immerhin konnten wir für einen guten Preis Honig nachkaufen und schossen für weniger als zwei Euro tolle warme Mützen, wie ich sie hier schon öfter gesehen hatte und unbedingt haben wollte.
Am nächsten Tag mussten wir uns von Kamil verabschieden, der komplett bis zum Tilicho Lake durchlief, weil die anderen beiden dort ein Bett für ihn reserviert hatten. Insa und ich waren froh, dass wir nur bis nach Upper Shreekharka laufen mussten, denn es schneite die ganze Zeit und es war wirklich ungemütlich draußen. Bei gutem Wetter wären wir vielleicht auch durchgelaufen, aber dann hätten wir wohl nur noch einen Platz im Gemeinschaftsraum auf dem Boden bekommen. Die Plätze dort waren limitiert und wer zu spät ankam, hatte Pech. Wir kamen am nächsten Tag jedoch früh an und bekamen somit noch einen Raum für uns. Kein Licht oder Strom, aber das erwarteten wir hier oben auch nicht mehr.
Der Weg zum Tilicho Basecamp (unser drittes Basecamp bisher) war eigentlich ein recht entspanntes Hoch und Runter, permanent auf über 4000m Höhe. Nur eine Stelle wurde interessant. Man musste durch ein Gebiet mit einer aktiven "Landslide". Dort kamen unregelmäßig regelmäßig Steine in unterschiedlichen Größen vom Berg gefallen und hüpften auf ihrem Weg hinab über den Pfad. Meistens merkt man davon nichts, aber mir kündigten sich ein paar Steine durch Klackern an. Ich duckte mich unter einem durch, ein weiterer etwa eigroßer Stein flog in Augenhöhe vor mir vorbei. Schrecksekunde. Ich lief schneller und kam aus der Gefahrenzone hinaus wobei ich nur einmal am Stiefel getroffen wurde. Puh. Dafür habe ich die massiven Teile ja. ;)
Wir trafen noch einmal Mai, Kamil und Sangam, als diese von ihrem Ausflug zum Tilicho See zurück kamen und mussten nun endgültig Abschied nehmen. :( Die Freundschaften, die man auf Reisen schließt, sind bittersüß. Meist nur kurz, aber wunderschön.
Am nächsten Tag ging es auch für uns zu dem See hinauf. Von knapp 4200m auf 4900m eigentlich kein Kinderspiel, aber wir überholten entspannt etwa 30 andere Menschen und stapften oben auf dem Plateau durch den glitzernden Schnee. Die Sonne war erst auf der Hälfte der Strecke über die Bergspitzen gekommen, so dass es erst kalt war, dann warm wurde und dann wieder gruselig kalt. Mein Wasser in der Flasche verwandelte sich langsam in Eis und plötzlich fegte uns ein harter Wind entgegen. Keiner konnte heute länger als 15-20 Minuten am See bleiben. Die Luft schien direkt aus der Arktis zu kommen mit der Hoffnung ein paar Menschen in die Hölle zu schicken.
Der Tilicho See ist eins der größten Wunder, das ich bisher gesehen habe mit der unglaublich blauen Farbe inmitten von Weiß und dem nahen, blauen Himmel. Die einzigen Farbtupfer die immer präsenten Gebetsfahnen. Aber ein paar Fotos mussten genügen, denn aushalten ließ sich der magische Ort leider nicht lange. Schade.
Man hatte uns gesagt, dass es hoch 3-4 Stunden dauern sollte. Wir waren nach 4 Stunden wieder im Basecamp und bestellten Pizza. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber wir sind ziemlich fit geworden die letzten Wochen. ;) Generalprobe bestanden.
Also machten wir heute um die 22km und stiegen im warmen Sonnenschein hinab unter die 4000-Marke. Die halbe Strecke zurück zum Circuit war geschafft. Diesmal gab es auch keine Probleme mit herabfallenden Steinen.
Der nächste Tag wurde jedoch wieder auf andere Weise spannend. Wir irrten auf der Suche nach dem Pfad oberhalb von Khangsar durch Felder und Wiesen mit hüfthohem goldbraunem Gras, folgten Wegen, die von den Tieren dort geschaffen worden waren und verfluchten die schlechte Ausschilderung.
Nachdem wir einen Hügel erklommen hatten, sahen wir von oben endlich den Pfad und konnten uns querfeldein dorthin bewegen. Super. :D Ab da wurde es einfach. Es ging noch einmal hoch bis zu einem tollen Aussichtspunkt, an dem schon andere Leute eine Pause machten.
Plötzlich schraubte sich ein riesiger Adler in kleinen Kreisen auf der warmen Luft nach oben und flog knapp über uns hinweg. Zwanzig Menschen stoppten, was auch immer sie gerade taten und beobachteten dieses erstaunliche Schauspiel voller Ehrfurcht. Wow.
Wir blieben diese Nacht in dem auf 4200m gelegenen Letdar und wanderten früh am nächsten Morgen hoch zum High Camp, der letzten Station vor dem Pass. 4850m hoch und damit das höchste, auf dem wir je geschlafen hatten. Der Boden war permanent gefroren und auf der Toilette spülte ich mit Eiswürfeln nach. So einige Leute spürten die Höhe mit leichtem Schwindel und Kopfschmerzen, aber uns ging es richtig gut. Aklimatisierung ist alles.
Die Nacht wurde bitterkalt und ich war unendlich froh meinen - 20° Schlafsack so weit geschleppt zu haben.
Ich konnte zwar nicht schlafen (nicht ungewöhnlich in der Höhe), aber dafür war mir warm und ich lag Musik hörend eingemummelt in meinem Bett. Insa hatte mir den Trick beigebracht die Klamotten für den nächsten Tag unter den Schlafsack zu packen, so dass sie am Morgen nicht eiskalt und klamm sind und so bibberte ich nur ein wenig, als ich um 4:45 Uhr in meine Klamotten stieg. Es war stockdunkel, aber es wanderten schon Reihen von Stirnlampen den Berg hinauf. Etwa eine Stunde später schlossen wir uns gestärkt durch ein leckeres Frühstück den Massen an. Ich hatte meine Wanderstöcke am Rucksack festgemacht, denn meine Hände waren einfach zu kalt. Selbst die Taschenlampe packte ich nach ein paar Minuten weg - ich sah genug vom Weg, hatte ich beschlossen. Langsam kroch das erste zaghafte Licht der Dämmerung über die Bergspitzen. Die Luft war eiskalt. Die Wege stellenweise vereist oder voller Schnee. Meine Zehen und Finger brannten und ich überprüfte alle paar Minuten, ob ich sie noch bewegen konnte. Im Schneckentempo ging es hinter einer Gruppe hinein in die Berge in Richtung Pass, der die beiden Annapurna-Täler miteinander verbindet.
Ab etwa 4000m (je nachdem wie gut man aklimatisiert ist - für uns also eher so ab 4400m) verfällt man wegen der Höhe in einen langsamen Trott, bei dem man versucht trotz hoher Atemfrequenz noch vorwärts zu kommen. Nicht stehen bleiben, aber jeder Schritt ist langsam. Einatmen mit dem linken Bein, ausatmen mit dem rechten. Der Ohrwurm "one foot in front of the other" war vorprogrammiert. Wir waren kurz nach dem Start auf über 5000m. Und es ging noch höher. Trotten, Hände checken, atmen, Pause machen und Eiswasser trinken. Insa musste irgendwann aus meiner Flasche trinken, denn ihr Schlauch war eingefroren und nicht mehr zu benutzen.
Irgendwann kam die Sonne über die Berge und mein Körper konnte sich etwas aufwärmen. Da wir jedoch in Rekordzeit am Pass ankamen, schmierte ich mir gegen 8:30 Uhr dort mit steifen Krallenhänden Sonnencreme ins Gesicht. Interessante Erfahrung. ;)
Thorong La. 5416m.
Endlich verstehe ich warum so viele Menschen das Everest Basecamp machen. Jeder Mensch, der dort oben um den letzten Hügel herum kam und das Schild entdeckte, hatte plötzlich ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht! Pures Glück.
"Ich habe es geschafft. Mein Körper hat mich hierher getragen und mir geht es gut!" Dieser Punkt ist für viele und vielleicht auch für mich der höchste Punkt, den man jemals in seinem Leben erklimmen wird. Ein unglaubliches Glücksgefühl!
Insa und ich machten Fotos, aßen die leckersten Schokoriegel der Welt und dann tanzten wir. Vielleicht nicht so wild wie sonst, aber "I'm on top of the world, yeah!"
Ich musste Pipi (warum gibt es kein Klo da oben?).. Insa sitzt rechts in türkiser Jacke.
Im Bild kann man gut den Sattel erkennen, den der Pass bildet: von rechts kamen wir und nach links ging es weiter.
Wir drehten noch ein Video für Sangam und genossen die feierliche Atmosphäre an der höchsten Stelle des Annapurna Circuits.
Von dem Weg hinunter und der anderen Hälfte des Circuits müsst ihr jedoch wann anders lesen, die Geschichte wird erst noch geschrieben. :)
Bis bald, Kinder :*
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