Dienstag, 12. Mai 2020

Best of India

Indien.
Zwei Monate in einem Land, das ich eigentlich gar nicht vor hatte zu besichtigen. Warum auch? Ich wusste nicht viel über dieses Land, außer dass verdammt viele Menschen darin leben, es dreckig, laut und voll sein soll. Zusätzlich dann noch die gehäuften schlechten Nachrichten, die Indien im Ausland ein außergewöhnlich schlechtes Image geben. Viele Menschen, große Städte und die Emanzipation von Frauen hängt auch noch Jahrzehnte hinterher. Wenig überzeugend. Muss ich mir das antun?

Aber Insa wollte gehen und ich bin kein Mensch, der auf seiner einmal gefertigten Meinung beharren muss, also warum nicht? Ein großer Teil vom Reisen ist es über seinen eigenen Schatten zu springen, Neues auszuprobieren und zu entdecken. Aus seiner Komfortzone ausbrechen und einfach mal etwas machen, das man im Grunde gar nicht machen will. Vor Herausforderungen bin ich eh noch nie zurück geschreckt, also hatte ich schon vor der Abreise gewusst, dass ich irgendwann in Indien landen würde.

Und im Endeffekt wurde ich überrascht. Positiv. Auf vielfältige Art und Weise. Von den Menschen, von der Natur, von der Kultur, sogar von den Städten.
Ich will nicht sagen, dass alles positiv war, denn auch die negativen Erfahrungen gehören dazu, aber ich bin sehr froh, dass ich mit einem offenen Blick in dieses Land gegangen bin. Denn Indien ist das „anderste“ Land, in dem ich je war. Es gibt ein paar Verrücktheiten und Besonderheiten, die ich hier noch einmal kurz zusammenfassen will, falls ich sie in den vorangegangenen Blogeinträgen noch nicht erwähnt habe. Und falls doch, dann halt noch einmal. ;)


Kategorien:

- Geld / Bezahlen
- Menschen
- Essen
- Internet
- Verkehr


Geld / Bezahlen:

Von neugedruckten Geldscheinen, die quasi das Licht reflektieren bis zu zerfledderten Lappen, die beim kleinsten Windhauch zu Staub zerfielen und ungefähr die appetitliche Farbe von Dreck hatten, konnte man alles finden. Ich weiß nicht wie häufig sich die Verantwortlichen ein neues Design für die Scheine ausdenken und herausbringen, aber wir hatten so viele unterschiedliche Varianten in der Hand, dass man vermutlich einfach sein eigenes Design in Umlauf hätte bringen können und niemand hätte bemerkt, dass es Falschgeld war. Die Münzen, die man manchmal als Rückgeld bekam und manchmal nicht, waren genauso unlogisch aufgebaut was Größe und Dicke und Einheitlichkeit anging. Mit denen kam ich nach 2 Monaten immer noch nicht klar.
Ansonsten sind die Rupienscheine eigentlich ganz hübsch, auf einer Seite immer das Gesicht von Gandhi darauf.
Beim Bezahlen musste man dann aber hoffen, dass man entweder den Betrag passend hatte oder der Gegenüber einer der wenigen war, der dir Rückgeld geben konnte. Aus irgendeinem Grund hat einfach nie jemand Bargeld dabei und wenn dann in verschwindend geringen Mengen. Vermutlich wurden wir deswegen nicht ausgeraubt, niemand geht davon aus, dass jemand Geld dabei hat. Ich habe absolut keine Ahnung wie das in diesem Land läuft.
Aber spannend war, dass fast jeder Straßenhändler auch bargeldloses Bezahlen anbot. Code scannen und mit dem Handy bezahlen. Allerdings ist die Smartphonedichte in Indien ganz sicher nicht so hoch wie in Deutschland. Also sind dies alles Beobachtungen und Erfahrungen, aber das Gesamtbild erschließt sich mir nicht. Wie können einerseits fast alle mit alten Handys auskommen und andererseits kein Bargeld dabei haben? Wie kannst du als Restaurant kein Wechselgeld in der Kasse haben?
Einzig in den Bussen funktionierte das System ganz gut: Am Anfang ging der "Schaffner" durch den Bus und sammelte von jedem Geld ein in Austausch für ein Ticket. Wer nicht passend bezahlen konnte, bekam kein Rückgeld, sondern eine Notiz auf dem Ticket. Später ging er dann wieder herum und verteilte das Rückgeld.

Eine Ehrfahrung am Flughafen, die zu diesem seltsamen Brauch passt: Wir mussten für unseren Flug ja das Ticket ausdrucken, was natürlich nicht umsonst war. Kostete 50 Rupien oder so (80 Rupien = 1 Euro), wir hatten allerdings nur 100 klein und das war ein Problem, denn die Dame hinter dem Schalter konnte uns das Rückgeld nicht geben. Auch alle Nachbarn in den Schaltern hatten keine 50 Rupien. Sie musste ein paar Minuten herumtelefonieren, um jemanden am Check-In Schalter aufzutreiben, die uns das Rückgeld dann geben sollte.




Handeln:

Wie in jedem asiatischen Land sind die Preise natürlich nicht fix, zumindest nicht für Touristen. Das fing mit jedem TukTuk an und endete mit Essen und Souvenirs. In den großen Städten nutzen wir Apps, wie Uber und Ola (nur für Indien), um uns TukTuks zu holen und dort sah man direkt den Unterschied: Für die selbe Strecke zahlte man in der App oft nur ein fünftel von dem Preis, den wir auf der Straße bekamen. Selbst wenn wir dann den besten Handeltrick benutzten - einfach weggehen - gingen die Fahrer nicht auf diesen Preis hinunter.
Ich bin kein großer Fan vom Handeln, besonders weil alles in Euro umgerechnet trotzdem noch billig ist, aber verarschen lasse ich mich nicht gerne und so handelten wir was das Zeug hielt. Aber es ist anstrengend. Ich habe immer das Gefühl, dass beide Parteien Verlierer sind anstatt Gewinner.

Also ab zur nächsten Kategorie:


Menschen:

Indien ist voll von merkwürdigen Menschen. Und damit meine ich nicht nur Inder, auch viele Touristen sind hier gehäuft merkwürdig. Aber vielleicht sind ja auch wir komisch. ;)
Ein Beispiel aus Rishikesh:
Wir waren in einem 4er Female Dorm, was im Norden Indiens immer eine gute Idee war. Eigentlich. Dort waren im Winter nämlich so gut wie keine westlichen Touristen unterwegs und Inderinnen reisen in der Regel nicht alleine. Somit hatten wir eigentlich überall den ganzen Schlafsaal für uns alleine. In Rishikesh leider nicht. Die Frau, die schon vor uns in diesem Raum lebte und auch nach unseren drei Tagen nicht dort auszog, war Inderin und irgendwas stimmte mit ihr nicht. Sie verließ den Raum nur, um im Hostel Essen zu bestellen und sie schickte sogar das Personal los, um ihr Chipstüten zu kaufen. Sie hatte leider auch den entsprechenden Körper.. Aber uns ja ziemlich egal was andere Leute machen, solange sie uns nicht nerven. Leider gehörte sie jedoch auch zu dieser Kategorie. Scheinbar hatte sie noch nie zuvor in einem Dorm gelebt, denn die meisten halten sich an ein paar einfache Regeln, die auch oft als "Hausregeln" an den Wänden stehen. Ab 22 oder 23 Uhr keinen Lärm mehr, Licht aus etc. Sowas halt. Normal.
In einer Nacht - Insa schlief schon und ich machte gerade mein Licht aus, es war nach 23 Uhr - bekam sie plötzlich einen Anruf.. und ging dran. Die Tür war exakt einen Meter von ihr entfernt, aber sie kam nicht auf die Idee aus dem Zimmer zu gehen oder den Anruf zu beenden. Insa fragte zweimal nett, ob sie das Telefonat beenden könne, dann musste Insa ziemlich laut und angepisst werden, bevor sie endlich aufhörte zu telefonieren.
An anderen Nächten oder um 6 Uhr morgens aß sie sehr laut aus ihren Chipstüten und sie schaute den ganzen Tag und die halbe Nacht irgendwelche Serien und fing immer wieder laut an zu lachen. Ich habe selten eine so nervige Person getroffen. Naja, immerhin schnarchte sie nicht.

Ansonsten hatte ich eigentlich lieber mit Frauen zu tun, denn in dieser Männerkultur hatten wir nicht nur einmal Probleme mit Männern, die wohl nicht damit klar kamen, dass wir als Frauen widersprachen und mit ihnen Diskutierten. Selbstbewusst und mit großer Wahrscheinlichkeit besser ausgebildet, hat das wohl dem Ego des Gegenüber nicht gefallen. Das Problem, wenn wir im Recht waren: Die Männer konnten das nicht zugeben und das schien sie noch wütender zu machen. Es war anstrengend und so sinnlos. Indien hat in der Hinsicht noch einen weiten Weg vor sich.

Aber nicht nur in dieser Hinsicht. Die allgemeine Armut ist da wohl eher das größere Problem. Wir kamen in unserer Zeit mit vielen Bettlern in Kontakt, von Frauen mit Babys, die Milch wollten, über Kinder, die unsere getragenen, verschwitzten Socken wollten (was zur Hölle?) bis zu Menschen mit starken Behinderungen, die quasi zur Schau gestellt wurden. Einmal sahen wir sogar eine Kuh, der ein 5. Bein an der Schulter wuchs und die an der Straße gesegnet wurde. Menschen spendeten Geld.
Uns wurde irgendwann von einem Inder erklärt, dass es ein staatliches Hilfsprogramm für Menschen unter einem bestimmten Einkommen gibt und dass die Bettler auf den Straßen in der Regel zu Banden gehören würden. Da die Tricks und Maschen vielerorts gleich waren, kam mir das auch nicht sehr unwahrscheinlich vor. Alle Menschen, die sich von dir Geld erhofften - ob nun TukTuk-Fahrer, Bettler oder Priester in Tempeln, die dir rote Farbe an die Stirn klatschen wollten - waren unglaublich penetrant, alle anderen Menschen, die wir kennen lernten, waren freundlich, hilfsbereit und sehr nett. Schade, dass man als Tourist in Indien fast nur mit ersterer Kategorie zu tun hat. Es war auch immer sehr schön für uns in Restaurants zu gehen, die abseits der touristischen Plätze liegen, natürlich waren die Preise dort einerseits geringer, aber noch besser war, dass die Menschen dort immer so begeistert waren mit uns reden zu können und sie kamen gar nicht auf die Idee uns verarschen zu wollen. Ein paar Mal verrechneten sie sich auf der Rechnung sogar zu unseren Gunsten, was wir natürlich aufklärten. Auch anders herum wurde sich in Hostels und Restaurants immer mal verrechnet, so dass wir immer alles genau nachprüften. Manchmal war es gar nicht mal wenig.

In Pushkar trafen wir eine Frau, die Saskia (und danach auch mir) ein Hennatattoo machte und dabei von sich erzählte. Eine fröhliche Frau, die viel lachte und so alt war wie wir. Sie hatte mehrere Kinder und sie hatte ihren Mann verlassen, weil er trank, um hier in der Wüste in einem Zelt zu leben. Sie versuchte genug Geld zu verdienen, damit die Kinder in die Schule gehen konnten, denn sie selbst konnte nicht lesen und hatte nie einen Beruf gelernt.
Für uns kaum vorstellbar welche Entscheidungen sie hatte treffen müssen, um sich in diesem Land mit so vielen Menschen, so wenig Geld und kaum einer Perspektive, alleine mit ihren Kindern auf den Weg zu machen.



Eine andere spannende Sache, die für uns wie aus einem anderen Jahrtausend anmutet, sind die arrangierten Hochzeiten, auf die ich noch einmal kurz eingehen will. Denn - mal ehrlich - man hat seine eigene Vorstellung davon, wie zwei Menschen und besonders junge Frauen zu einer Zwangsehe gezwungen werden und für die Entscheidung ihrer Eltern leiden müssen. "verkauft werden", "junge Braut, alter Bräutigam", etc.
So ist es aber tatsächlich in den meisten Fällen gar nicht. Nicht überraschend, dass auch dieses Vorurteil so also nicht stimmt. Es ist tatsächlich korrekt, dass der Großteil der indischen Hochzeiten "arrangiert" ist durch die Eltern des Brautpaares, aber es läuft anders ab, als wir uns das vorstellen.
Wenn ein Mann oder eine Frau sich bereit fühlt eine Familie zu gründen, kann er/sie zu seinen Eltern gehen, die nun einen riesigen Apparat an Bekanntschaften und Verwandten zum Laufen bringen, um nach einem geeigneten Partner zu suchen. Und dann gibt es Treffen. Man sieht sich mehrere Male, lernt sich kennen und entscheidet dann, ob man sich verloben möchte. Jeder der beiden hat dabei die Möglichkeit nein zu sagen.
Natürlich gibt es besonders in den größeren Städten, in den höheren Schichten, bei den moderner erzogenen jungen Leuten, auch viele, die sich so kennen lernen, wie es für "uns" üblich ist und in Beziehungen sind, die auch wieder auseinander gehen.
Als uns die Mechanismen der "arrangierten Ehe" erklärt und beschrieben wurden, war ich positiv überrascht, denn im Grunde ist dieses System nichts anderes, als ein Hilfsmittel zur Partnersuche. In westlichen Kulturen greifen junge Menschen oft auf Dating-Apps zurück, wenn sie keinen geeigneten Partner kennen lernen konnten, hier übernimmt diese Funktion ein Netzwerk von unglaublich gut vernetzten Menschen. Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt und plötzlich taucht dieser Partner auf, der vielleicht sogar gleich um die Ecke wohnt.
Wenn beide Partner hinter diesem Konzept stehen, die Entscheidung treffen zu heiraten und den Willen mitbringen dies alles durchzuziehen, wieso sollte so eine Ehe nicht glücklich sein? :)

Ich könnte noch mehr über Hochzeiten erzählen, aber da wir es leider nicht geschafft haben, auf einer indischen Hochzeit aufzutauchen, behalte ich mir dieses Thema für irgendwann später vor und gehe über zu dem nächsten:


Essen:

Ahhh ja! Essen gehört zu Indien, wie die heiligen Kühe auf der Straße. So unterschiedlich die Kulturen, Sprachen und Gegenden in Indien sind, so unterschiedlich sind auch die Gerichte. Das einzige, das immer gleich lecker bleibt, ist der leckere, süße Chai. Würzig, mit Milch und viel Zucker, kann man diesen an jeder Ecke und zu jeder Tageszeit frisch gekocht genießen. Traditionell bekommt man diesen in der Größe von Espresso-Portionen für 10 Rupien (~12 Cent). Ich brauchte nicht lange, um süchtig danach zu werden. ;)
Die größte Besonderheit der indischen Küche ist wohl das fleischlose Kochen. Indien ist das Land mit dem größten Anteil von Vegetariern in der Welt und dementsprechend wenig Fleisch gibt es. In Gegenden mit höheren Anteilen von Moslems gibt es dagegen auch öfter Fleisch auf den Speisekarten, natürlich alles halal.
Wenn eine Kultur seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden vegetarisch kocht und eine ganze Palette - für uns - exotischer Gewürze zur Verfügung hat, dann ist es kein Wunder, wenn daraus die leckerste Auswahl an Gerichten entsteht, die man sich denken kann. Wir waren im Himmel. Die besten Currys, Paneer (indischer Weichkäse) und alle Varianten von Roti / Naan (Brot).
Das was in Nepal "Dal Bhat" ist, wird hier "Thali" genannt und kann überall bestellt werden. Es ist oft das schnellste Essen, das man im Restaurant bekommen kann, da es immer vorrätig ist. Es besteht aus Reis, Brot, meist Kartoffelcurry, Dal (Linsensuppe), Gemüse und oft einer sahnigen Soße. Von Region zu Region ändert sich auch die Art des Thalis, was es immer wieder spannend machte, dieses Essen zu bestellen.





Und im Unterschied zu Nepal, gab es hier wieder eine reichhaltige Auswahl an Streetfood, das einfach zu Asien dazu gehört. Indien setzte allerdings noch mal einen drauf und wir ernährten uns oft von Samosas (Teigtaschen mit meistens Kartoffelfüllung). Es gab so viel unterschiedliches Essen, dass wir nicht alles ausprobieren konnte - oft war es auch schwer herauszufinden, was das Essen sein sollte oder aus was es bestand. Da half dann auch die Sprachbarriere nicht, denn die meisten Straßenverkäufer konnten für diese Gespräche nicht gut genug Englisch. Also einfach ausprobieren oder liegen lassen.

Irgendwann fiel uns auf, dass 90% der Wörter, die wir auf Hindi konnten, mit Essen zu tun hatten. Neben "Hallo" und "Danke" konnte ich irgendwann Kartoffel, Erbse, Linse, Spinat etc., was einem bei der Auswahl seines Currys im Restaurant sehr half. ;) Und natürlich unser Lieblingswort: Wasser - "pani".

Zur Not konnten wir allerdings immer noch googlen, denn wir hatten uns direkt am ersten Tag in Indien eine SIM-Karte besorgt.


Internet:

Wir hatten von mehreren anderen Reisenden gehört, dass es mitunter recht kompliziert sei an eine SIM-Karte zu kommen, aber uns half unser super netter Hotelbesitzer und so hatten wir direkt Internet.
Über die Konditionen mussten wir ein bisschen lachen. Man hatte nämlich JEDEN Tag 1,6GB Datenvolumen zur Verfügung und noch ein paar Extras. Für wenig Geld. ;) Als wir nach den ersten 30 Tagen unsere Karte wieder aufluden, schauten wir uns die Konditionen mal etwas genauer an und wenn man direkt für ein Jahr bezahlte, dann musste man heruntergerechnet auf einen Tag nicht einmal 10 Cent bezahlen. Die 56 Tage, die wir uns gönnten, kosteten auch nur ein paar Euro. Deutschland, nimm das!
Erstaunlicherweise war auch der Empfang fast überall echt gut. Flächendeckend 4G und sogar inmitten der Wüste und auf langen Bus- oder Zugfahrten durch dünn besiedelte Landstriche, konnte man gut im Internet surfen.

Interessant war noch, dass man im (kostenlosen) Roaming landete, sobald man den Staat verließ, in dem man die SIM Karte gekauft hatte. Als würde man in ein neues Land reisen..

Aber nun zur letzten Kategorie - irgendwie ist das hier schon wieder etwas ausgeartet. Sorry. :D


Verkehr:

Ich dachte Kathmandu oder Bangkok wären schlimm gewesen.. Ich habe mich noch nie so sehr geirrt bei etwas. Es war einfach nur ein komplettes Chaos auf den Straßen und das ständige Hupen sorgte für eine Lautstärke, die kaum noch erträglich war. Das war wirklich das einzige, das mich nachhaltig an Indien gestört hat. Alles andere kann ich irgendwie eine längere Zeit ertragen, aber das Hupen ging mir schon am ersten Tag auf die Nerven und ich gewöhnte mich auch nicht wirklich daran. Natürlich wurde man irgendwann "taub" und ignorierte das Hupen, denn die Roller- und TukTuk-Fahrer fuhren schon irgendwie an einem vorbei. Aber angenehm war es trotzdem nicht.
Hier gilt natürlich, wie überall in Asien, das Recht des Stärkeren, also hatten LKWs und Busse Vorfahrt, einfach weil sie es konnten.
Als Fußgänger lernten wir den geheimen Handwedler, mit dem man beim Straße Überqueren die Roller und Autos anhalten konnte, was die einzige Situation war, in der nicht gehupt wurde. Spannend. Aber auch notwendig, denn die wenigen Ampeln, die wir in den Städten fanden, funktionierten zu 90% gar nicht. Da war man an ein paar großen Straßen manchmal echt aufgeschmissen. Wir waren ein paar Mal kurz davor einen TukTuk-Fahrer heranzuwinken, einfach um uns auf die andere Straßenseite bringen zu lassen. Niemand hält sich nämlich an die vorgegebenen Spuren auf der Straße, so dass man nicht einmal stückchenweise - Spur für Spur - über die Straße gehen konnte, wie wir das in Myanmar so erfolgreich gemacht hatten. Also Augen zu und durch, wenn mal etwas weniger Verkehr war.



Wir unterhielten uns natürlich auch mit dem ein oder anderen TukTuk-Fahrer und einer von denen erzählte uns, dass 90% der Fahrer gar keinen Führerschein besäßen. Joa, gut. Aber macht ja auch nix, es gibt ja eh keine Regeln, die befolgt werden und wenn man von der Polizei erwischt wird, dann kann man angeben, dass man gut mit Gandhi befreundet ist. Da Gandhis Gesicht auf jedem Geldschein gedruckt ist, also nur ein Synonym für Bestechung. Funktioniert wohl ganz gut.
Aber eigentlich konnten die Leute alle recht gut fahren, will ja niemand sein TukTuk zu Schrott fahren, wenn man sich die Reparatur nicht leisten kann. Manchmal ging es um Zentimeter, aber passte immer irgendwie.



Ich könnte natürlich noch anfangen über Hinduismus und die vielen Götter zu berichten, aber das ganze System ist so unendlich komplex, dass ich da nicht einmal ansatzweise durchsteige. Ich weiß nur, dass Insas Lieblingsgott "Ganesha" ist, der Elefantengott, und ich aus irgendeinem Grund immer "Hanuman" cool fand, den Affengott.

Indien war ein spannendes Land, in dem ich so viele Erfahrungen machte, die man in Europa schwer machen kann und die ich nicht würde missen wollen. Und obwohl ich so viel geschrieben habe, sind das alles nur kurze Eindrücke von den zwei Monaten, die wir in diesem Land gelebt haben.

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