Freunde sind wie Sterne: Du siehst sie nicht immer, aber sie sind immer für dich da.
- Zitat von Unbekannt
Eine der faszinierendsten Sachen am Reisen ist eigentlich wie schnell man Freundschaften schließt. Man besucht so viele neue und wundervolle Orte, aber die Tage, die einem am stärksten in Erinnerung bleiben, sind die Tage, die mit Freunden verbracht wurden. Mit Menschen, die entweder für kurze Zeit zu Weggefährten werden oder innerhalb von Stunden zu unglaublich guten Freunden. Menschen, zu denen sich starke Bande formen, auch wenn man nur sehr wenig Zeit hat, um sich kennen zu lernen. Aber es ist eine umso intensivere Zeit und so scheint man schneller zu dem Wesen eines Menschen durchzudringen, als bei den vorsichtigen Begegnungen in Deutschland.
Ich habe zwar bisher noch nicht viele meiner Reisefreunde wieder getroffen, aber mit erstaunlich vielen halte ich immer noch Kontakt. Entweder über WhatsApp oder Instagram. Menschen, die ich vor Jahren oder erst vor ein paar Monaten kennen gelernt habe. Man schreibt sich gelegentlich, man hält sich auf dem Laufenden.
Verrückterweise hat es auch nie richtig geklappt meine Iguazu-Crew wieder zu treffen, obwohl die drei Mädels auch aus Deutschland kommen: Sophia, Caro und Annika. Sophia war einmal geschäftlich in Bremen gewesen, so dass wir uns für einen Abend hatten treffen können, aber das war es auch schon gewesen. Drei unglaubliche Tage in Argentinien und Brasilien am Weltwunder-Wasserfall und dann fünf Jahre ohne dass ein Termin in Deutschland zustande kam. Aber jetzt hatte es geklappt. Ich war flexibel und wollte eh in den Süden Deutschlands, weil ich dort noch nie gewesen bin, bis auf ein paar kurze Städtetrips nach Stuttgart, München oder Nürnberg.
11. Juni bis 15. Juni 2020
Meine erste Station auf dieser leicht improvisierten Corona-Reise war also Marburg - ein altes, süßes, kleines Studentenstädtchen in Mittelhessen, in dem Annika wohnte. Sie holte mich vom Bahnhof ab - lange nicht gesehen und doch sofort wiedererkannt. ;) Es war als hätte es die letzten Jahre nicht gegeben. Wir redeten sofort über alles Mögliche und lachten viel zu viel. Ich lernte ihre verrückte und super nette WG - inklusive WG-Katze - kennen und dann schauten wir uns das Städtchen an. Eine wundervolle historische Altstadt, die im zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden war, erstreckte sich an einer Bergflanke. Über der Stadt thronte das Landgrafenschloss, von dem man einen tollen Blick auf die darunterliegenden Stadtteile hat. Wir schlenderten durch süße kleine Gassen, stiegen Treppen hinauf und schauten uns kurz die berühmte Elisabethkirche an, die wohl auch als Vorbild für den Kölner Dom gedient hatte. Was ich auch total nicht auf dem Schirm gehabt hatte: Es war Feiertag hier in Hessen. Fronleichnam. Auf dem Markplatz lagen Blumen gestreut und als vollkommen unwissende Atheisten, die wir sind, mussten Annika und ich erst einmal googeln was denn so passiert war an diesem Tag und wieso man ihn feierte..
In Marburg befanden wir uns dann auch noch in einer "märchenhaften" Stadt mit vielen kleinen Figuren und Statuen zu deutschen und internationalen Märchen. Mal versteckt, mal ganz offensichtlich ein Teil der Stadt. Außerdem konnte man kleine Auszüge aus berühmten Büchern lesen, festgehalten auf einer offen aufgeschlagenen Seite einer Metallskulptur des Buches: Der kleine Hobbit, Sterntaler, ...
Es war eine schöne Stadt mit vielen jungen Menschen auf den Straßen, auch wenn wohl etliche aus ihren WGs zeitweise wieder zurück in die Heimat gezogen waren während der Corona-Zeit. Vorlesungen fanden, wenn überhaupt, ja nur online statt. Aber man konnte überall den Einfluss der Studenten sehen: Viele kleine Kneipen und Bars und Plakate oder bemalte Stoffe, die politische Statements abbildeten und aus den Fenstern hingen. Mein Lieblingsspruch war jedoch weniger politisch und zierte eine überwucherte Fassade eines kleinen, verwunschenen Häuschens: "Wir sind die Enkelinnen der Hexen, die ihr nicht verbrennen konntet." Und irgendwie glaubte man das auch. Mir begegneten erstaunlich vielen Katzen in den Gassen und ja, auch in der WG - alle waren schwarz. Zufall? Ich denke nicht. :P
Am nächsten Tage fuhren Annika und ich dann zusammen runter nach Schwäbisch Hall zu Sophia und ihren Eltern. Zu Fuß wohnten die beiden Familien etwa 3 Minuten auseinander. Wie äußerst praktisch! :) Ich wohnte zunächst zwei Nächte bei Annikas Eltern, dann eine Nacht bei Sophia. Und obwohl ich ein wenig brauchte, um alle dort einigermaßen zu verstehen (es ist zu süß wie ihr redet, Kinder!), fühlte ich mich mega willkommen! Einfach so liebe Familien und so eine tolle Zeit!
Wir entspannten uns bei plötzlich schönstem Sonnenschein und warmen
Frühsommertemperaturen am See, schauten uns Schwäbisch Hall an und saßen lange
im Garten, um zu reden.
Schwäbisch Hall ist eine Stadt, die zwar irgendwie jeder kennt (als wären wir nicht alle vollkommen werbegeschädigt), zu der man aber trotzdem nicht unbedingt zum Urlaubmachen hinfahren würde. Was echt traurig ist, denn die Stadt war super schön! Rote Dächer, alte Gassen und ein Fluss, den ein paar urige, überdachte Holzbrücken überspannten. Dann stolperten wir über einen winzigen Weingarten neben einer Infostelle über Salzabbau, der die Stadt einst reich gemacht hatte. Eine entspannte Kleinstadt, die einfach ein zufriedenes Gefühl von Sauberkeit und Ruhe vermittelte. Und trotzdem genug Sehenswürdigkeiten zum Anschauen bot. Wir schafften es nicht einmal alle anzuschauen, weil wir dann in einem Café am Park versackten, etwas Leckeres aßen und tranken und einfach für immer redeten. Es gab keine schönere Atmosphäre, um uns alle auf den neuesten Stand unserer Leben zu bringen. Ich hoffe nur, dass nicht wieder 5 Jahre vergehen, bis wir uns wieder treffen! ;)
Am letzten Tag war das Wetter wieder schlecht, aber mit Regenschirmen bewaffnet, konnten Sophia und ich trotzdem noch durch einen ruhigen, kleinen Wald spazieren. Mein in Myanmar gekaufter Regenschirm ist auch in Deutschland ein äußerst wichtiges Reiseaccessoire! :P Danach belohnten wir uns mit dem Rest von Sophias Familie mit einem großen Stück Torte im Café mit den leckersten Torten und Kuchen. Es ist immer gut, wenn man Leute besucht, die kennen die ganzen guten Plätze zum Essen, Entspannen und auch Anschauen.
Glücklich mit dem ersten Teil meiner kleinen Deutschlandreise, musste ich nun langsam meine nächsten Schritte planen. Sophia lud mich natürlich ein noch eine Nacht zu bleiben, da sie eh im Homeoffice arbeitete. Und ich dachte auch wirklich darüber nach, aber so sehr ich auch einfach entspannt dort bleiben wollte, wo es die besten Menschen und gutes Essen und noch ein paar unbesichtigte Sehenswürdigkeiten und Kuriositäten, wie z.B. eines der teuersten Gemälde in einem deutschen Museum, zu sehen gab, irgendwann muss ich ja doch fahren und ich hatte nur noch 5 Tage, um pünktlich zum Wochenende in der hintersten Ecke Deutschlands zu sein, in Berchtesgaden.
15. Juni bis 19. Juni 2020
Also informierte ich mich und buchte den Zug nach Füssen, wo ich eine nette Unterkunft gefunden hatte mit relativ billigem Einzelzimmer, aber Jugendherbergen-ähnlich, so dass es auch eine moderne Küche gab, was mir sehr gefiel. Dann muss ich nicht so oft Essen gehen. :)
Top, somit war das nächste Ziel Füssen und damit Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau. Wenn man schon mal im Süden ist, muss man natürlich diese Highlights mitnehmen! Ich freute mich schon sehr! Und natürlich gab es dort auch Berge! Wie wundervoll!
Füssen erreichte ich nach einer recht langen Zugfahrt mit mehreren Umstiegsstationen, aber ohne Verspätung, in wundervoll einladendem, wolkigem Nieselwetter. Bisher tat immerhin die Deutsche Bahn (und alle lokalen Unternehmen) wofür man sie bezahlte, das Wetter dagegen tat sich noch etwas schwer, aber es bekam ja auch kein Geld von mir. Etwas fies war nur, dass in Norddeutschland echt gutes Wetter war und alle Leute anfingen Strandbilder zu posten. :D
Aber gut, kann man nicht ändern und so plante ich abends die nächsten Tage und beschloss auf jeden Fall bis Donnerstag zu bleiben, denn man konnte hier genug unternehmen und mir gefiel die Unterkunft.
Und so fuhr ich am nächsten Tag zur Tegelbergbahn, um damit in die Berge zu düsen und dort oben wandern zu gehen. Keine fünf Minuten später stand ich in einer geschlossenen Wolkendecke und musste etwas lachen. Die Sicht war absolut bescheiden. Somit war ich natürlich auch komplett alleine, als ich auf den Gipfel des Branderschrofen wanderte. Erst ein netter Wanderpfad, dann ging es plötzlich über steilen Fels nach oben. Stahlbänder erleichterten den Aufstieg und solange ich das Seil nicht los ließ, fühlte ich mich auch sicher. Vielleicht half es auch, dass ich dank der Wolken gar nicht sehen konnte wie weit und steil es an diesen Stellen bergab ging. Überrascht fiel mir etwas auf: Ich war auf etwa 1800m Höhe und ich merkte schon hier, dass ich schneller atmete. Ich armes Flachlandkind.
Da man eh nichts sehen konnte, wanderte ich also munter weiter mit meinem Regenschirm in die Berge hinein. Ich begegnete maximal drei Leuten, die schnell wieder im Nebel verschwanden. Also stieg ich auf die etwas einfacher zu erklimmende Ahornspitze und dann ging es weiter hinunter in ein tolles Almgebiet.
Saftig grüne Wiesen, gesprenkelt mit bunten Farbtupfern der Wildblumen, die dort wuchsen und im Hintergrund die dunklen Silhouetten der Nadelbäume vor manchmal aus den Wolkenschwaden herausschimmernden Felsformationen. Was für eine magische, geisterhafte Welt. Wäre vor mir ein Irrlicht aufgetaucht, hätte mich das kaum gewundert und ich wäre ihm ohne zu zögern sofort gefolgt. Vielleicht war es hier sogar schöner im Regen als es im Sonnenschein je sein könnte.
Da das Gras natürlich klitschnass war, dauerte es auch nicht lange, bevor mein Hosenboden Bekanntschaft mit dem matschigen Weg machte. Juhu. Na, immerhin fiel ich weich, was man etwa eine halbe Stunde später nicht sagen konnte, als ich auf einer absolut nicht trittsicheren Holzbrücke ausrutschte und unangenehm auf meinem Steißbein landete. Es ging so schnell, ich bekam nicht mal mit, dass ich fiel.
Der Rest des Weges führte leider an einer Forststraße entlang, die zwar genauso leer war, wie der Rest der Berge, aber halt auch nicht wahnsinnig schön. Ich war also froh, als ich den Teil endlich hinter mir hatte und plötzlich das Schloss Neuschwanstein vor mir auftauchte! Ein verwunschener Wald, der zu einem Märchenschloss führte. Was für eine verrückte Welt war dies? Ich besuchte die berühmte Marienbrücke, von der man den tollsten Blick auf das Schloss hatte. Coronabedingt musste man hier eine Maske tragen, aber es war nicht wirklich voll, denn die Horden von asiatischen Reisegruppen, die sonst diese Gegend belagern sollten, waren nicht da. Nur ein paar deutsche Touristen, die Heimaturlaub machten, ein paar junge Paare und ein paar Familien. Naja, und ich.
Ich ging durch eine hübsche Schlucht weiter hinunter, ließ aber die beiden Schlösser erst einmal aus und ging an einem ruhig zwischen den Bergen gelegenen See vorbei über Wiesen zurück nach Füssen. Ich war über 7 Stunden unterwegs gewesen, hatte nicht wirklich eine Pause gemacht und dabei 23km zurückgelegt. Erstmal Beine hochlegen!
Eigentlich wollte ich es am nächsten Tag etwas ruhiger angehen.. aus Gründen.. und mir entspannt die Schlösser anschauen, aber ich bekam nur noch für den übernächsten Tag einen Termin für eine Führung im Schloss und so ging ich halt wieder bei mäßig gutem Wetter in die Berge. (Jannis ist nun im September dort unterwegs gewesen und hatte erzählt, dass die Termine für Schlossführungen schon Wochen oder sogar Monate im Voraus ausgebucht sind, da die Gruppengrößen ja immer noch reduziert waren. Ich hatte also wohl doch ziemlich Glück gehabt, dass ich überhaupt so spontan einen Termin hatte buchen können.) Immerhin regnete es nicht und auch die Sonne zeigte sich. Allerdings nur im Tal. Sobald ich mit der Breitenbergbahn nach oben fuhr, verschwand ich wieder in einer geschlossenen, grauen Wolkendecke. Hurra. Das kannte ich ja schon, also los.
Die Berge hier sahen anders aus, weite Almen mit Kühen, deren große Glocken schon von weitem zu hören waren. Durch die dicke Watteschicht der Wolken wurden die Klänge jedoch seltsam stumpf über die Fläche getragen. Zumindest die Gegend rund um die Bergstation war sehr offen, auch wenn die Sicht nicht besonders gut war.
Ich musste kurz nach dem Start meinen Plan etwas abändern, da der Weg, den ich auf einen Gipfel nehmen wollte, gesperrt war. Ein ziemlich neu aussehendes Schild informierte einen über einen Steinschlag und ich beschloss diesem zu glauben. Also stapfte ich in die andere Richtung los, denn laut Karte sollte man trotzdem auf den Gipfel steigen können, nur halt von der anderen Seite. Und in diesem Fall musste man auch denselben Weg wieder zurück und konnte keinen Rundweg gehen. Aber was soll's. Also machte ich mich auf den Weg hinein in die Berge. Gelegentlich gab es nun auch Nadelbäume und die Wiesen wurden felsiger je höher ich kam. Einzelne Wolken hingen an den steinernen Bergflanken - es war wieder wunderschön!
Es war Mittag als ich an einer kleinen Hütte vorbei kam, die auch Essen anbot, aber da von dort der Weg auf den Gipfel startete, beschloss ich diesen zunächst abzuhaken und dann zum Essen einzukehren. Der letzte Rest des Weges war auf drahtseilgesichtertem Fels, den ich flink hinauf stieg.
Gipfel, Aggenstein, 1987m.
Ich hatte dann auch Glück, dass ich alleine oben war und die Aussichten genießen konnte, denn für kurze Zeit riss die graue Wolkendecke auf und offenbarte weit unten das grüne Tal. Auf der Felsenstrecke überholte ich ein paar Leute, die wirklich nicht aussahen, als sollten sie in den Bergen herumkraxeln, aber nun gut, sie überlebten.
Mit den ersten großen Regentropfen kam ich dann wieder bei der Hütte an und bestellte mir warme Suppe und etwas zu trinken. Ich wollte den Regen abwarten. Leider entpuppte sich dieser jedoch als Dauerregen und so musste ich mich einige Zeit später mit Regenschirm auf den Weg ins Tal machen. Den groben Plan noch ein paar weitere Gipfel mitzunehmen, hatte ich direkt wieder verworfen. Es dauerte immerhin noch ein paar Stunden bis ich wieder unten war und je rutschiger der Boden wurde desto weniger lustig wurde die Wanderung in den Bergen.
Mein Glück schien mich heute irgendwie verlassen zu haben, denn ich kam passenderweise genau so unten an der Bushaltestelle wieder an, dass ich eine Stunde auf den nächsten Bus warten durfte. Im Regen. Ich googelte Alternativen, aber jeder frühere Bus fuhr vom nächsten Dorf und das war 6km entfernt. Aber dann hatte ich den rettenden Einfall, ging zur Straße und streckte meinen Daumen heraus. Und mein Glück war wieder da! Direkt das zweite Auto hielt an und nahm mich mit. :) Der nette, junge Mann arbeitete in Österreich und war auf dem Nachhauseweg und stellte nach ein paar Minuten die spannende Frage: „Ist es eigentlich erlaubt in dieser Zeit Anhalter mitzunehmen?“ Corona und so. Wir wussten es beide nicht und ich hatte auch überhaupt nicht mehr daran gedacht gehabt. Upsi.
Aber ich kam früher nach Hause zurück, war nicht komplett durchgefroren - was auch ganz nett war - und gönnte mir erstmal eine lange Dusche.
Und dann war endlich der entspannte Chilltag da, an dem ich mir nur die beiden Schlösser etwas genauer anschauen wollte. Ich schlief etwas länger und machte mir einen entspannten Vormittag, denn die Führung durch das Schloss Hohenschwangau startete erst gegen Mittag. Da ich etwas zu früh oben beim Schloss war, konnte ich noch ein wenig durch einen kleinen Wald oberhalb des Sees wandern. Ruhige, alte Bäume, Ruinen auf einem kleinen Hügel inmitten des Waldes, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Schön.
Dann fing die Führung an, die wegen der angespannten Corona-Situation nur in ganz kleinen Gruppen stattfinden durfte. Ich beschwerte mich natürlich nicht darüber. ;) Keine Busladungen voll asiatischer Touristen und eine familiäre Führung mit netten Leuten. Könnte schlimmer sein. Allerdings durfte man im gesamten Inneren des Schlosses keine Fotos machen, was mich kurz etwas ärgerte, aber dann sah ich das Positive daran: Ich würde mich viel besser auf die Führung, den Inhalt und meine Umgebung konzentrieren können!
Ich hatte vor einiger Zeit gelesen, dass man sich Dinge, von denen man Fotos macht, nicht so gut merkt. Und als ich bei mir selbst darauf achtete, bestätigte sich das auch. Ich versuche mir Sachen nun etwas genauer anzuschauen, darüber nachzudenken und bewusster aufzunehmen, auch wenn ich vor habe ein Foto davon zu machen. Ob das hilft, weiß ich nicht genau, aber ich hoffe es. :) Schon verrückt was das Gehirn so macht mit einem.
Ich hatte absolut Null Vorwissen über die bayrische Königsfamilie und saugte daher alles über das Leben von Königin Marie, die Wandern in den Bergen liebte und einige Gipfel als erste Frau bestieg, und ihre beiden Söhne auf. Ihr älterer Sohn war der spätere Märchenkönig Ludwig II, der auch das Schloss Neuschwanstein erbauen ließ, das man aus seinen Schlafzimmerfenstern sehen konnte. Faszinierend war, dass das Schloss Hohenschwangau noch immer im Besitz der Familie Wittelsbach ist, auch wenn diese es schon seit langer Zeit in ein Museum umgebaut hat. Hier gab es auch den ersten Fahrstuhl Bayerns. Die ausgestellten Stücke und das Mobiliar sind jedoch original und waren von der Familie in Benutzung gewesen. Es war super spannend und erstaunlich kurzweilig!
Nach dem Ende der Tour konnten wir uns noch die schönen Gärten anschauen und das in der Sonne leuchtende Orange der Schlossmauern bewundern. Wieviel schöner kann Schloss Neuschwanstein sein, wenn Hohenschwangau schon so wunderschön ist?!
Um das herauszufinden, lief ich zu den weiß leuchtenden Mauern mit den verspielten Türmchen auf dem nächsten Hügel und schaute mir das Schloss Neuschwanstein noch einmal von Nahem an. Irgendwie hatte ich erwartet, dass es kleiner wäre, warum auch immer. Eindrucksvoll und märchenhaft! Wo ist die Disney-Prinzessin und wo kann ich den Drachen besiegen gehen, bitte?
Es war auch gar nicht so voll, denn mein Verbündeter, der Pandemie-Virus, ließ nur einen winzigen Bruchteil der über 1,5 Millionen jährlichen Touristen hier erscheinen. Die Hotels hatten gerade erst wieder öffnen dürfen und Ferien waren auch noch nicht. Hurra! Wikipedia sagt dazu:
„Der Nimbus des „Märchenkönigs“ übt offensichtlich auf die Umwelt eine derartige Faszination aus, dass jeder Versuch, die Besucherströme auf andere, weniger besuchte Objekte abzulenken, bisher vergeblich war und wohl auch bleiben wird.“
Irgendwie war ich dann auch schon wieder genug gelaufen für einen Tag und so beschloss ich die Pferdekutsche nach unten zu nehmen. Weil mein verrücktes Reiseglück mal wieder zuschlug, zahlte ich auch nichts, denn die Kutscherin dachte, dass ich zu dem Mann mit kleinem Kind gehörte, die mir gegenüber saßen. Als ich bemerkte, dass er für mich mitgezahlt hatte, wollte ich ihm mein Geld in die Hand drücken, aber er wollte es nicht haben. Was für ein netter Mensch! Musste den Jungen auch nicht adoptieren im Gegenzug. Puh.
Ich gönnte mir zur Feier des Tages noch leckere Käsespätzle, denn heute war schon wieder der letzte Tag hier und morgen würde es weiter gehen nach Berchtesgaden. Mehr Berge und weniger Schlösser! Ich freute mich schon riesig auf meine gebuchte Klettersteigtour!
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