Samstag, 28. Dezember 2019

Weihnachten in Nepal


We could just go home right now
Or maybe we could stick around
For just one more drink, oh yeah
Get another bottle out
Lets shoot the shit
Sit back down
For just one more drink, oh yeah

Here's to us
Here's to love
All the times
That we fucked up
Here's to you
Fill the glass
Cause the last few days
Have kicked my ass
So lets give em hell
Wish everybody well

Here's to us

Halestorm - Here's To Us

Hässlichsten Weihnachtsbaum der Stadt gefunden (und da gab es einige, die sich qualifiziert haben für den Titel) 

Plötzlich war Heiligabend. Also noch nicht Abend und auch eher nicht heilig, aber immerhin der 24.12. ;) Irgendwie hatten wir doch darauf gewartet, auch wenn es der merkwürdigste Weihnachtstag meines Lebens werden würde. :) 

Wie setzten unsere Weihnachtsmützen auf und gingen lecker frühstücken. Und weil wir ja keinerlei Verpflichtungen hatten, kauften wir auf dem Rückweg einen Wein auf dem "decent wine" drauf stand (sonst hatten wir immer den "divine wine", aber decent ist sicher auch gut^^). Damit verzogen wir uns auf die sonnige Dachterrasse und tanzten mit Blick auf den wunderschönen Fishtail.

Fishtailsuchbild (Mein Handy macht die Berge im Hintergrund immer blasser als sie eigentlich sind) 

Funfact: Der Berg ist noch nie bestiegen worden, weil es ein heiliger Berg ist, was ich durchaus verstehen kann. Manche Berge haben einfach eine besondere Form und Ausstrahlung, etwas magisches.


Irgendwann beschlossen wir unsere Bescherung zu machen. Insa telefonierte mit ihren Eltern und packte deren Geschenke aus und dann überreichten wir uns gegenseitig unsere neuen Kopfhörer (irgendwie sind in den letzten Wochen unsere alten kaputt gegangen..) und viel Schokolade.

Der Hunger trieb uns wieder an den See, wo wir uns ein kleines und spätes Mittagessen gönnten. Es ist einfach entspannt dort, selbst im Winter, wenn es schon früh kühl wird.
Ich telefonierte auch endlich nach einem letzten Perky Beans Milchshake mit meiner Familie *winkewinke* und schaute beim Baumschmücken zu. Komisch nicht dabei zu sein, aber ich freue mich schon auf nächstes Jahr! <3

Ist ja sehr ähnlich alles ;)

Abends trafen wir uns mit einem Kumpel, Nobel, den wir vor zwei Tagen kennen gelernt hatten, zu einem Glühwein - und der war echt gut! Der Glühwein, nicht der Kumpel. Da man Glühwein hier nicht einfach im Laden kaufen kann, war dieser mit Gewürzen und Orangen frisch gemacht worden für uns. Yay.
Nun zogen wir noch mit ein paar Leuten aus seinem Hostel durch die Geschäfte, denn die wollten am nächsten Tag in die Berge - wandern gehen - und brauchten noch Snacks und Kram. Ich wünsche viel Spaß. Ich habe mir dort vor zwei Monaten schon den Arsch abgefroren und mit Schlafsack im Gemeinschaftszimmer gehockt, aber ist ja nur Winter jetzt. :P Der Thorong La Pass ist übrigens auch seit 1-2 Wochen gesperrt. Zu viel Schnee.

Ein wenig später: Die meisten der Wandergruppe waren zurück zum Hostel gegangen..
Ich weiß nicht wie es Nobel in den nächsten Minuten schaffte mich so unglaublich zu nerven, aber ich brauchte erstmal ein Bier und ein Ami, Lucas, der etwas besorgt war beim Trinken auf der Straße, schloss sich an. Immerhin entschuldigte Nobel sich am nächsten Tag uns alle genervt zu haben.. 
Als wir so da saßen, sprach uns plötzlich noch ein Lukas an, diesmal ein Deutscher und wir beschlossen alle zusammen noch was trinken zu gehen. Wir landeten im Bohemian Rhapsody und gönnten uns den Rest eines Konzertes. Die Musik war gut, Insa und ich tanzten und zwei der Jungs spielten Pool. Leider kamen wir auf die glorreiche Idee zu dem härteren Rock zu headbangen, was wir am nächsten Tag etwas bereuten. Nackenschmerzen.

Deutscher Lukas und Freddy :D

Erst spät kamen wir zurück nach Hause und ich telefonierte noch einmal mit meiner Familie. Die letzten Geschenke wurden gerade ausgepackt. Gegen 4 Uhr endete dann auch mein Tag und man kann sich vorstellen, dass wir am nächsten Tag nicht wahnsinnig viel machten.

Abends trafen wir uns noch mit dem deutschen Lukas und wollten eigentlich ins Disneyland, aber unser Essen ließ 2 Stunden auf sich warten (ein komischer Typ hatte Gold geklaut und die Polizei war da - es zog sich alles) und so hatte das Gelände schon geschlossen. Ich war allerdings eh viel zu voll, um mich noch großartig zu bewegen. Ich kann es nicht oft genug sagen: vegetarische Burger sind hier der Hammer! Paneer-Spinach-Cheeseburger, ich werde dich vermissen.

Am nächsten Tag verließen wir Pokhara vorerst zum letzten Mal. Ein bisschen weinte ich ja schon innerlich. 
Die wunderbare Zeit in Nepal neigt sich ihrem Ende entgegen. 

Um allerdings noch ein paar letzte Highlights mitzunehmen, fuhren wir nun nach Süden in die grobe Richtung Indischer Grenze, um dort zunächst in Tansen / Palpa anzuhalten. Ein allerletztes Bergdorf. Grüne Hügel, steile Straßen und Sonne. :) 



Wir ließen die Touribusse Touribusse sein und fuhren ab Pokhara nur noch mit den local Bussen, was nicht viel länger dauert, aber um einiges billiger ist.
Jetzt mussten wir nämlich mit unserem Geld haushalten, nachdem wir alles grob durchgerechnet und ein letztes Mal Geld abgehoben hatten. Aber ca. 2 Euro pro Essen war in dieser Gegend mehr als genug. Ein Euro wäre sogar genug gewesen, ein Hoch auf wenig touristische Orte.

Hanuman


Tansen hat außer süßen alten Gassen, ein paar schöne Tempel und einen Watch Tower mit einer 360°-Sicht auf die Umgebung zu bieten. Bei klarem Wetter kann man einen großen Teil der nepalesischen Berge von hier sehen. Von dem Dhaulagiri im Westen über die Annapurna-Berge und Fishtail bis rüber zum Manaslu im Osten. Es war zwar etwas diesig, aber die Bergspitzen konnte man trotzdem am Horizont sehen. Es ist verrückt, dass sie immer noch so groß erscheinen wie in Pokhara, obwohl wir hier nun doppelt so weit entfernt sind. 




Wir hatten tollstes Wetter, einen entspannten Tag und schauten uns nachmittags noch das Museum hier an. Wir werden noch zu richtigen Museumsgängern. 


180° der 360°-Sicht (Norden)


Da Tansen ziemlich weit im Süden des Landes liegt, hatten in dieser Gegend auch Kämpfe gegen die Briten stattgefunden. Aber mal ehrlich: Welcher Vogel in England hat sich gedacht, dass es eine gute Idee ist Nepal anzugreifen? Natürlich haben sie ein paar schmerzhafte Niederlagen mit hohen Verlusten eingefahren. Ich wäre nicht so blöd gewesen jemanden anzugreifen, der auf einem Hügel sitzt und nur darauf wartet, dass ich vollkommen fertig dort oben ankomme, um mich dann abzuknallen. War mit Sicherheit ein Mann. :P



Ich hoffe ihr hattet alle schöne Feiertage und genießt die Zeit bis zum neuen Jahr! Für uns wird das ziemlich spannend werden, denn geplant ist es am 30. über die Grenze zu fahren. Indien wird sicher ein Schock werden.

Jetzt sind wir gerade in unserer letzten Station vor der Grenze: Lumbini, dem Geburtsort Buddhas. 

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Beste Aussichten auf die Berge

Ask yourself now

Where would you be without
Days like this
When you finally collide
With the moment you can’t forget

Amaryllis - Shinedown


An unserem letzten Abend in Chitwan crashten wir aus Versehen eine Geburtstagsparty, denn der Junge, der als zweiter Guide zu unserem Ausflug mitgekommen war, ist 17 geworden und das wurde von allen Angestellten im Hotel gefeiert. Er war übrigens der Typ, der in dem Gras-Bild vom letzten Blog so hoch motiviert guckt. :P
Wir wollten eigentlich nur zu Abend essen, bekamen aber dann etwas von deren Essen (Hühnercurry mit vielen Knochen - Insa bekam Omelette) und verdünnten Reiswein eingeschenkt. Schmeckte mit Saft sehr lecker. Und so blieben wir. 
Eine Gitarre wurde raus geholt, danach wurde Musik über mein Handy abgespielt. Wir sangen und irgendwann tanzten wir. Konversationen waren schwierig, aber alle versuchten sie ein wenig Englisch zu sprechen. Nach und nach gingen die Nepalis jedoch, weil sie - glaub ich - lieber unter sich in Nepali reden wollten und so waren Insa und ich irgendwann alleine und tanzten zu unserer Playlist. :D So kann man sich auch verabschieden. 

Tschüß wunderbares Chitwan. 
Tschüß Nationalpark. 

Von Chitwan aus fuhren wir nur 25km zurück in die nächst größere Stadt, die Narayangardh geschrieben, aber in etwa "Na-ran-gar" ausgesprochen wird. Wir waren am Tag zuvor ordentlich ausgelacht worden, als wir versucht hatten denen klar zu machen wo wir hinwollten.

Narayangardh hatte nicht wirklich irgendwas spannendes zu bieten, außer Hotels und Guest Houses, was der Grund für unseren zweitägigen Aufenthalt dort war. Unser Guest House fanden wir allerdings nur, weil wir unseren TukTuk Fahrer dort anrufen ließen. Das Haus hatte absolut kein Schild aushängen, an dem der Name gestanden hätte. Nicht mal auf Nepali. Kann man halt machen. Wenn dann auch noch die Lage auf der Karte ungenau ist,...


Naja, wir fuhren dann ins benachbarte Devghat, das keine Hotels hat. Dafür aber viele Tempel und zwei heilige Flüsse zwischen denen es liegt. Es war schöner Sonnenschein, während wir die Tempel, das Dorf und den Fluss erkundeten. Wir ließen uns für ein paar Cent mit dem Gummiboot auf die andere Seite schiffen, zurück ging es über eine lange Hängebrücke.


Es war nett dort. Viele alte Menschen lassen sich in diesem Dorf nieder, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. "Sie kommen zum Sterben dorthin" klingt vielleicht ein bisschen drastisch. Naja, ihr wisst was ich meine. Wir sahen ein paar Gläubige? Mönche? Auf jeden Fall Hindus in bunten Klamotten und Dreadlocks und ich muss zugeben, dass das echt nicht sehr sexy aussieht. :D An alle Männer, die das hier lesen: Wer auch immer euch sagt, dass Dreadlocks an euch gut aussehen könnten - glaubt ihnen nicht. Danke.

So, da ich mir das nun von der Seele geredet habe, kann es weiter gehen. ;)

Auf diesem Bild versteckt sich ein Affe. :)


Narayangardh war nur ein kleiner Zwischenstopp gewesen, dafür ein sehr interessanter. Mit quasi keinen westlichen Touristen dort, zahlten wir nämlich auch nur lokale Preise und kamen ziemlich billig dabei weg. Besonders bei den Busfahrten.


Unser nächstes Ziel war Gorkha, wo wir uns für drei Nächte in einem wirklich schönen (und billigen) Hotel einquartierten.
Zu Gorkha muss man wissen, dass Nepal und Gorkha einmal ein Synonym waren. Die Umbenennung von Gorkha zu Nepal ist erst im 20. Jahrhundert passiert. 
Diese Region war einmal das Herz des Königreiches gewesen und von dort wurden immer mehr Provinzen eingenommen, bis Nepal Nepal wurde. Irgendwann wurde die Hauptstadt nach Kathmandu versetzt, aber Gorkha und besonders die Menschen, die sich auch heute noch als Gorkha bezeichnen, sind sehr stolz auf ihre Geschichte. Als furchtlose Kämpfer bekannt, kämpften sie in erster Reihe im Weltkrieg unter englischer Flagge. In Bhaktapur sahen wir an einem Geschäft, das Gorkha-Messer verkaufte, einen Zeitungsartikel "Gorkha tötet alleine 30 Taliban" (plus Auflistung der Waffen, Munition und wieviele Handgranaten er geworfen hat...). Trauriger Weise ist der Wikipedia-Artikel zu den Gurkha (Einheiten der indischen und britischen Armee) sehr viel länger als die Artikel zu Gorkha oder Nepal selbst. Traurige Welt. 

Endlich wieder Berge gesehen! Und Weihnachtsmützen in einem kleinen Geschäft in Gorkha gefunden. Yay! 

Gorkha liegt zwischen Pokhara und Kathmandu auf etwa 1.100m Höhe in schöner hügeliger Landschaft mit einem tollen Blick auf die Manaslu-Bergkette. Der Manaslu ist um weniger Meter kleiner als der Dhaulagiri und somit der 8. höchste Berg der Welt. 
Ich gönnte mir am Nachmittag schon einen ersten kleinen Blick auf die Umgebung, nachdem der Nebel vom Mittag sich verzogen hatte.

Am nächsten Tag erkundeten wir dann die Burg (alter Königspalast) oberhalb der Stadt mit den tollsten Ausblicken, die man sich vorstellen kann. Tempel auf der alten Burganlage zwangen einen teilweise barfuß zu laufen und so ließen wir die Schuhe gleich aus. Die Sonne erwärmte die Luft auf über 25°, die Steine waren jedoch noch kühl von der Nacht.
Affen bewohnten die Burg und einer versuchte mir ein Stück süßen Reiskuchen zu klauen, den mir ein Mönch dort gegeben hatte. Ich sage Kuchen, aber das Teil war steinhart. Ich aß es trotzdem auf - wichtig: nur mit der rechten Hand anfassen - könnte ja heilig oder so gewesen sein.


Wir blieben lange dort oben in der warmen Sonne auf einer Bergkuppe schwimmend in einem Nebelmeer. Palmen vor weißen Bergen. Terrassenförmige Felder und kleine Bergdörfer. Kleine Sehnsucht nach den Bergen und Wanderungen.


Nach dem Mittagessen gönnten wir uns noch etwas Kultur und gingen ins Museum, das in einem schönen Garten lag.


Leider hatten wir am nächsten Tag kein schönes Wetter mehr, die Wolken lagen bis zum Abend in der Stadt und so machten wir nicht wirklich was. Abends saßen wir noch mit unserem Gastgeber undein paar anderen Leuten um eine große Feuerschale auf der Dachterrasse herum. Sehr weihnachtlich. Wir hatten unsere Weihnachtsmützen auf und machten ein bisschen Musik an.

With a thousand memories
I take look at the driver next to me
He's just the same
He's driving home, driving home

Driving home for Christmas - Chris Rea

So eingestimmt ging es zurück nach Pokhara, wo wir die Tage bis Weihnachten verbringen würden. Wir haben nachgezählt.. Am Ende werden wir insgesamt ungefähr einen Monat in dieser Stadt gewesen sein. Upsi. Das war so nicht geplant gewesen. :D
Da wir aber keine Freunde mehr hier hatten, nutzten wir die Zeit endlich mal, um was zu unternehmen.

Spätes Frühstück und dann eine Runde Autoscooter im Disneyland. Die Sonne schien warm und so schlug Insa einen kleinen Spaziergang vor. Vielleicht ein bisschen am See entlang. Gesagt getan. Wir verliefen uns in ein paar Feldern am See, weil wir nicht an der Straße laufen wollten - nasse Schuhe beim Hopsen über Bäche (gut, dass meine wasserfest sind) und ein böse schnaubender Büffel (gruselig). Dann kamen wir durch ein süßes Dorf, das sich "Happy Village" nannte.


Aus irgendeinem Grund drehten wir nie um und so ging es immer weiter am See entlang. Gegenüber von Pokhara war eine flache Marschlandschaft mit vielen Feldern, auf denen gerade das Stroh gebündelt wurde. Ein Pfad verband beide Seiten des Tals und führte durch diese Feldlandschaft. Eine Gruppe kochte in riesigen Töpfen, daneben lief laute Musik und Menschen tanzten. Dann Büffel und die Haufen von Stroh. Zusammengetragen, dann wurde es paketweise auf die Rücken geschnallt und zu den Dörfern getragen.

Die Büschel, die da laufen, sind Menschen


Die Berge im Hintergrund und der See auf der anderen Seite vervollständigten die Szenerie.


Auf der anderen Seeseite war Wald, kühler Schatten und Berge. Es ging hoch und runter und wir trafen nur vier Menschen auf dem etwa dreistündigen Weg. Die Aussichten auf den See wurden immer besser. Irgendwann landeten wir an einem Aussichtspunkt kurz vor der Peace Pagode mit Sicht auf diese, den See und Pokhara dahinter. Irgendjemand hatte den Aussichtspunkt "probably the most beautiful viewpoint in the world" genannt. Naja. ^^


Wäre es in den Bergen nicht so diesig / wolkig gewesen, hätte man im Hintergrund jedoch auch noch die schneebedeckten Annapurnaberge sehen können. Dann hätte ich vielleicht zugestimmt. Mein Lieblingsberg, den Machhapuchre (oder "Fishtail") konnten wir so natürlich auch nicht sehen.

Da die Sonne sich langsam dem Horizont näherte und wir auch schon knapp 23km gelaufen waren, beschlossen wir bei der Peace Pagode hinunter zum See zu laufen und uns zur Lakeside zurück rudern zu lassen. Zu Fuß wären wir im Dunkeln in Pokhara angekommen.
Die beste Pizza bei Godfather's hatten wir uns nach dem Tag und dem ausgefallenen Mittagessen wirklich verdient.


Am nächsten Tag liehen wir uns einen Roller - Diggy - aus, um die Umgebung von Pokhara zu erkunden.
Ich fuhr als erstes, Insa hinten drauf. War auch alles ziemlich entspannt bis wir von der Hauptstraße abfuhren, um zu einem Viewpoint zu gelangen. Die "Straße" wurde immer schlechter und steiler, man musste um große Steine und Löcher herum manövrieren und ähm ja, da das meine erste Fahrt mit Gewicht hinten drauf war, stellte ich mich auch nicht wahnsinnig geschickt an. Aber wir bauten keinen Unfall und als Insa fuhr, war sie auch nur ein bisschen besser. Einmal schafften wir es das Vorderrad abheben zu lassen. An anderen Stellen musste der hinten drauf sitzende absteigen, weil der Motor die Steigung nicht schaffte und durch den plötzlichen Matsch fuhr man auch besser alleine. 
Irgendwann ließen wir den guten Diggy stehen und gingen zu Fuß weiter. Waren ja nur noch etwa 500 Höhenmeter. Pff. Die Aussicht war dann immerhin wirklich schön und ich war überrascht wie groß Pokhara war. Die Stadt erstreckte sich in alle Richtungen im Tal um die Berge herum. Vor 30 Jahren hatte Pokhara wohl nur wenige 1000 Einwohner gehabt, es ist verrückt wie schnell sich hier alles verändert. Und immer noch wird überall gebaut. 


Unser nächstes Ziel war das 25km entfernte Begnas Tal mit wunderschönem See, um den wir durch die Hügel herum cruisten. Wir waren halt die coolsten. Äh, und so. 


Uns war der Nachtisch "Hello 2 Hakunamatata" empfohlen worden und so fuhren wir zu dem Restaurant am See und aßen dort. Und was soll ich sagen? Das Teil war ein Traum! Und so groß, dass wir froh waren uns eins zu teilen. Eine Variante des indischen Hello to the Queen. Das werde ich da ganz sicher mal probieren! Mmhhhh! 


Und so vergingen die Tage... Leckeres Essen und unser geliebtes Pokhara. Weihnachten stand vor der Tür. :) 



Mittwoch, 18. Dezember 2019

Einhörnerparadies

Forever zusamm', ich halt' dich im Arm,
Sonnenuntergang.
Und wir geh'n heut' Nacht ein Einhorn fang'
Zusamm', ich halt' dich im Arm,
Sonnenuntergang,
Und wir geh'n heut' Nacht ein Einhorn fang'

Einhorn fang - MC Fitti


Jap, großartiger Songtext, ich weiß. :P Aber auch dieses Lied hat es in unsere höchst epische Travel-Playlist geschafft. ;)

Aber darum geht es nicht. Sondern um Natur! Wuhu! Raus aus dem versmogten Kathmandu und rein in den Nationalpark. Quasi.
Wir haben keine Ahnung warum keiner unserer Travelbuddies nach Chitwan gefahren ist, denn mit 5-6 Stunden ist der Park näher dran als Pokhara und viele Orte, von denen man eine Wanderung startet. Uuuund ganz anders als alles, an das man so denkt, wenn man Nepal hört.

Chitwan National Park. 
Sauraha, Nepal. 

Wir fuhren aus einem Tal, das südlich von der Hauptstraße zwischen Kathmandu und Pokhara abging, quasi direkt aus den Bergen heraus. Es wurde warm und plötzlich säumten Palmen die Straße. 50km und man war in einer anderen Welt.



Keine Berge in diese Richtung. Es war wirklich komisch wieder auf flacher Ebene zu sein. 


Wir hatten eine süße Lodge mit Veranda gebucht und richteten uns kurz dort ein. Es war so angenehm die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren - es war doch recht kühl geworden in Kathmandu. Hier war noch ein letzter Rest Sommer. :)

Am späten Nachmittag machten wir einen kurzen Spaziergang zum Fluss hinunter, der die natürliche Grenze zwischen Dorf und Nationalpark bildet. Dieser Fluss fließt übrigens viele, viele Kilometer stromabwärts in Indien in den Ganges. 
Langsam färbte die untergehende Sonne den Himmel und Fluss golden und wir bestaunten die paar Krokodile auf der Sandbank uns gegenüber. Eins davon war ein Gharial, ein Krokodil, das eine sehr dünne, flache Schnauze hat und sich ausschließlich von Fischen ernährt. Diese Art ist vom Aussterben bedroht - man schätzt, dass es nur noch 200-1000 Tiere in der freien Wildbahn gibt. Und hier im Park gibt es nicht einmal mehr 50.


Krokodile auf der Sandbank




Glücklich dieses Tier gesehen zu haben, gingen wir noch ein bisschen am Fluss entlang und sahen plötzlich ein schlafendes Nashorn im hohen Gras liegen. Einfach so. Wie hart wir in Afrika nach diesen Tieren suchen mussten und hier chillte quasi eins im Vorgarten der Stadt. 
Kurz darauf sahen wir noch ein zweites über die Sandbank spazieren. Wir waren nicht mal im Nationalpark gewesen und hatten schon zwei Nashörner gesehen!
Ich versprach mich ein paar Mal in der Aufregung und nannte die Tiere Einhorn, womit Insa mich den Rest des Tages aufzog. Aber hey, komplett falsch lag ich damit nicht, denn anders als die afrikanischen Tiere, haben die asiatischen Nashörner nur ein Horn.

Nashornsuchbild

Am nächsten Tag ging es dann wirklich in den Chitwan Nationalpark. Wir hatten die acht-Stunden-Wanderung gebucht, um möglichst viel von der Gegend sehen zu können. Wir und zwei Guides mit Bambusstöcken.

Erstmal eine Sicherheitsunterweisung (safety first und so):
  - Rhino: renn so schnell du kannst und kletter auf einen Baum. Lass dabei noch was von dir fallen, damit das Tierchen abgelenkt ist. Falls kein Baum in der Nähe, renn über spitze Steine, das tut denen weh.
  - Elefant: auf nen Baum klettern ist auch hier nicht schlecht, aber die kommen höher, also besser in dichten Wald laufen, wo sie dir nicht mehr folgen können.
  - Bär: alle zusammen groß machen und laut sein. Quasi was man standardmäßig so macht bei Bären.
  - Tiger: Augenkontakt und nicht rennen. Bloß nicht umdrehen. Ok. Kein Problem. :P



Am Fluss ging es los. Wir fuhren in einem Kanu, das aus einem einzigen Baumstamm per Hand geschnitzt worden war, eine dreiviertel Stunde auf dem dampfenden Fluss durch den stillen Morgennebel. Es gab warme Quellen, weswegen das Flusswasser wärmer als die Luft war und den Fluss dampfen ließ. Die Krokodile schliefen daher noch im warmen Wasser und zeigten sich nicht. Hinter uns ging rot-orange die Sonne über der farblosen Welt auf. Es war still und der Nebel schnitt uns schnell von der Zivilisation des Dorfes ab.


Der Fluss war ein Paradies für Vögel. Wir sahen mehrere Eisvogelarten, Reiher, Ibise, hier überwinternde Enten aus Sibirien, Störche und Pfaue. Klar habe ich schon viele Pfaue gesehen, aber noch nie in der freien Wildbahn. Irgendwie habe ich nie darüber nachgedacht, wo die wohl herkommen würden.


Nach einer langen dreiviertel Stunde und mit mittlerweile schmerzendem Hintern (die Holzhocker im Kanu waren abnormal unbequem), stiegen wir auf der "anderen" Seite des Flusses aus - der Nationalparkseite. Kein Zaun, direkt Wildnis. Schon nach zwei Minuten stolperten wir quasi über die ersten recht frischen Tigerspuren im Sand. Wow. Einfach wow. Die riesigen Pfotenabdrücke bildeten eine lange Spur und es war einfach kaum vorstellbar, dass hier ein Tiger lang gelaufen sein soll. Ich meine, ein TIGER!


Funfact: Es gibt mehr Tiger im Chitwan Nationalpark als wildlebende Elefanten.  Aber wirklich berühmt ist der Nationalpark für die Nashörner und er enttäuschte auch heute nicht. Wir sahen im Laufe des Tages noch sechs weitere Nashörner. Gott sei Dank nicht super nah dran, denn diesmal waren wir in ihrem Zuhause die Eindringlinge. 
Elefanten sahen wir nur welche, die von Menschen geritten wurden, leider. Sie werden unter anderem im Nationalpark als "Big Buddy" eingesetzt. Elefantenreiten gibt es leider auch noch, aber es wird weniger, weil viele das nicht mehr wollen und es somit nicht mehr so oft gebucht wird. Gott sei Dank. Es tat weh Elefanten in Ketten zu sehen. :(
Wir trafen einen Typen, der seine Doktorarbeit im oder über den Park schrieb und wohl über Nacht dort bleiben würde und der hatte einen Elefanten als Beschützer dabei. War auch praktisch als sie den Fluss überqueren mussten, da konnte er eben schnell auf den Rücken hopsen und wurde nicht nass oder von Krokodilen gefressen. :P
Auf der Hauptstraße trafen wir später noch eine Elefantenmama und ihr Baby, das plötzlich anfing auf uns zu zu rennen. Tapsige Schritte, offensichtlich noch klein und trotzdem einfach mal größer als ich und so schwer wie ein Auto oder so. :D Was weiß ich. Es war süß und scary zugleich. ^^ 


Aber zurück zu unserem kleinen Spaziergang:
Wir gingen nun durch recht lichten Wald. Salbäume, falls es jemanden interessiert. 
Hier sahen wir andere bunte Vögel, Spechte und mehrere Hornbills - ich finde den deutschen Namen "Nashornvogel" irgendwie doof. Außerdem zwei verschiedene Affenarten und Rehe. Ich hätte die Rehe niemals entdeckt und selbst als der Guide dorthin zeigte, sah ich.. nichts. Erst als die Tiere plötzlich weg liefen, merkte ich, dass sich der halbe Wald zu bewegen schien. 
Wir sahen frische Kratzspuren von Tigern in Bäumen und große Abdrücke von Nashornfüßen im getrockneten Schlamm. 


Gegen Mittag kamen wir aus dem Wald heraus in große Flächen voller Elefantengras. Krass! Jetzt am Ende des Jahres, wo auch hier langsam ein Herbst einsetzt, ist das Gras nicht mehr so hoch wie es sein kann (bis zu 8m), aber immer noch hoch genug, dass man sich winzig klein vorkam. Es hätten sich Elefanten, Tiger, eigentlich alles, direkt neben uns verstecken können und wir hätten es nie bemerkt. Unser Guide hielt oft an, um zu lauschen, denn große Tiere machen auch meist großen Lärm, aber wir sahen hier nur noch ein paar andere Affen auf den einzelnen Bäumen und viele Vögel, natürlich. 


Als wir plötzlich vor einem Zaun standen, war ich etwas verwirrt. Was machte der hier? Und sollte er etwas davon abhalten herein zu kommen oder auszubrechen? Auf beiden Seiten war Strom. 
Es stellte sich heraus, dass in dem Gehege Büffel waren, die als Test hier leben, um sie vielleicht wieder hier auszuwildern. Sie sind momentan nur noch im Osten Nepals in freier Wildbahn zu finden. 
Ein Tiger hatte vor einiger Zeit die Gunst der Stunde genutzt und war eingebrochen und hatte einen der Büffel gerissen. Man hatte ihn betäuben und raustragen müssen. 


Als wir wieder den Fluss erreichten, setzten wir uns dort noch eine Zeit lang hin, in der Hoffnung am anderen Ufer einen Tiger zu sehen. Keine Ahnung warum unsere Guides keine Angst hatten, dass die hinter uns auftauchen könnten, denn dort hatten wir eben noch Tigerspuren gesehen, aber hey.. Die werden schon wissen was sie tun. Wir haben überlebt. :P Und statt Tigern halt noch ein Nashorn gesehen. 

Tigerwatch

Krokosuchbild 


Wir kamen einiges nach den geplanten acht Stunden zurück. Sehr glücklich übrigens, denn die lange Zeit durch den Park gewandert zu sein war unglaublich spannend gewesen. Ja, es erinnerte mich an Afrika und vielleicht auch Südamerika, aber in so einer Landschaft bin ich noch nie gewesen. Danke Nepal, dass du auch dieses Wunder besitzt! 

Am nächsten Tag regnete es wirklich die komplette Zeit mit ein paar Gewittern am Abend. Wir hatten erst überlegt unsere Pläne trotzdem umzusetzen, aber dann beschlossen wir einfach einen Tag zu verlängern. Wir planten unsere letzten Wochen in Nepal und entspannten halt 'ne Runde. 
Unser Zimmer hatte eine süße Veranda, auf der man Tee trinkend und dem Regen zuhörend sitzen konnte. Frieden. 


Der nächste Tag war dann wieder sonnig und es war perfekt, dass wir abgewartet hatten, denn wir spazierten durch stechend gelbe Senffelder, die im Sonnenschein so viel kraftvoller leuchteten. 
Heuhaufen, Ochsen, Büffel, Ziegen, Hühner und Enten. Kleine Tharu-Dörfer, die von Landwirtschaft leben. Eine ganz andere Art von Natur und Tierbeobachtung. ;) 


Wir besuchten auch ein Tharu-Museum und ich habe, glaube ich, noch nie wirklich JEDEN Text in einem Museum gelesen. Es war unglaublich spannend. 

Die Tharu waren das einzige Volk, das sich in der Chitwan-Region angesiedelt hatte und dort leben konnte, weil sie irgendwie eine Immunität gegen Malaria entwickelt hatten. Die Völker aus den Bergen hatten ziemlichen Respekt vor dieser Krankheit und kamen daher nur im Winter herunter in die wärmeren Ebenen. 
Alles änderte sich dann in den 50er Jahren, als die Amis anfingen sich einzumischen. Sie schafften es Malaria innerhalb kürzester Zeit auszurotten und starteten eine Siedlungswelle von "Bergnepalis", die sie mit dem Vordringen in den wilden Westen verglichen. Ein paar Jahre später waren die Tharu plötzlich eine Minderheit. Als dann in den 70ern der Chitwan Nationalpark gegründet wurde - übrigens der erste Nationalpark in Nepal -, kam es noch einmal hart für die kleinen Dörfer, denn man wollte keine Menschen mehr im Park haben und so fing man an die Menschen umzusiedeln. So wichtig der Schritt gewesen ist, die einmalige Natur und Tiere zu schützen - es gibt immer zwei Seiten einer Geschichte. 

Viele Menschen hatten in Interviews von ihren Geschichten erzählt, das ging einem schon nah, auch wenn ein paar Geschichten erstaunlich positiv waren. 
Am meisten taten mir aber die alten Jagdfotos weh. Schwarzweiße Wahrheit. Dreizehn abgetrennte Nashörnköpfe auf einem Foto sind dreizehn zu viel. Leoparden, Tiger. Reiche Menschen mit Gewehren. 
Ich esse ja nicht viel Fleisch, auch wenn ich wohl nie ganz darauf verzichten werde, aber diese Art Tiere zu töten für Trophäen oder den Spaß - das ist das widerlichste der Welt. 

Dafür kann ich diesen Artikel jedoch mit etwas Positiven beenden: Nepal hat die Wilderei in den Griff bekommen! Seit 2014 wurde kein Tier mehr illegal getötet in dieser Grenzregion zu Indien. Die Tigerzahlen steigen! <3

WWF zu Tigern in Nepal



ein Gorkha auf das nächste Ziel der Reise: Gorkha ;)