Yeah, I could use a dream or a genie or a wish
To go back to a place much simpler than this
‘Cause after all the partyin’ and smashin’ and crashin’
And all the glitz and glam and the fashion
And all the pandemonium and all the madness
There comes a time when you fade to the blackness
And when you starin’ at the phone in your lap
And you hopin’ but them people never call you back
But that's just how the story unfolds
You get another hand soon after you fold
And when your plans unravel in the sand
What would YOU wish for, if you had one chance?
So airplane, airplane, sorry I'm late
I'm on my way, so don't close that gate
If I don't make that then I'll switch my flight
And I'll be right back at it by the end of the night
Can we pretend that airplanes in the night sky are
like shooting stars
I could really use a wish right now, wish right now, wish right now
Can we pretend that airplanes in the night sky are like shooting stars
I could really use a wish right now, wish right now, wish right now
BoB - Airplanes
September. Zurück in Deutschland und alles war wie immer – außer, dass die Pandemie langsam aus ihrem kleinen Sommerurlaub zurückkam.
Nachdem ich aus dem Schweizer-EU-Funkloch zurück nach Deutschland gewechselt war, konnte ich auch die in der Zwischenzeit eingetrudelten Nachrichten lesen: Die Region in Frankreich, in der ich mich aufgehalten hatte, war in den letzten zwei Tagen zu einem Risikogebiet erklärt worden. Ich durfte also nicht einfach so einreisen und nichts tun. Auch, wenn ich in den Bergen eher wenig Kontakt zu Menschen gehabt hatte, aber gut. Hätte ich das trotzdem einfach ignoriert, wäre mir einiges an Stress erspart geblieben.. Aber man kann ja nicht in die Zukunft schauen.
Ich versuchte aus dem Zug irgendwen in der Gemeinde oder vom Gesundheitsamt zu erreichen, was erschwert wurde durch das immer wieder abreißende mobile Netz und der Uhrzeit: Behörden haben nur in Ausnahmefällen am Freitagnachmittag noch geöffnet.
In kurz: Ich durfte mich nicht in Bremen testen lassen, weil ich ja nicht in Bremen wohne, aber dort wo ich wohne, gibt es keine Testmöglichkeiten am Wochenende. Danke für nichts. Achja, natürlich muss man sich innerhalb der ersten 72 Stunden testen lassen, sonst kostet mich der Test entspannt über 100 Euro oder ich gehe halt 2 Wochen in Quarantäne. Wieso mussten mir die Leute auch schreiben, dass ich aus einem Risikogebiet kam? - Hätte ich das nicht gewusst, hätte ich eine entspanntere Zugfahrt gehabt.
Da sich so viele Leute testen lassen wollten, dass die Arztpraxen kurzfristig niemanden mehr aufnahmen, fuhr ich also am Montag mit dem Zug nach Nienburg – die Sinnhaftigkeit einer halben Weltreise für einen Test erschloss sich mir zwar nicht so, aber okay – und ließ mir dort von einer Person im Ganzkörperkatastrophenanzug einen Stab tief in Nase und Mund stecken. Mein Gehirn juckte auch noch 3 Stunden später…
Da ich es nicht einsah das Geld für die Zugfahrt nur für einen Test, der eh negativ ausfallen würde, ausgegeben zu haben, holte ich mir ein Eis und schaute mir illegaler Weise in schönstem Sonnenschein Nienburg an. Ich war tatsächlich noch nie hier gewesen und war begeistert von der ruhigen Atmosphäre, der süßen Innenstadt und dem kühleren Wind an der Weser. Fachwerkhäuser, ein Rathaus aus dem 16./17. Jahrhundert und eine gotische Backsteinkirche werteten das Stadtzentrum auf. In einem kleinen Park mit Blick auf den Fluss machte ich eine Pause, die Sonne leuchtete golden durch die grünen Blätter. Was für ein schöner Sommertag.
Ein bisschen neidisch war ich auf Mark, der heute auf dem Gipfel des Mont Blanc stand. Hätte ich noch länger in Chamonix bleiben können, hätte ich auch auf dem höchsten Berg der Alpen gestanden. Aber hey, Nienburg ist ja auch schön.
Ich hatte am Samstag mit Miri nämlich unseren Gemeinschaftsdienst für den Kleingartenverein ableisten müssen, was auch eigentlich ganz lustig gewesen war. Deswegen war ich auch zurückgekommen. Theoretisch hätte ich natürlich in Quarantäne sein müssen, aber das sah ich ehrlich gesagt nicht ein. Also entfernten wir brav Dornen und unterhielten uns mit ein paar der Parzellen-Nachbarn.
Im Herbst würden wir noch so einige Male im Garten sein, ihn winterfest machen, Geburtstag feiern, Sträucher schneiden und unser letztes großes Projekt beenden: unsere Toilette. Als ich den Garten 2018 übernommen hatte, war dort noch ein Chemieklo aufgestellt gewesen, das wir sofort gegen eine Komposttoilette getauscht hatten. Das stellte sich jedoch auch nur als Zwischenlösung heraus, denn das ständige Auskippen, wenn man mit mehr Leuten im Garten war, war etwas nervig. Also planten wir – Miri, Max und ich – eine Trenntoilette zu bauen. Und dabei kam uns noch ein wenig Glück zugute: Wir fanden einen versteckten Abfluss zu unserer nicht ganz legalen Sickergrube, in die wir die Flüssigkeit direkt abfließen lassen konnten. Kein ständiges Auskippen mehr – wie wundervoll das wäre! Aber dazu mussten wir noch Klobrille, Einsatz und Holz kaufen, es zurechtschneiden und behandeln und natürlich unsere Eigenkonstruktion zusammenbauen. Dafür, dass wir teilweise echt nicht sehr genau arbeiteten, passte es am Ende wirklich perfekt in den kleinen Raum. Und wie hübsch der Raum mit den verrückten alten Wandfliesen nun wirkte. Wir waren mehr als nur zufrieden – wir konnten schon ein bisschen Stolz auf uns sein!
Manche sehen in den roten Flecken Knollenwurzeln, andere sind sich sicher, dass es anatomisch einigermaßen korrekt dargestellte Herzen sind. Eins ist sicher: die Fliesen hätte ich mir so nicht ausgesucht. :D
Achso, mein Corona-Test war natürlich negativ (ich war wenig erstaunt) und so machte ich fleißig weiter mit meinem Leben:
Es war noch September und somit war Corona noch nicht wieder vollständig zurück, so dass ich Zeit hatte einiges zu erleben: Spieleabende mit mehreren Leuten, Bouldern gehen, Eis essen, Korbball spielen und sogar an Trainingsspielen teilnehmen, auf Geburtstage gehen und mit Insa einen Mittelaltermarkt in Bückeburg besuchen.
Die meisten Märkte und Veranstaltungen waren ja ausgefallen dieses Jahr, doch der Veranstalter dieses Mittelaltermarktes hatte ein wirklich gutes Hygienekonzept ausgearbeitet, ein riesiges Gelände bereitgestellt, das auch komplett umzäunt war, so dass Besuchermengen reguliert werden konnten und auch alle Abstände groß genug waren. Eigentlich hätten wir Eintritt zahlen müssen, aber Insa kannte eine der Schaustellerinnen, so dass wir einen Mitarbeiterpass bekamen und uns reinschummeln durften.
Das Gelände war unglaublich weitläufig und wir liefen bestimmt so einige Kilometer in der prallen Sonne, um uns alles anzuschauen. Es gab ein Dinosaurierland, Livemusik, Essen und Trinken, Aufführungen, wie Schwertkampf und viele andere Aktionen. Drachen, Piraten, Fabelwesen und Mittelalter. Irgendwie passte alles zusammen.
Mittelaltermarkt mit Insa |
meine Korbball-Mädels |
Mustafa in Bremen :) |
80km Radtour mit Sönke |
Der Oktober wurde auf andere Art spannend. Da es nicht so aussah, als würde ich in den nächsten Monaten wieder anfangen zu arbeiten, beschloss ich die freie Zeit zu nutzen und noch ein Studium zu beginnen. Ich hatte eh „nur“ einen Bachelorabschluss und erkundigte mich nun nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Schnell war klar, dass ich gerne Wirtschaftspsychologie studieren wollte und nach einigen Tagen des Informierens fand ich auch heraus an welchen Hochschulen dies im Fernstudium und Master für mich möglich war. Und dann ging es plötzlich recht schnell, so dass ich Anfang Oktober meinen ersten Kurs startete. Woop woop! Jetzt habe ich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich lange schlafe, denn als Student gehört das ja quasi dazu. :P Ich war ziemlich begeistert von der Idee des Fernstudiums, denn ich hatte wirklich keinen Termin, den ich zu einer bestimmten Zeit wahrnehmen musste. Ich konnte mir alles in meinem eigenen Tempo erarbeiten und auch die Prüfungen dann machen, wenn ich mich fit genug fühlte. Sogar die Prüfungen konnte man von zu Hause ablegen und das, ohne eine Möglichkeit zu schummeln. Ich fand das Konzept so gut, dass kurz nach mir ein Freund auch an derselben Hochschule ein Fernstudium startete.
Und zwischendurch ging ich weiter Bouldern, besuchte Spielabende, traf mich mit Leuten in Carmens Café (Café Concordia – hin da, die haben auch in Coronazeiten ein tolles Angebot to-go!) und machte bei einem Pub Quiz im Gastfeld mit (wir waren gar nicht mal schlecht und gewannen sogar ein paar Kurze – lag allerdings nicht an mir, sorry Leutis).
Zum Ende des Monats überredete mich Insa dann zwei Etappen des Freudenthalwegs zusammen mit einer Uni-Freundin von ihr, Sabrina, zu wandern. Zum Wandern brauchte sie mich natürlich nicht lange überreden, aber das war auch gar nicht der Grund, warum ich dabei war: Die beiden hatten sich überlegt ein Projekt zu starten, bei dem ich mitmachen könnte, wenn ich wollte:
Eine Corona-Idee, wie sie im Buche steht – nein, kein Podcast – wir wollten einen Wanderblog starten. Aber einen, der nicht nur die krassen Mehrtageswanderungen mit großartigen Bildern zeigt, die sowieso niemand nachmachen wird, sondern Wandern in Norddeutschland, ein Neuentdecken der Heimat, mit der Hoffnung normale Menschen zu motivieren einfach rauszugehen und sich in der Natur zu bewegen. Das, was wir halt auch machen jede Woche.
Die Idee war geboren und in einem maximal 5-minütigen Brainstorming hatten wir auch schon unseren Namen gefunden: Wind und Wetter wandern.
Wir blockierten den Namen auf Instagram und planten ein großes Meeting für November. Leider ging Deutschland nun in den nächsten mini „Lockdown“, so dass ein Treffen von drei Leuten schwierig wurde. Wir trafen uns trotzdem Ende des Monats, denn ein Business-Meeting war ja erlaubt. ;) Einige harte Stunden später hatten wir den groben Aufbau unserer eigenen Website und der Plan stand: zum neuen Jahr wollten wir „live“ gehen, die ersten Blogs geschrieben haben und den Instagram-Account starten. Es würde bis dahin noch einiges zu tun geben, aber wir waren zuversichtlich dies alles zu schaffen. Wir waren schließlich zu dritt.
Wer noch nicht auf unserem Blog war, kann diesen hier finden: www.windundwetterwandern.de
(jeden Freitag wird ein neuer Blog veröffentlicht).
November. Da man sich nun nicht mehr mit Leuten treffen konnte, starteten die privaten Videokonferenzen wieder, ich machte online Bieryoga mit meinen Deichbrandleuten und um ein wenig raus zu kommen, wohnte ich eine Zeitlang bei der lieben Cindy in Horn, die momentan in Marburg arbeitet.
Mit dem Studium, dem Blog-Projekt, dem Garten und täglichem Workout, blieb ich trotz abnehmender Tageslichtstunden motiviert und mir wurde nicht langweilig. Yay.
Im Dezember bestand ich meine ersten beiden Prüfungen, führte noch atemlos vom Radfahren ein Bewerbungsgespräch mitten auf der Straße, feierte mit der Familie Jannis 30. Geburtstag, ging viel Radfahren und Wandern (meist mit Insa, aber auf den Brocken wanderte ich mit Miri und Max an einem erstaunlich warmen, sonnigen Tag kurz vor Weihnachten), dann feierten wir wie jedes Jahr Weihnachten und ich vergaß für ein paar Tage, dass es Corona gab. Letztes Jahr in Nepal hatte ich mich auf dieses Jahr Weihnachten mit der Familie gefreut und es wurde so, wie ich es mir vorgestellt hatte: wunderbar normal. :)
Wanderung auf den Brocken |
Jannis 30. :) |
Weihnachten :) |
Anfang Dezember erfuhren wir dann noch, dass unsere Firma den Insolvenzprozess eingeleitet hatte und wir also erstmal keine Ahnung hatten, wie es nach den 3 Monaten weitergehen würde. Die Gedanken daran verschob ich jedoch zunächst auf das neue Jahr. Ich musste noch genug erledigen und so bereiteten wir alles für den Start des Blogs vor, wofür wir uns kurz vor Silvester bei Sabrina trafen, wandern gingen, danach alles Wichtige besprachen und den Tag im heiß blubbernden Whirlpool ausklingen ließen. Was für ein Leben!
Alles in allem kann ich Menschen, die sagen, dass 2020 ihr schlimmstes Jahr war, nicht zustimmen. :) Was mich sehr glücklich macht! Ich hatte tatsächlich ein wirklich schönes Jahr. Die spannenden Erfahrungen Indien und Sri Lanka zu erkunden am Anfang des Jahres werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, dann natürlich das Corona-bedingte Zurückkommen, was meiner Reise ungeplant ein Ende bereitete und mir einen kleinen Dämpfer versetzte. Aber die Entspannung Zuhause und das Arbeiten auf einem Bauernhof waren Erholung und spannende Herausforderung zugleich - dazu natürlich die Aufgabe wieder fit zu werden. Ohne Corona hätte ich im Sommer nicht so viel Zeit (insgesamt etwas über 9 Wochen, glaube ich) in den Bergen verbringen können und hätte nicht meine neue Liebe für Klettersteige entdeckt und meine Freunde im Süden besuchen können. Freunde zu treffen war im Sommer eh wirklich gut möglich, auch wenn man irgendwie wusste, dass die Zeit geborgt war und alles nicht ganz so normal... Aber so ist es nunmal. Selbst im Herbst ist so viel Neues passiert: Studium und Wander-Blog und ich war trotz kühlerem Wetter so viel draußen und unterwegs, dass ich einfach nicht glaube, dass ein "normales" Jahr tatsächlich viel besser hätte sein können.
Silvester feierten Insa und ich zusammen in unseren Einhorn-Einteilern bei mir – pflichtbewusst ohne andere Kontakte. Als wir nach Mitternacht raus gingen in die Brinkumer Hood und unsere Wunderkerzen abfackelten, liefen uns so einige betrunkene Nachbarn über den Weg, die zweimal hinschauen mussten, um zu sehen, was wir für Klamotten trugen.
Prost, Leute, auf ein neues Jahr, neue Abenteuer, neue Projekte und viele Möglichkeiten Neues zu lernen und Gegenden zu erkunden.
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