Face to face, out in the heat
Hanging tough, staying hungry
They stack the odds still we take to the street
For the kill with the skill to survive
It's the eye of the tiger
It's the thrill of the fight
Rising up to the challenge of our rival
And the last known survivor
Stalks his prey in the night
And he's watching us all with the eye of the tiger
Survivor - Eye Of The Tiger
Wir hatten schon in Delhi eine Unterkunft für unseren nächsten Zielort gebucht, weshalb wir da natürlich auch hinwollten / mussten. Dummerweise konnten wir jedoch keinen Zug dorthin buchen, da alle Züge (okay, es fuhr nur einer tagsüber) ausgebucht gewesen waren. Auch spontan konnten wir nun keine Tickets mehr bekommen, also musste ein Plan B her. Bus geht eigentlich immer, wir hatten bisher ja überwiegend Busse genommen in Indien.. Aber die einzige Verbindung ging über Jaipur und machte daher einen sehr großen Umweg. Nicht cool. Wir entschieden uns im Endeffekt für Plan C und buchten ein Taxi, das uns in 5-6 Stunden runter nach Sawai Madhopur fahren würde. Es war nicht billig, aber wir konnten auch nicht mehr umplanen, also bissen wir in den sauren Apfel und fuhren. Es war immerhin sehr entspannt und unser Fahrer verfuhr sich nur einmal in der mittlerweile steppenartigen, trockenen Landschaft. Die kleinen Bauerndörfer dort waren jedoch viel hübscher als die Hauptstraße, da kann man sich gar nicht beklagen.
Unsere Unterkunft dort war simpel und da es in dem Ort weder Hostels noch bezahlbare 3-Bett-Zimmer gab, hatten wir 2 Zimmer. Insa bekam eins alleine, was auch gut war, denn sie wollte in der zweiten Nacht extra früh aufstehen, um den Superbowl zu gucken. Wir anderen beiden nicht. :P
Sawai Madhopur liegt am Rande der Ranthambore Tiger Reserve und diese ist auch der einzige Grund warum jemand hier her kommen würde. An spannender Architektur gab es wohl nur ein Fort, das wir uns nicht anschauten. Hupsi.
Wir hatten zwei - für Indien - teure Touren gebucht, um die Möglichkeit Tiger zu sehen zu erhöhen. Wir hatten nur einen vollen Tag dort und auch wenn die Chance hier Tiger zu sehen statistisch am höchsten ist, heißt das ja gar nichts. Viele machen tagelang ein bis zwei Touren und auf der Straße wurde man auch immer gefragt wie viele man denn schon gemacht hätte. Zwei Versuche für uns. Daumen waren gedrückt.
Also stiegen wir am nächsten Morgen etwas müde in den Canter (quasi ein Minilaster, auf den etwa 20 Leute passen). Es war arschkalt. Der Wind zog natürlich ungehindert durch das offene Fahrzeug und es war einfach noch zu früh für die wärmenden Sonnenstrahlen. Wir kuschelten uns unter Wolltücher und aneinander, während wir noch andere Menschen einsammelten, bis der Wagen voll war.
Dann ging es in den Park. Und die Gegend war wirklich schön. Wir waren mittlerweile im Staat Rajasthan, der auch der Wüstenstaat genannt wird. Wer also dichten Urwald erwartet hat, wird enttäuscht. ;P Es war steinig, zerklüftete Hänge erhoben sich zu beiden Seiten des Weges, ein lichter, trockener Wald bedeckte den Talboden. Es gab ein paar Flüsse und Seen, aber der Boden war recht trocken. Wir sahen Rehe, Hirsche und Antilopen und Affen und verschiedene Vögel. Als wir einmal eine Pause machten, fütterten wir Elster-artige bunte Vögel mit Weintrauben aus unseren Händen. Es kitzelte, wenn die Tiere einen Sekundenbruchteil auf der Hand landeten und sich die Traube schnappten.
Eine süße Eule schlummerte über uns in einem Astloch. Süß! Es war eine schöne Tour gewesen.
Leider sahen wir keinen Tiger und mussten nun all unsere Hoffnung auf die Nachmittagstour legen.
Wir hatten vorher noch Zeit uns in der Mittagssonne aufzuwärmen, es war nun angenehm über 20°. Um 14 Uhr ging es dann schon los. Dieses Mal hatten wir den etwas teureren Jeep gebucht, in dem nur wir und eine indische Familie mit zwei kleinen Kindern saßen. Und der Fahrer gab Gas. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt auf der Fahrt zum Nationalpark. Diesmal einer ganz anderen Stelle.
Wir fuhren hinein, sehr zielstrebig zu einem trockenem Bachlauf. Der Beifahrer stieg aus und suchte nach Spuren. Selbst ich konnte dann aus dem Jeep die Schleifspur und Blutreste am Stein sehen. Sah aber nicht frisch aus. Man erzählte uns, dass ein Tiger hier in der Nacht oder am frühen Morgen einen Hirsch gerissen hatte.
Wir fuhren weiter. Dann plötzlich, etwa 100m von uns entfernt: Ein Leopard. Er aß die Reste des Hirsches - das Geweih gut erkennbar zwischen den Bäumen. Wow. Leoparden sind deutlich seltener im Park, also fühlten wir uns sehr glücklich. Es hatte sich gelohnt hier her zu kommen.
Aber wir blieben nicht lange hier, es ging schon wieder weiter, etwas weiter in den Wald hinein. Und ungelogen, keine 2 Minuten später kam der Ausruf "Tiger"! Und ich sah einen riesigen Flecken weit entfernt zwischen den Bäumen. Hätte auch ein Bär sein können, aber wenn die sagen, dass das ein Tiger ist.. Oh mein Gott, wie viel Glück hatten wir denn?
Und wir standen kaum, da erhob sich das Tier und trottete auf die zwei, drei Jeeps zu. Ich war so total hibbelig, dass ich die ganze "oh mein Gott, ein Tiger" vor mich hin brabbelte. Er kam langsam auf uns zu und ging MAXIMAL 5m an uns vorbei. Kein Zaun, kein geschlossenes Auto, nichts zwischen uns und diesem riesigen, majestätischen Tier. Es war ein Männchen und er war so vollgefressen, dass er leicht humpelte. Na, dann brauchte ich mir wohl um mich selbst keine Sorgen machen.
Der Tiger legte sich dann wieder irgendwo hin, aber an einer Stelle, wo wir ihn besser sehen konnten. Wow. Sogar mit meiner Handykamera konnte ich brauchbare Fotos machen. Nun erfuhren wir auch, warum er da so ruhig herum chillte. Er war durstig, aber das nächste Wasser befand sich hinter einer Baustelle, an der noch gearbeitet wurde. Erst wenn die Menschen und Bagger am Abend gehen würden, würde er zum Wasser gehen. Glück für uns!
Wir beobachteten den Tiger ein oder zwei Stunden, bis wir wieder aus dem Park heraus mussten. Die anderen Tiere (unter anderem verdammt viele Pfauen - Pfaus? Pfaue? Pfauissen?), die wir noch sahen verblassen irgendwie neben dieser Erfahrung. Einen wilden Tiger in freier Wildbahn zu sehen, das ist etwas unglaublich Besonderes für einen normalen Menschen, wie mich. <3
Später erfuhren wir dann, dass unser Hotelbesitzer quasi der Grund war, dass wir den Tiger gesehen hatten, denn der Teil des Parkes, in den man herein darf, ist in Sektoren aufgeteilt. Und die Fahrzeuge bekommen immer einen Sektor zufällig zugeteilt. Jedoch können die Hotelbesitzer wohl Einfluss nehmen (hallo, wir sind hier schließlich in Indien, Geld kann so einiges regeln) und so hatte der gute Mann uns morgens in Sektor 5 geschickt, wo am Tag zuvor ein Tiger gesichtet worden ist und dann in 7, weil er von dem gehört hatte, den wir dann auch tatsächlich gesehen haben.
Überglücklich gingen wir an diesem Tag ins Bett. So konnte die Reise am nächsten Morgen gut gelaunt weiter gehen.
Unser nächstes Ziel war Bundi, das wir in einer Zug / Bus Kombi erreichten. Und wir nahmen noch ein bisschen mehr echtes Indien mit, indem wir im "unreserved" Abteil fuhren. War mega billig, dafür mussten wir eine halbe Stunde zwischen anderen Menschen stehen, bis endlich Plätze für uns frei wurden. Luxus sieht anders aus, aber die Fahrt war weit davon entfernt einer dieser vollen Züge zu sein, aus denen die Menschen herausquellen und sich von Außen festhalten. Ich weiß nicht wo diese Bilder her kommen, aber gesehen haben wir so etwas noch nicht.
Da wir schon mittags in Bundi ankamen, schauten wir uns noch am selben Tag das Fort und den Palast oben auf dem Berg an.
Tolle Räume, Aussichten und ein etwas anstrengender Spaziergang im warmen Sonnenschein auf den Berg hinauf.
Heute lernten wir, dass man Affen nicht in die Augen schauen sollte und erneuerten unseren Respekt vor den Tieren.
Außerdem schaffte ich es zwei Mal meine Wasserflasche zu verlieren. Einmal stellte ich sie ab um bescheuerte Fotos machen zu können, vergaß sie dort bis ein Affe sie klaute und ein netter Security Mann sie zurück erkämpfte. Und beim zweiten Mal schauten wir gerade in ein tief im Boden liegendes Wasserbecken mit geometrischen Stufen an den Wänden (Step Well), die es an vielen Orten in Rajasthan gibt. Ich schaffte es irgendwie sie hereinfallen zu lassen, so dass sie unten auf dem schmalen Weg neben dem Wasser lag. Ich Trottel. Also kämpfte ich mich die schmalen und überwachsenen Stufen runter, zog ein paar kräftige Dornen aus meinen Sohlen und schob mich am Ende durch einen mit Spinnenweben vollgehangenen Dornenbusch. Ich hoffe die Flasche ist mir unendlich dankbar für dieses nicht ganz so angenehme Abenteuer. :P
Saskia hatte ein bisschen Probleme mit der Hitze, Trockenheit und dann auch noch dem Besteigen des Berges, aber wir hatten ja Zeit und machten den Ausflug zu einem tollen Tag. Insa und ich kletterten in ein paar alte Gebäude und schauten von den Mauern hinunter ins Tal und auf die Stadt und versuchten nicht zu lange zu bleiben, wenn Saskia etwas Abstand hielt. Das arme Lämmchen hat Höhenangst.
Am späten Nachmittag schauten wir uns noch zwei Step Wells in der Stadt an, die hübsch symmetrisch waren, aber leider lag viel Müll im Wasser, was das Bild etwas zerstörte. ;)
Am nächsten Vormittag schauten wir uns dann den berühmtesten Step Well an, der unter einem von wunderschön verzierten Säulen gehaltenen Dach lag. Das hatte ich nicht erwartet und ich stand gut staunend da: Elefanten, Verzierungen, Gottheiten. Unten klares Wasser und Stufen, die in das komplett ruhige Becken führten. Es könnte eine Szene aus einem Fanstasyfilm sein.
Mittags verließen wir das wunderschöne, entspannte und warme Bundi, um etwas mehr Zeit im nächsten Ort zu haben: Pushkar.
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