Samstag, 29. Februar 2020

Million Star Hotel

Lately, I've been, I've been losing sleep
Dreaming about the things that we could be
But, baby, I've been, I've been praying hard
Said no more counting dollars
We'll be counting stars
Yeah, we'll be counting stars

Counting Stars - OneRepublic


Saskia war weg, Mareiki müde und so schlief ich noch 'ne Runde. Ich kann schließlich machen was ich will. :P Wir schafften es mit Duschen und Packen gerade so rechtzeitig zum Check-out fertig zu sein. Das ist bestimmt auch eine Begabung. 

Eigentlich hatte ich keine große Lust noch einmal durch die lauten Straßen Delhis zu laufen, aber war ja nur noch ein Tag, also Augen zu und durch. Akash hatte uns die Gegend um einen Kreisel herum empfohlen, der sich in Laufdistanz zu unserem Hostel befand und so gingen wir dorthin. Und was soll ich sagen - ich war positiv überrascht. Einmal um den riesigen Kreisel herum waren Arkaden mit Geschäften, es gab breite Fußwege, die nicht komplett zugestellt waren mit Straßenständen und es war sauber und fast ruhig. Wir frühstückten bei einer amerikanischen Zimtschneckenkette und landeten kurzzeitig im Himmel. So sollte ein Tag in Delhi immer beginnen. 


Dann schlenderten wir die nächsten Stunden einfach dort durch die Gegend, saßen in einem Café und aßen noch Mittag bei einer afrikanischen Fast Food Kette. So ließ sich Delhi gut aushalten. 
Da mein Rucksack ja nun viel zu leer war, kaufte ich direkt unnützen Kram nach, den ich aber tatsächlich in der Nacht gut gebrauchen konnte. Wir fuhren nämlich 16 Stunden Bus nach Jaisalmer und hatten dafür Einzelschlafkabinen gebucht. Die kamen mit Decke, aber ohne Kopfkissen, also rettete mich mein neues Nackenkissen quasi. :P


Die Busfahrt war erstaunlich komfortabel. Man konnte die Kabinen sogar so verschließen, dass niemand diese von Außen öffnen konnte. Entspannung pur. Wenn man das Geruckel des Busses mag natürlich. 

Mittags kamen wir dann in der Stadt am Rande der Thar Wüste an. 

Jaisalmer, die goldene Stadt. Ein aus Sandstein gebautes Fort erhob sich fast wie aus dem Fels gewachsen über der sonnigen Stadt. Und unser Hotel lag oben im Fort direkt an der Stadtmauer. Frühstück auf der Terrasse mit Blick über die Stadt - so muss sich Luxusurlaub anfühlen. Das Zimmer kostete insgesamt nicht einmal 8 Euro mit eigenem Bad und riesigem Bett. Natürlich beschlossen wir nicht sofort wieder zu fahren, wir waren ja nun wieder etwas flexibler. 


Aber bevor wir das Fort erkunden gingen, machten wir erst einmal eine Wüstensafari

Wir hätten eine Tour mit Kulturprogramm und Übernachtung in luxuriösen Zelten buchen können, aber das war so gar nicht das, was wir wollten. Wir wollten die Wüste sehen, eine echte Erfahrung machen ohne zu viele Menschen und ganz besonders nicht mit merkwürdigen Tänzen nach dem Essen. Erstaunlicherweise fanden wir so etwas direkt und buchten die Tour bei einem Chai. 

Mittags trafen wir uns mit den anderen Teilnehmern an der Agentur. Wir mussten uns zu 7. (plus Fahrer) in einen Jeep quetschen und ich brach direkt das Eis mit meinem Kommentar "I really like to cuddle with strangers - especially in this weather". Ich saß nämlich eingequetscht zwischen Insa und einem Italiener. 
Ein Mädel aus der Schweiz sorgte für die nächste Situation, über die geredet werden konnte - sie fiel nämlich beim Aussteigen hin und blutete am Knie. Da sie allerdings einen Hang dazu hat sich Knochen im Urlaub zu brechen, war alles halb so wild. Jap, man lernt die besten Menschen kennen auf Gruppentouren. :D


Wir fuhren raus in die Wüste. Zunächst gab es noch kleine Dörfer und die Landschaft war steppenähnlich. Etwas Gras, kleine Büsche und viele Ziegen- und Schafsherden. Wir hielten einmal an einem See an und dann an einem alten Palast um den eine Legende rankt. Von der Terrasse sieht man eine Ruinenstadt und die Geschichte besagt, dass ein Mädchen aus dem Dorf an den Maharaja zwangsverheiratet werden sollte. Das Dorf floh lieber gemeinsam, als das zuzulassen und seitdem liegen die Gebäude verlassen zwischen alten Feldern. 


Dann endlich kamen wir zum Kameltreffpunkt, wo unsere Tiere schon geduldig warteten. Eigentlich waren es Dromedare, wie ich später sah, als die Sättel abgenommen wurden. 


Ich bekam "Rocket" zugeteilt, mit dem ich mich sofort verbunden fühlte, denn er gähnte gerne und häufig. Insa bekam Helicopter und lief ein ganzes Stück hinter mir, da Rocket die Gruppe anführte. Das Tier hinter mir war jedoch etwas speziell und versuchte immer neben Rocket zu kommen. Das wäre an sich gar nicht schlimm gewesen, wenn es nicht alle paar Minuten die Zunge hätte raus hängen lassen und damit gurgelte. Ich habe noch nie etwas Seltsameres gesehen oder gehört. Es war wohl gerade Paarungszeit, weswegen in unserer Gruppe auch nur männliche Tiere liefen. Oder sie nehmen grundsätzlich nur männliche. Man weiß es nicht. Paarungszeit war trotzdem. 

Es wurde ungemütlich. Naja, nicht mega gemütlich zumindest. Kamele laufen zwar irgendwie sanft, aber die Sättel ruckeln vor und zurück und man hat ständig das Gefühl nach vorne zu rutschen. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Beine einfach baumeln lassen sollte oder die Oberschenkel anzuspannen die bessere Variante wäre. Also wechselte ich immer hin und her. 


Wir liefen langsam in die Wüste hinein, bis sich die ersten Sanddünen zeigten, hell in der noch hoch stehenden und warmen Sonne. Ich verdeckte das meiste meines Gesichts und mein Longsleeve tat den Rest. 


Etwa 1,5 Stunden wanderten wir langsam ein wenig rauf und wieder runter über kieseligen, harten Boden und Sand. 
Mitten in den Dünen war dann unser Camp. Über einem Feuer wurde leckerer Chai gekocht und es gab frisch gemachte Snacks. In Chai könnte ich mich ja auch rein legen! Wenn ich den in Deutschland nicht richtig gut hinbekomme, werde ich lange weinen müssen. 

Nach der kurzen Pause erkundeten wir barfuß bis zum Sonnenuntergang die Dünen. Warmer Sand, aber nicht heiß und ganz viele schwarze Käfer, die lustige Spuren im Sand hinterließen. 

Ich rannte die Dünen hoch und wieder runter, bis wir irgendwo einen Platz gefunden hatten für einen schön romantischen Sonnenuntergang. :P Da wir bisher noch keine Danceparty auf einer Düne gemacht haben, schlossen wir die direkt daran an. ;) 


Nach einem leckeren Abendessen - es gab natürlich Thali - um ein Lagerfeuer herum, unterhielten wir uns mit den 10 anderen Leuten. Irgendwann starteten die Inder ein paar merkwürdige Lieder und aus einem Grund, der mir jetzt entfallen ist, sangen Insa und ich irgendwann Frozen - Let it go. Nicht wahnsinnig schön und keiner stimmte ein, aber egal, dann halt nur wir. :D 


Das beste kam allerdings als wir alle ins Bett gingen. Laken wurden auf den Sand gelegt, wer mochte konnte sich einen Platz weiter weg suchen. Wir bekamen ein Kissen und zwei Decken und dann legten wir uns hin. Kein Licht in den nächsten Kilometern und ein perfekt sichtbarer Sternenhimmel. Wie wunder, wunder schön! Ich machte irgendwann Musik an und schaute einfach in den Himmel. Natürlich konnte ich nur wenig schlafen, aber die schlaflose Zeit schaute ich einfach viel in den Himmel. Ab 3 Uhr oder so war jedoch der Mond so hoch am Himmel, dass er mit seinem Strahlen fast alle Sterne verblassen ließ. Dafür war der große Wagen nun allerdings auch aufgegangen. 

Es wehte ein stetiger Wind und trieb ganz feinen Sand über die Decken. Meine Augen fühlten sich am nächsten Morgen etwas geschwollen an, als ich von einem "Breakfast" - Ruf aufgeschreckt wurde. Ich war die letzte, die noch in ihren Decken war. Pff. Morgenmenschen sind komische Leute. :P

Das Frühstück war auch wieder sehr, sehr lecker und viel zu viel für uns alle und wenn ich dann auch noch meinen Chai bekomme, ist alles perfekt. 


Die Tour endete mit einem weiteren Kamelritt, den ich trotz etwas schmerzender Beine wieder sehr gerne mit machte - Insa lief lieber. 
Einmal rannte unsere dreier Gruppe Kamele sogar ein Stück. Das war super witzig. 


Schade, dass der Ausflug in die Wüste schon vorbei war, aber wir wollten uns ja auch noch das Fort und die zauberhaften Gebäude der Stadt anschauen und dafür hatten wir an diesem Nachmittag Zeit. Ein paar tolle Tempel, Stadtmauern mit Kanonen, Aussichten und kleine Shops...

Insa ist hauptberuflich Pirat (und versteckt erfolgreich eine Beule auf der Stirn)

Unser Balkon..



Jaisalmer war entspannt, ruhig, warm und schön. Das hatte ich nach dem Stress der Tage davor gebraucht. :)

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