Freitag, 23. August 2019

Mandalay, du süße Überraschung

Das schwerste im Leben ist, zu wissen, über welche Brücken man gehen und welche man besser abbrennen sollte.

- David Russell



Ich mag keine Großstädte - Überraschung - also war ich auch nicht so heftig begeistert nach so viel Natur und kleineren Städten wieder in einer zu landen, aber ich muss sagen: Es hat sich gelohnt.

Zunächst fuhren wir ja mit dem Zug aus Hsipaw raus, mit deutlich gemischten Gefühlen. Einerseits ziemlicher Erleichterung, denn uns wurde von ein paar Leuten, die wir von der Tour kannten und die mit uns den Zug nahmen, berichtet, dass sie am Abend zuvor auch bei den Ruinen von Klein-Bagan gewesen waren und dort zu Abend gegessen hatten als in der Nähe Maschinengewehre abgefeuert wurden. Vielleicht in der Nähe der Polizeistation, wo wir vorbei gegangen waren.. Außerdem hatte es nun in Lashio auch einen ersten zivilen Verletzen gegeben, einen Fahrer eines Rettungswagens.
Andererseits mit Wehmut, denn die Gegend war wunderschön und es macht mich traurig zu wissen, dass die wundervollen Menschen, die im Tourismus dort arbeiten, nun vermutlich ziemliche Probleme bekommen werden. :( 




Das erste Highlight war schon die Zugfahrt an sich, denn es ging über das berühmte Goteik Viadukt, das in über 600 Metern eine tiefe Schlucht überspannt. Übrigens jene Schlucht, die nun nicht mehr mit dem Auto überquert werden kann, weil die Brücke gesprengt worden ist. Das Viadukt war zur Zeit seiner Erbauung (1900) die größte Eisenbahn-Bockbrücke der Welt gewesen und ist immer noch äußerst beeindruckend! Zunächst fuhr man durch zwei Tunnel, dann kam die gebogene Brücke und die Aussichten waren unglaublich. Eine tolle Szenerie. 
Die restliche Zugfahrt war auch sehr spannend. Wir hatten ein paar Cent mehr in die Hand genommen und uns für knapp zwei Euro die Upper Class gegönnt mit viel Beinfreiheit. Die Fenster geöffnet, um den Fahrtwind herein zu lassen, alles sehr entspannt. Der Zug juckelte wieder entspannt vor sich hin. Dann bamm bamm kratz kratz. Es macht sich niemand die Mühe das Grünzeug und die Bäume an der Bahnstrecke zu schneiden, warum auch, wenn der Zug das beim Fahren selbst erledigt? :D Insa saß am Fenster und wurde also ein paar Stunden mit Blättern beworfen. Das beste daran war aber der leckere, frische Geruch nach Blättern, Kräutern und so. 
Manchmal wackelte der Zug so brutal, dass man auf und ab geschmissen wurde, dann wiederum fuhren wir super lahm zwischen zwei Stationen und ein paar Männer und Frauen verkauften Obst, Trinken, Snacks und Nudeln. 




Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Pyin Oo Lwin an und waren froh, dass wir nicht noch weiter nach Mandalay mussten.
Pyin Oo Lwin war auch gar nicht so klein, aber noch klein genug, um alles zu Fuß zu erkunden. Also schauten wir uns am nächsten Tag den Clocktower und ein paar Häuser aus der Kolonialzeit an. Wir kauften dann noch ne komplette Staude Bananen (quasi) auf dem Hauptmarkt und fühlten uns direkt wie Einheimische. :D Mittags gönnten wir uns einen Smoothie bzw. für mich Schokomilchshake und waren sehr glücklich.
Das Highlight von Pyin Oo Lwin war dann der Wasserfall zu dem wir nach dem Mittag fuhren: der Anisakan Wasserfall. :)
Man stieg zwar etwa eine halbe Stunde in eine Schlucht hinab - laut MapsMe 600m Höhenunterschied - aber es lohnte sich! Es fühlte sich dann auch so gut an das Sprühwasser im Gesicht zu spüren und sich vor dem Aufstieg abzukühlen, von dem Anblick ganz zu schweigen. ;) Die Abkühlung war zwar nach ein paar Sekunden schon wieder verdunstet in der Mittagssonne, aber hey, immerhin konnten wir nun von Innen nach Außen unsere Kleidung durchschwitzen, njammi.




Am nächsten Tag kamen wir dann in Mandalay an und gingen direkt los zum Palast im Herzen der Stadt.


Blauer Punkt: Unser Hotel. Das Viereck darüber das Palastgebiet.


Sieht nah dran aus, oder? Eine Seite des Geländes sind jedoch etwa zwei Kilometer.. Wir waren also wieder ordentlich am Laufen und das - wen wundert es - mal wieder in der Mittagshitze. Wir werden auch nicht schlauer. ;)
Der Palast war aber ganz cool, auch wenn alle Häuser dort leer waren und ziemlich gleich aussahen. Nur im letzten war ein Museum drin, das ganz spannend war. :) Das ganze restliche Gelände in dem Viereck scheint eine Kaserne zu sein, denn dort waren Übungsplätze und Familien wohnten in den Baracken dort. Vielleicht musste man deswegen seinen Pass am Eingang abgeben. Man weiß es nicht.






Wir stiegen außerhalb des Palastes, aber nicht mehr auf militärische Gelände auf einen Clocktower, weil man ja alles mitnehmen muss und der stand da halt rum und bekamen auf der obersten Plattform dann doch weiche Knie. Es gab absolut Null Geländer und wow, man war schon hoch. Ich lief trotzdem dort oben rum, hielt mich aber vom Rand fern, Insa musste sich direkt setzen. Interessante Erfahrung.



Der nächste Tag fing spannend an. Es hatte die Nacht durchgeregnet und die Straßen konnten die Massen an Wasser nicht abführen, also blieb es halt dort stehen. Es war ein witziges Gefühl Wellen gegen die Füße branden zu spüren, wenn ein Auto vorbei fuhr und sich dann durch die Fluten zu kämpfen, wenn auch die Gehwege überflutet waren.. 




Da es aber nicht mehr regnete, machten wir dann das volle Mandalay-Programm:
  - Kuthodaw Pagode (größtes Buch der Welt) 
  - Mandalay-Hügel (tolle Aussicht auf die Pagode und den Palast und die Stadt) 
  - verschiedene kleinere Pagoden dort in der Nähe 
  - die Ruinen von Innwa (Ava) 
  - Sonnuntergang auf der U Bein Brücke

Ich weiß nicht wovon ich als erstes schwärmen soll.. Vielleicht, dass alles, was wir an dem Tag sahen, so unterschiedlich war. Hunderte weiße Stupadinger in präzisen Reihen, goldene Kuppeln und Buddhas, sogar ein etwas gruseliger schwarzer Buddha, viele verschiedene Ruinen einer Jahrhunderte alten Königsstadt, ein altes Teakholz-Kloster mit tollen Holzschnitzereien und dann die längste und älteste Teakholz-Brücke der Welt. 


In jedem von den weißen Teilen ist eine Buchseite aus einem heiligen Buch und es gibt über 700 von den "Höhlen" 

Ich habe nicht gewusst, dass quasi alle großen Königreiche im heutigen Myanmar ihren Königssitz in der Nähe von Mandalay hatten und somit ist dort natürlich einiges an Geschichte in alten Mauern zu finden. Nach Natur kommen dann auch direkt Ruinen auf meiner imaginären Liebe-Ich-Liste. Die kann ich mir auch Ewigkeiten anschauen! Ein besonderes Gefühl über Steine zu laufen, die früher ein so anderes Leben gesehen haben, mit den Fingern über rauen Stein zu streichen aufgewärmt von der Sonne, als hätte er Leben und dann barfuß über altes Holz laufen, das bei jedem Schritt knarzt und von seiner Vergangenheit erzählt. 


Innwa

Etwas irritierend waren an diesem Tag nur die Horden an Chinesischen Touristen, die gelegentlich auftauchten und alles in Beschlag nahmen. Falls jemand weiß warum die alle in dreier oder vierer Gruppen das exakt gleiche Outfit anhaben, klärt mich auf, es ist merkwürdig.


Noch mehr Innwa <3


Wie auch immer, natürlich traf man komplett Mandalay zum Sonnenuntergang auf der Brücke. Und nach diesem Abend wussten wir auch wieso. Es ist wunderschön dort! Definitiv eine Brücke, über die man gehen sollte. :D Fischer tauchen nach ihren Fallen und die Sonne machte ihren orange-roten Abgang über den Bergen und, wenn man richtig stand, über der Silhouette der Brücke. 
Wir waren vorher einmal die 1,2km über die Brücke auf die andere Seite gegangen - sehr vorsichtig, denn es war voll und natürlich gab es mal wieder kein Geländer, auf dem Rückweg fühlte man sich schon sicherer. Je tiefer die Sonne sank, desto schöner wurde es. Wir hatten Glück mit dem Wetter und so ging ein anstrengender, aber umso schönerer Tag zu Ende. 



U Bein Brücke 


Am nächsten Tag schauten wir uns noch eine Pagode an und gingen dann weiter zu einem Kloster, das wir zu der Zeit komplett für uns hatten. Auch wieder aus Holz und wunderschön. Ich hätte noch länger dort bleiben können. <3

Wir sind übrigens die einzigen Menschen, die in Mandalay längere Strecken zu Fuß gehen und am Ende der 2 1/2 Tage dort waren wir besser als die Einheimischen beim Überqueren der mehrspurigen Straßen. Fußwege sind halt auch nur da um dort Sachen abzustellen.. 
Wir sahen allerdings durch unsere vielen erlaufenen Kilometer auch Viertel, die man sonst nicht so sieht. So kamen wir auf dem Rückweg vom Kloster durch ein Handelsviertel, wo jedes Haus / jeder Laden unterschiedliche Sachen geliefert bekam, lagerte und weiter verteilte. Bei uns gibt es sowas gar nicht mehr. 



Kloster aus Teakholz


Mandalay war faszinierend und für eine Großstadt sehr entspannt. Es war eine schöne Zeit. 
Am Abend verließen wir Mandalay dann im Zug nach Bagan, das Haupttouristenziel von Myanmar, würde ich sagen. Und da ich mich schon in Innwa so über die Ruinen gefreut habe, jetzt der komplette Ruinen-Endgegner mit über 2000 davon. :)











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen