... So gefunden auf einer Tafel vor einem der großen Tempel, auf der stand wer für die Instandsetzung gezahlt hat.
Also ja, Tempel ist das Stichwort. Wir wollten nach Bagan, vielleicht das Highlight der Myanmar-Reise. Leider waren im Nachtzug schon alle Sleeper (Betten) ausgebucht und so nahmen wir notgedrungen die Upper Class, denn auf Holzbänken will man eher nicht versuchen zu schlafen.
Zugfahren am Tag hatten wir schon, aber über Nacht ist auch noch mal interessant - sollte man unbedingt mitmachen. Das grelle Licht im Waggon wird nämlich nicht ausgeschaltet und da es so warm ist, dass die Fenster zwecks Fahrtwind geöffnet sind, ist der Zug eine verdammte Riesenlampe, die alle Insekten anzieht. Und ich meine nicht nur Motten, die dann begeistert um die Lampen fliegen, sondern auch Kamikaze-Käfer, die einfach - bämm - in dein Gesicht klatschen. Und dann denken "Wow, hell hier. Gruselig. Schnell verstecken". In meinen Haaren. Zweimal kroch mir so ein Ein-Zentimeter-Skarabäus (bestimmt war es einer, okay, war es nicht) richtig tief unter die Haare, so dass ich ihn kaum wieder raus bekam. Nicht witzig, man konnte nicht mal wegrennen, wie man das so heldenhaft bei Wespen tut. "Hallo, i bims 1 Käfer und ich wohne jetzt hier." Ganz großes Kino, wie soll man so bitte schlafen? Naja, ab Mitternacht wurde es weniger, ich wickelte mir mein Tuch um den Kopf und döste noch ein wenig vor mich hin. Die entspannte Zeit wurde aber durch den Zug auch immer wieder unterbrochen, wenn sich das Schaukeln so stark steigerte, dass man wirklich vom Sitz gefallen wäre, wenn man die Füße nicht in den Boden gestemmt hätte. Und das meine ich ernst. Bei dem Gewackel hätte man in Deutschland jeden Zug angehalten, wahrscheinlich hätten ein Drittel der Passagiere danach die Bahn verklagt, wegen Körperverletzung.
Nach dieser also sehr geruhsamen Nacht kamen wir um fünf Uhr morgens in Bagan an. Ich war gerade so aus meinem Schlummer erwacht, Insa weckte ich gerade auf, da hielt der Zug an und - ratsch - mein Fenster wurde von außen geöffnet. Ich kam noch gar nicht klar, vielleicht wusste ich gerade mal meinen Namen und dann kam da dieser Typ, steckte seinen Kopf durch das Fenster und rief gut gelaunt "Good morning! Taxi?" What the fuck. Ich war nicht mal fähig zu antworten. Es war stockdunkel draußen. Nichts davon war ein "guter Morgen".
Taximafia ist übrigens ein Ding in Bagan und die Leute umschwärmten uns wie vorher die Insekten, sobald wir den Zug verließen. 12.000 wollten die für die Fahrt ins Dorf und wir lachten erstmal, weil wir dachten, dass das ein Scherz war. War es nicht. Wir also nein gesagt, Insa wurde auch langsam böse, denn wir sind nun lange genug in dem Land, dass wir die Preise kennen und meinte 3.000. Nun lachten die Taxifahrer. Mittlerweile waren wir die einzigen überhaupt noch am Bahnhof und es war klar, dass die alle in die gleiche Richtung mussten wie wir.. Wir handelten auf 6.000 runter, was, wie wir später erfuhren, auch der normale Preis ist. Alle fuhren wir zeitgleich weg, alle in die selbe Richtung. Die hätten uns quasi auch umsonst mitnehmen können.
Naja, da waren wir also an unserem Guest House (bestes Zimmer, das wir in Myanmar bisher hatten und den besten Schlaf seit Ewigkeiten) und konnten natürlich noch nicht einchecken. Also fingen wir mit dem ersten Licht der Dämmerung mit dem Sightseeing an. Was soll's. Bisschen groggy liefen wir planlos durch die Nachbarschaft und erfreuten uns an jeder Ruine, die wir fanden.
Später machten wir einen langen Mittagsschlaf, dann gingen wir nochmal in die andere Richtung los. Wir waren bezaubert. Das waren alles nicht die Highlights von Bagan, keiner der großen Tempel, aber wunderschön!
In einem Tempel waren alte Wandbilder, weswegen man dort drin keine Fotos machen durfte, aber ein Deutscher hat 1899 einige davon aus der Wand gebrochen und mitgenommen. Die Europäer waren schon immer eher scheiße. Sorry. Insa liest gerade "Burmese Days" von George Orwell (was einem hier übrigens auch jeder verkaufen will) und sie liest manchmal Passagen vor, da kann man nur den Kopf schütteln. Wie kann man sich nur so sehr für etwas besseres halten? Ich verstehe es nicht. Myanmar war ja englisch und die Engländer haben sich in ihrer langen Geschichte auch wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
Und dabei ist Myanmar so ein tolles Land mit so netten Menschen. :)
Aber ich schweife ab..
Am nächsten Tag kam dann ausgeruht das volle Programm. Alle Tempel, die irgendjemand als sehenswert klassifiziert hatte, wurden angeschaut. Zusätzlich hielten wir an jeder schönen Ecke und schauten uns die Pagoden und Türmchen und Ruinen an, die uns gefielen. Wir fuhren mit Barry, unserem E-Scooter (das größte Geheimnis von Bagan ist, warum die Teile überall E-Bikes heißen...), über Feldwege und Schlaglöcher und landeten nicht nur einmal in einer Sackgasse vor einem Feld. Aber das war nicht schlimm, denn alle paar Meter stand Geschichte in der Gegend rum. Die meisten Tempel wurden im 10. bis 12. Jahrhundert erbaut, kaum etwas ist neuer.
Die meisten Bauwerke waren aus rotem Backstein, einige leuchteten aber auch in helleren Farben und manche Tempel waren noch 'in Benutzung', so dass goldene Kuppeln die Pagoden schmückten. Wir sahen riesige Buddhastatuen, orangefarbene Mönche und rosa gekleidete Nonnen. Und bis auf an ganz wenigen Stellen kaum Touristen. Ein Hoch auf die Nebensaison!
Habe gemerkt, dass man auch Videos hinzufügen kann, also viel Spaß mit den zweien aus Bagan. :D
Habe gemerkt, dass man auch Videos hinzufügen kann, also viel Spaß mit den zweien aus Bagan. :D
Die Fotos zeigen glaube ich besser was ich meine, aber können trotzdem nicht wirklich vermitteln wie unglaublich diese Gegend ist. Wenn man den verschlungenen Wegen folgt und innerhalb von Minuten hunderte Bauwerke findet, jedes einzelne irgendwie anders, dann kann man das kaum aufnehmen.
Ich kann nicht mal schätzen wie viele wir von den über 2000 noch stehenden Ruinen sahen (es sind einmal über 4000 gewesen), aber ich bin glücklich über jede einzelne.
Der nächste Tag war schon unser letzter hier, denn wir hatten für den Abend einen Nachtbus gebucht.
Und der Tag wurde noch mal spannend, denn als wir uns gerade eine besonders schöne Gruppe angeschaut hatten - zufällig gefunden - fing es an zu regnen. Wir waren eigentlich mit Blueberry, unserem neuen Scooter auf dem Weg nach New Bagan, um uns mit Leuten zu treffen, mussten dann aber Unterschlupf bei Buddha suchen (ein paar Jugendliche riefen uns zu wir sollten uns mit denen in einer von den Minipagoden verstecken, wo sie auch Unterschlupf vor dem Wetter gefunden hatten).
Leider wollte der Regen nicht aufhören - hallo Regenzeit - und so fuhren wir dann doch weiter. Insa manövrierte uns durch den Fluss, der früher mal ein Feldweg war - es waren keine Schlaglöcher sondern Schlagseen - und ich hielt den Schirm irgendwie so, dass Insa nicht direkt den Monsun im Gesicht hatte und mein Handy nicht komplett nass wurde, ich musste uns ja navigieren.
Als wir akzeptiert hatten, dass nass nur ein weiterer Aggregatzustand ist, den Kleidung annehmen kann, wurde es dann auch lustig. Nach Ewigkeiten kamen wir aus dem Matsch und der Rutschpartie raus in die Stadt und auf festen Boden. Der Boden war zwar dann nicht mehr sichtbar, weil der Fluss offensichtlich jeden der Einwohner persönlich besuchen wollte, aber wir sangen sehr laut und sehr schief "Durch den Monsun" und bekamen so viele Grüße von allen Seiten. Mingalabar!
Laut hupend (unser neuer Scooter hatte eine Hupkrankheit und klang etwas merkwürdig) fuhren wir quasi in das Restaurant rein, in dem wir schon erwartet wurden. Es war ein lustiger Tag!
Zwei Stunden später heizte die Sonne die ganze Erde noch einmal richtig auf und half uns und unseren Klamotten beim Trocknen. Vielleicht war es auch das Tanzen auf der Dachterrasse bzw. Dachrasen. Lalala.
An diesem Tag konnten wir uns endlich auch einen Sonnenuntergang hier anschauen (die Tage davor waren zu bewölkt gewesen) und das tolle Bagan gebührend verabschieden. Danke, du wundervolles Bagan, du warst atemberaubend schön und wirst nie vergessen werden!
Unser VIP Busunternehmen holte uns dann auch noch im Hotel ab, alles sehr entspannt. Und so schrieb ich diesen Quatsch in einem weiteren Nachtbus. Ohne die Nachtfahrten würde ich wohl noch keinen Blogartikel geschrieben haben.. :D
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen