Donnerstag, 30. Januar 2020

Für ein freies Tibet

The memories are all we have
So keep them safe and sound
Nothing matters but what we learned
Get your feet back on the ground

Well it's the last day under
Last day under the
Last day under
Last day under the
Last day under, under the sun

Volbeat - Last Day Under The Sun 


Wir waren also im Minibus nach Dharamshala - sehr bequem uuund wir trafen einen alten Bekannten wieder. Er hatte auch in unserem Hostel gewohnt und nun zufällig wieder das gleiche Hostel in Dharamshala bzw. einem kleinen Dorf daneben gebucht. Witziger Zufall. 
Die Fahrt dauerte bis zum frühen Abend, mit nur einer Mittagspause, wo wir sehr billiges Thali (verschiedene Currys, Dhal, Reis, Brot, etc.) aßen. Von Dharamshala, der größeren Stadt im unteren Bereich des Tals und mit einem der höchsten (und definitiv schönst gelegenen) Cricket Stadien der Welt, fuhren wir mit unserem indischen Kumpel, der auch keinen besseren Taxipreis heraushandeln konnte als wir, hoch durch Mcleodganj nach Bhagsu
Zum Verständnis: Dharamshala ist die größere Stadt, Mcleodganj ist etwas höher gelegen das Dorf, in dem der Dalai Lama wohnt und Bhagsu war noch mal dahinter, näher an den Bergen, die das Tal umschlossen. Eine schöne, ruhige Atmosphäre. :) 

Wieder ein nettes Hostel ausgesucht, wo wir den Mädelsschlafsaal für uns hatten. Gegen die Kälte stellten wir noch eine elektrische Heizung zwischen unseren Betten auf. Top. 
Leider war mir ein wenig unwohl, weswegen Insa alleine ihr Abendessen aß. Wir saßen draußen mit mehreren Leuten um eine Feuerschale herum und tranken warmes Wasser. 

Als ich mich dann fürs Bett fertig machte, kam es dann leider übel: Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib. Ich weiß nicht, ob ich jemals wegen schlechtem Essen gekotzt habe, aber ich glaube nicht. Es war ziemlich unangenehm.. Ich lag dann ein paar Stunden mit Schüttelfrost im Bett und konnte mich nicht genug entspannen, um tatsächlich zu schlafen. 
Mitten in der Nacht lief dann Insa auch aufs Klo und trat dem Club bei. Wir machten erstmal nicht viel am nächsten Tag.. 


Nachmittags gingen wir allerdings noch runter nach Mcleodganj, um uns den Tempel des Dalai Lamas anzuschauen und durch das Tibetmuseum zu gehen. Ich war so fertig, dass ich sogar zu blöd war Fotos zu machen. :D

Beweis hier: Hälfte vom englischen Text abgeschnitten. Message trotzdem angekommen - 'Tibet's stolen child'. 


Leider war ich nicht zu fertig, um nicht zu verstehen was ich dort las. Schon am Eingang vor dem Tempel waren Infotafeln und ich hatte wirklich Mühe nicht zu weinen. Zweimal gab ich auf und musste mir unauffällig eine Träne von der Wange wischen. 
Ich hasse Menschen. 

Ich will nicht die ganze Geschichte wiederholen, aber um es kurz zu machen: Tibet stirbt. Das riesige Land, das oft als Dach der Welt bezeichnet wird und durchschnittlich auf 4500m liegt, ist dabei zu sterben. 
Die Tibeter werden von China unterdrückt und sind mittlerweile eine Minderheit im eigenen Land, das ihnen nicht mehr gehört. Viele sind geflohen und leben nun auf der ganzen Welt zerstreut. Der Dalai Lama lebt im Exil, politische Gefangene sind verschwunden. Das Land wird ausgebeutet, Wälder abgeholzt, Bodenschätze gefördert und das Ökosystem zerstört. Der so genannte "dritte Pol der Welt" mit riesigen Gletschern auf dem tibetischen Hochland verschwindet genauso wie die anderen beiden Pole und man weiß nicht was passiert, wenn das System erst kaputt ist. 

Die Tibeter haben immer wieder versucht Wiederstand zu leisten und auch heute noch setzen sich immer wieder junge Tibeter in Flammen, um auf ihr Problem aufmerksam zu machen. Im Museum gab es eine Wand mit Fotos dieser Menschen und ihren letzten Worten. So viel Trauer und Wut. Die Sehnsucht nach ihrem Zuhause spricht aus jedem Satz und Bild dort. Über dem Tempel hängt ein riesiges Gemälde von der Hauptstadt Lhasa. Die Menschen hier und der Dalai Lama werden sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Erinnerungen sind alles, was übrig bleibt. 


Nach diesem doch etwas deprimierenden Tag, ging ich ohne etwas gegessen zu haben ins Bett und konnte am nächsten Tag endlich wieder frühstücken. 
Wir besuchten einen Wasserfall, der nur 1-2 km entfernt am Berghang lag. Es war nett dort und wir hatten die ganzen 3 Tage hier besten Sonnenschein. 
Wir unterhielten uns damit, dass wir (hoffentlich unauffällig) ein paar Mädels nachmachten, die in einem kompletten Fotoshooting-Rage waren. Handy ausrichten, Pose und "next". Pose wechseln. "Next". "Next". "Next". 


Am nächsten Tag gingen wir einfach nur spazieren. Endlich fühlte ich mich wieder fit. 
Am Rand des Dorfes entlang, schöne Sichten ins Tal, eine Bank mit Aussicht. Raubvögel zogen ihre Kreise in der Sonne. Insa und ich quatschten die ganze Zeit und alberten rum. Wir waren gut gelaunt nachdem es uns vorher ja nicht so gut gegangen war. Wir beschlossen, dass wir mit Ben (dem beste Engländer aus Myanmar) eine dreier Gruppe bilden müssten, um jedes Jahr einmal zusammen zu verreisen. Ben lernt gerade Deutsch mit einer tollen App und schickte uns Screenshots von Beispielsätzen:
  - Die Senioren springen aus dem Fenster. 
  - Die fetten Kinder essen Pizza. 
  - Wo ist die heilige Kartoffel?

Ich finde man sollte "heilige Kartoffel" als festen Term einführen! Was zur heiligen Kartoffel! 


Wir wanderten also immer weiter runter ins Tal, durch kleine Dörfer mit schmalen Feldern und einen Pinienwald. Es war so friedlich dort, dass wir schon wieder eine Pause machten. Man muss es ja nicht übertreiben. :P 
Und.. wir mussten später den ganzen Weg wieder hoch. Aber es war okay, meine Kraft war langsam wieder da. 

Mein Hunger würde sich die nächsten Tage jedoch in Grenzen halten. Es war komisch, aber irgendwie konnten wir nicht mehr viel Essen. Plötzlich - ohne darüber gesprochen zu haben - waren wir bei nur noch 2 Mahlzeiten am Tag und es waren nie große Portionen. Aber solange mein Körper sagt, dass alles gut ist, ist wohl alles gut. ;) 


Wir mussten gegen 4 Uhr früh los am nächsten Tag, um den Bus nach Amritzar zu bekommen, die entspannten Tage in den Bergen waren vorbei. Mit schwerem Herzen sagte ich dem Himalaya Tschüß, man sieht sich im April wieder. 
Ab jetzt wird es nur noch in den Süden gehen. Der Wärme entgegen. Das ist zur Abwechslung jedoch auch mal schön. Sommer, ich kommeeeee. OK, dauert noch.. Aber bald. 

Samstag, 25. Januar 2020

Dem Schnee hinterher in den Norden

The snow glows white on the mountain tonight
Not a footprint to be seen
A kingdom of isolation
And it looks like I'm the queen
...

It's funny how some distance
Makes everything seem small
And the fears that once controlled me
Can't get to me at all!

It's time to see what I can do
To test the limits and break through
No right, no wrong, no rules for me I'm free!

Let it go, let it go
I am one with the wind and sky
Let it go, let it go
You'll never see me cry!

Here I stand
In the light of day
Let the storm rage on
The cold never bothered me anyway!

Frozen - Let It Go

Bremer Stadtmusikanten?! :)


Wie es ein Nachtbus so an sich hat, startete er erst abends und zwar von Dehradun, das knapp eine Stunde von Rishikesh entfernt ist. 
Das war von uns auch so geplant, denn so konnten wir den Nachmittag dort nutzen, um uns die "Mindrolling Monastery" (jap, heißt tatsächlich so) und die daneben stehende Peace Pagode anzuschauen. Viel mehr gab es in der Stadt auch nicht, soweit wir herausfinden konnten. 

Wir gingen zu Fuß durch Wohnviertel dorthin und es war wirklich schön nach den lauten Straßen in die friedliche Umgebung der Tempel zu kommen. Eine riesige Buddha-Statue stand etwas den Weg hinunter und wir konnten endlich mal wieder an einer großen Menge Prayer Wheels drehen. Wuhuuu! 


Für wen es bis jetzt nicht klar war: offensichtlich war dies alles ein buddhistisches Gelände und in den Straßen davor fanden sich viele tibetische Geschäfte und Restaurants. Auf dem Gelände war der alte Mercedes des Dalai Lamas ausgestellt, alles hier erinnerte an ihn. Ich wäre vermutlich etwas überrascht gewesen, wenn ich nicht wüsste, dass wir bald in den Ort fahren würden, wo dieser lebt. Ich schreibe dann mehr dazu. 

Wir genossen den Sonnenschein und die nette Gartenanlage, es war wirklich schön dort. 


Bis der Bus kam, kauften wir Snacks in einem großen Kaufhaus und chillten in dem Zimmer, das wir uns nur für den Tag gebucht hatten. 
Gegen 22 Uhr ging es dann los. Es war nicht weit bis zum Busbahnhof, aber es war natürlich schon dunkel und wir kannten die Stadt nicht (wahrscheinlich waren wir die einzigen westlichen Touristen hier). Alleine wäre keiner von uns die Strecke zu Fuß gegangen, aber so war es erstaunlich entspannt. 

Der Bus nach Shimla kam etwas zu früh, so dass wir unser Gepäck in Ruhe in die Gepäckablage über unseren Köpfen quetschen konnten (ich muss dringend ein paar Kilo loswerden - Klamotten nicht Körpergewicht ;P) und fuhr pünktlich los, die Sitze waren bequem. Musik in die Ohren und schlummern. 

Und ratet mal was das nervigste am indischen Transportsystem ist? Die verdammten Züge und Busse kommen oft ZU FRÜH an. Ich meine, das ist ja an sich nicht schlimm, aber wenn man über Nacht fährt und eine Stunde eher als geplant ankommt und alles ist stockdunkel und man muss erstmal klar kommen, dann ist das schon ärgerlich. :D

Taxi zu unserem Hostel und ich hatte schon nach 2 Minuten Fahrt vollkommen die Orientierung verloren. Wir waren in den Bergen angekommen und die Straßenführung war mehr als chaotisch. Es gab sogar einen Tunnel - hatten wir nun die Bergseite gewechselt? Ich gab auf. 

Unser Hostel lag einen kurzen, etwas matschigen und dadurch rutschigen Weg hinunter neben der Straße und es tat mir etwas Leid zu dieser Uhrzeit dort aufzutauchen. Natürlich weckten wir den armen Typen, der Nachtwache hatte und uns sagte, dass Check-In erst um 1 Uhr wäre. Großartig. 
Da wir aber direkt neben ihm chillen mussten und er seinen Schlaf wohl schon flöten gehen sah, bot er uns an für etwas extra Geld schon in die Betten zu können. Wir nahmen natürlich an. 
Irgendein verrückter Mensch hatte die Fenster in unserem Raum offen gelassen und es war angenehme minus 100 Grad (grob geschätzt), das konnte die dicke Decke in der gleichen Temperatur auch nicht besser machen, also stieg ich voll bekleidet ins Bett. Einrollen und schlummern. Brrr. 


Shimla war dann aber wirklich eine schöne Überraschung! Wir hatten nur diesen einen Tag dort, aber den nutzten wir voll. 
Die kleine Stadt auf dem Rücken eines Hügels erinnerte an eine Bergstadt in Europa. Kleine, bunte Häuser an aufgeräumten Straßen, fast kein Verkehr (es gibt in ganz Shimla keine TukTuks, weil die die Steigungen nicht schaffen), eine große Kirche in der Stadtmitte und etwas außerhalb eine echte Burg. Von Engländern gebaut. 







Gäbe es nicht so viele Affen und den Geruch nach indischem Essen, könnten wir tatsächlich in Europa sein. Teilweise lag noch ein bisschen Schnee - wir hatten den Schneefall vor ein paar Tagen leider verpasst. An diesem Tag regnete und hagelte es nur ein paar Mal kurz. 
Mein Highlight war spät nachmittags die riesige Hanuman-Statue auf dem Berg, wo wir mit einem Lift hinfuhren. Lieblings-Hindu-Gott. :) 





Abends saßen wir um eine elektrische Heizung herum und tranken Tee. Das im Hostel arbeitende Mädel erzählte uns viel über die Gegend und wie sie in einem kleinen Dorf hier in den Bergen aufgewachsen war. Es war spannend und sie konnte wirklich gut Englisch, aber sie hatte auch in Berlin und Edinburgh gewohnt. 

Damit ich die Nacht gut schlafen konnte, füllte ich heißes Wasser in meine Flasche und nutzte sie als Wärmflasche für meine Füße. Klappte ganz wunderbar. ;) 

Und dann ging es auch schon wieder weiter. 8 Uhr morgens, Bus nach Manali. Sollte 9 Stunden dauern, dauerte länger.. Warum auch zu früh ankommen, wenn man tagsüber fährt.. :P




Manali überraschte dann mit etwas mehr Schnee auf den Wegen und schneebedeckten hohen Bergen um das Tal herum. Wunderschön! Wir waren endgültig zurück im Gebirge. <3 Manali liegt auf etwa 2000m und die Berge drum herum sind 4000 bis über 6000m hoch. Ich war direkt glücklich die klare Winterluft zu riechen, auch wenn es kalt war. 
Unser Hostel war dafür super und schmiss direkt den Ofen an. Da konnte man doch direkt mal duschen und die Haare am Feuer trocknen. Die Decken waren mehr als kuschelig warm und die Atmosphäre richtig entspannt. Hier kann man auch länger bleiben. :) 





Am nächsten Tag nutzten wir das gute Wetter und erkundeten das Dorf "Old Manali", in dem unser Hostel war. Wir schauten uns kurz einen Tempel an und gingen dann auf einen längeren Waldspaziergang bis zu einem kleinen Dorf ein paar Kilometer entfernt. Winterlandschaft, ein Tal mit Fluss, Berge, Schnee. Glückliches Mareiki. :) 
In dem kleinen Dorf liefen lachende Kinder mit Schlitten in den Händen durch die Gassen und andere fuhren auf den Straßen Ski. Dazwischen Heu und Kühe. Was für ein wunderbares Bergdorf! 







Wir ließen die Tage hier entspannt angehen, es war einfach nicht die Atmosphäre, um zu hetzen. Wir besuchten also einen Wasserfall auf der anderen Talseite hinter ein paar kahlen Apfelbäumen und kletterten dort irgendwo an der Bergflanke herum, weil der Weg nicht so richtig ersichtlich war - und bemerkten, dass es durchaus doch anstrengend ist auf über 2000m steil hoch zu laufen. Verrückt wie schnell man vergisst. ;) 




Aber wir konnten uns danach in ein paar heiligen, heißen Quellen entspannen, die an einem Tempel mitten im Dorf lagen. Draußen wurde das heiße Wasser zum Waschen von Kleidung genutzt und drinnen gab es getrennte Bäder. Ich habe keine Fotos davon, denn die meisten Frauen waren quasi unbekleidet - hier wurde sich gewaschen. Wir stiegen also auch ins Becken und wow das war HEIẞ! Ich meine wirklich heiß! Wir wurden eh schon ein wenig beobachtet, aber als ich etwas quietschend ins Wasser ging, lächelten die Frauen amüsiert und nett. Es war irgendwie eine freundliche Umgebung. Ein Kind meinte ich solle auch meine Haare waschen und kippte Wasser über mir aus, wurde aber schnell ermahnt das zu lassen. Wir mussten danach nämlich noch ein paar Kilometer durch die Kälte zurück zu unserem Dorf gehen, da muss ich keine klitsch nassen Haare haben. 




Da es uns hier so gut gefiel, beschlossen wir um 2 Nächte zu verlängern, damit Insa ihren Geburtstag hier feiern konnte. 
Insa musste kurz um die Ecke verschwinden, damit ich gaaaanz unauffällig ihren Geburtstagskuchen besorgen konnte und dann kauften wir noch etwas Bier und Wein. Tatsächlich unser erster Alkohol seit Weihnachten, aber es gibt hier auch so einige Städte (Shimla z. B.), wo es illegal ist Alkohol zu verkaufen. In Manali ist es jedoch legal und es gab viele kleine Läden. 

Abends feierten wir dann mit ein paar anderen Leuten aus dem Hostel (alles Inder, ich glaube ich hatte in den 3 Tagen dort nur noch einen anderen "Weißen" gesehen). Musik an, mal etwas, das wir mochten, mal indische Musik. Irgendwer brachte Rum vorbei, aber wir bestanden darauf den mit Cola zu trinken und nicht mit heißem Wasser, wie die Inder. 

Es war ein absolut lustiger Abend (noch besser, weil wir am nächsten Tag keinen Kater hatten^^) und so beschlossen wir einen Filmtag einzulegen. Es gab einen riesigen Bildschirm und Netflix und so kuschelten wir uns vormittags auf bequemen Sitzsäcken in unsere warmen Decken und schauten Filme. Großartig! Keine Ahnung welcher Wochentag es war, aber es fühlte sich an wie ein Sonntag. :D






Als wir dann am nächsten Morgen dieses friedliche Bergdorf verlassen mussten, hatten wir jedoch noch mal ein bisschen Abenteuer. Es hatte in der Nacht ordentlich geschneit und es schneit noch immer. Mindestens 10cm Neuschnee. Das wundervolle Geräusch von frischem Schnee, der unter den Füßen knackt. Eine weiß-graue Winterlandschaft. Manali verabschiedete sich mit einem perfekten Winterwonderland. 




Leider sah das der Taxifahrer aber nicht so, denn das Auto schaffte es auch nach dem 4. Anlauf nicht die Steigung zu erklimmen, so dass wir wieder hinunter rutschten und der arme Mann sich entschuldigte. Wir mussten zu Fuß weiter durch den Schnee waten und ich war nicht zum ersten Mal diese Tage froh, dass meine Schuhe wasserfest waren. 
Irgendwann schaffte es der Fahrer wohl doch über den Hügel, denn etwa 10 Minuten später sammelte er uns wieder ein. Er war ein richtiger Schatz und fragte erstmal nach, ob der Bus auch wirklich fahren würde, bevor er weg fuhr. Nette Menschen in Indien. :) 




Dienstag, 21. Januar 2020

Rishikesh - Let it be

And when the night is cloudy
There is still a light that shines on me
Shine until tomorrow
Let it be

Let it be, let it be, let it be, yeah, let it be
There will be an answer
Let it be

Let it be, let it be, let it be, yeah, let it be
Whisper words of wisdom
Let it be

The Beatles - Let It Be


Rishikesh. Eine Stadt, von der ich immerhin schon gehört hatte und zwar Positives. Also Erwartungen hoch! Naja, eigentlich nicht. ^^
Wir hatten zwei Tage dort geplant, verlängerten aber um eine Nacht, so dass wir drei Tage dort blieben. 


Für die meisten westlichen Touristen ist Rishikesh eine Hochburg für Yoga, Meditation, das Einkehren in einem Ashram und Entspannung. Für Hindus ist die Stadt, die auch am heiligen - hier noch sehr klaren - Ganges liegt, der Ausgangspunkt für Pilgerfahrten zu den Quellen des Ganges und anderen heiligen Stätten in den Bergen. Rishikesh ist hügelig und schön und markiert ein bisschen den Anfang des Himalaya-Gebirges. Es gefiel mir sofort. Berge habe ich ja schon länger nicht gesehen. ;) 

Am ersten Tag wanderten wir ein bisschen durch den touristischen Teil der Stadt (nicht den Teil, in dem die 70.000 Einwohner leben), kraxelten zu einem Viewpoint hinauf und erkundeten dann ein altes, verlassenes Ashram. Im warmen Sonnenschein nicht wirklich gruselig, aber ein in verblassten Buchstaben geschriebenes "Sanatorium" könnte nachts schon anders wirken. Insa unterhielt mich mit Geschichten über ein verlassenes Gebäude, das sie mal mit ein paar Leuten nachts erkundet hatte. :D

Sundayfunday-Shirts :)

Ein Tempel, der sich vielstöckig in den Himmel schraubte, eignete sich noch einmal perfekt als Aussichtspunkt auf den Fluss. 


Und dann waren wir am heutigen Highlight angekommen: dem sogenannten Beatles Ashram. Der Eintritt war recht teuer und so googelten wir kurz nach Bildern, um zu schauen, ob sich ein Besuch überhaupt lohnen würde. Ich meine, nur weil da die Beatles mal ne längere Zeit gewohnt und Lieder geschrieben haben, muss das ja nicht schön sein. Naja, sah aber schon ganz cool aus, also beschlossen wir rein zu gehen und das war die beste Entscheidung! Das ganze Gelände war ein einziges Wow. 

Zunächst erkundeten wir die über 100 Meditationshütten, die wie kleine Wichtel im Wald standen. Das obere Stockwerk konnte über halb zerfallene, abenteuerliche Treppen erreicht werden und dann konnte man auf dem Dach von Hütte zu Hütte gehen. Die Natur ist gerade dabei die Hütten langsam zurück zu erobern und ich bin mir sicher, dass es so noch schöner aussieht als damals, als die Hütten noch in Benutzung gewesen waren. 


Kurze Zeit später auf dem Dach des Gebäudes des Meditationsgurus schlief ich erstmal ne Runde in der Mittagssonne. Irgendwie hatte mich das viele Herumlaufen müde gemacht, nachdem ich heute das erste Mal wieder ordentlich hatte frühstücken können. 


Danach erforschten wir ein riesiges, verlassenes Hotel, in dem Street Artists die Wände mit verschiedenen Bildern bemalt hatten. Es gab ein paar richtig tolle Motive und ich bin mir recht sicher, dass wir nicht alle fanden. Aber die, die wir fanden, waren schon toll genug. 


Der Beatles-Bungalow war dagegen wenig spannend. Also nur kurz rein geschaut und weiter - denn danach fanden wir die beiden coolsten Gebäude. Die Bilder an den Wänden waren Beatles-spezifisch und riesig (ich lasse lieber mal Fotos sprechen, denn das richtig gut zu beschreiben dauert zu lange):


Als wir dann zum Schluss durch die Fotogalerie schlenderten, wurde mir komischer Weise erst wirklich bewusst, dass die Beatles tatsächlich hier gewesen waren. Exakt hier. Für längere Zeit, ein paar Lieder wurden hier geschrieben und ein paar Texte sind inspiriert von diesem Ort. 18 der Lieder, die hier geschrieben wurden, landeten auf dem weißen Album, falls hier irgendjemand daran interessiert ist. Faszinierend. :) 


Das Gelände dieses alten Ashrams liegt direkt an einem Naturreservat, in dem es auch Tiger gibt, aber dieses Mal hatten wir keine Pläne für eine Safari. 
Wir waren lieber von den Tieren in der Stadt begeistert. Ein süßes und ganz flauschiges Kälbchen wurde von uns geherzt, Straßenhunde gestreichelt und Welpen geknuddelt. Später sahen wir sogar zwei Ferkel glücklich am Fluss entlang laufen. Naja, und Kühe sowieso. Ich werde es so vermissen all die Kühe und Hunde auf den Straßen zu sehen. So friedlich und schön. 


Wir hatten an diesem ersten Tag schon viel gesehen und setzten am nächsten Morgen noch einen drauf. Um 5 Uhr los, um uns den Sonnenaufgang über den Bergen anzuschauen. Ich bin ja nicht so der Morgenmensch und es war stockdunkel und ich grummelte die Fahrt über vor mich hin, aber die 200 Treppenstufen und ein leckerer Chai machten mich dann langsam wach. Und für diesen Sonnenaufgang wäre ich auch um 4 Uhr aufgestanden. Ernsthaft. Wir hatten es uns in der ersten Reihe vor dem Geländer der Terrasse gemütlich gemacht. Beste Sicht, in die sich niemand reinstellen konnte (außer die Person kann fliegen). 

Langsam kroch der erste rötliche Schimmer hinter den Hügeln im Osten hervor. Der helle Nebel lag im Rishikesh-Tal und ließ die dunklen Berge noch mehr hervorstechen. 
Die Farben im Himmel wurden intensiver, orange-rot, bis der Himmel in Flammen stand. Als die Sonne sich plötzlich zum ersten Mal zeigte, glühte es gelb auf. Manchmal ist diese Welt der schönste Ort, den man sich vorstellen kann. 


Wir waren die ersten dort oben gewesen und fast die letzten, die gingen. Wunder muss man genießen. :) 
Ein wenig die Treppen hinunter aßen wir dann ein klassisches indisches Frühstück. Kartoffel-Paratha. War lecker, aber ein Stück schnappte uns ein pfiffiger Affe weg, der es irgendwie durch den Zaun geschafft hatte, der alles dort umgab (wegen der Affen). 


Wir wanderten nun etwa 2 Stunden durch grüne Hügel und kleine Dörfer immer nach unten. Unser Guide war super nett (er arbeitete in unserem Hostel) und das muss nach der schlechten Erfahrung in Khajuraho definitiv hervorgehoben werden. Wir quatschten, er erzählte uns viel über die Gegend und am Ende tanzten und sangen wir auf der Straße zurück nach Rishikesh. Ich glaube er wird noch oft von uns erzählen. Irgendwie schaffen wir es immer, dass uns die Leute lieben. :D

Kurz vor der Straße kamen wir noch an einen tollen, mehrstufigen, terrassenförmigen Wasserfall. Wir hätten dort schwimmen gehen können, aber es war zwar warm, aber nicht heiß und es waren noch ein paar indische Männer dort und da muss ich mich nicht unbedingt ausziehen. War wohl auch der Grund, warum wir gar nicht erst Badesachen eingepackt hatten. 


Die erste Stufe war die höchste, mit einem klassischen Fall, danach floss das Wasser in breiteren Kaskaden durch die Waldlandschaft. Eine Affenbande zog vorbei und das klare, türkise Wasser rauschte leise. 


Hach, der Vormittag hatte sich mehr als gelohnt. 
Und unser Reiseglück hielt an. Unseren Plan abends im Hostel zu Abend zu essen, hatten wir genau am richtigen Tag gemacht, denn plötzlich kam ein Unwetter über das Tal gezogen mit ordentlich Regen und Gewitter. 

Am nächsten Tag erinnerte nichts mehr daran und wir konnten ein paar Sachen erledigen. ATM suchen - nicht so einfach.. Kommentar Hostelmitarbeiter "ja, in touristischen Gegenden sind nicht so viele, aber wenn man in Wohngegenden geht, findet man überall welche." Ernsthaft, Indien? Willst du es den Touristen extra schwer machen? 

Naja, außerdem konnten wir unser Busticket für den nächsten Tag buchen und wir frühstückten in der 'Mother Miracle' - Bäckerei. Ein Hilfsprojekt, das sich für arme Kinder einsetzt, sie in die Schule schickt und Computerausbildungen finanziert. Davon kauften wir auch die Kekse. Gute und wichtige Arbeit. 

Wir liefen an diesem Tag viel in der Sonne am Ganges entlang und sahen noch eine Verbrennung am Ufer. Wir blieben allerdings nicht stehen. 


Es war wunderschön in Rishikesh, entspannt, warm und es gab leckeres Essen. Wir waren 3 mal bei 'Pumpernickel', das wir schon in Pokhara entdeckt hatten. <3 
Mir geht's wieder gut und ich war bereit für den Nachtbus hoch in die Berge. Was mir gar nicht bewusst war: Schon Rishikesh liegt nördlicher als der nördlichste Punkt, den wir in Nepal gesehen hatten und nun ging es noch weiter in den Norden. :) Berge, wir kommen!

Kussi <3