Best-of von Nepal. Oder die Outtakes am Ende..
Wir waren über drei Monate in Nepal und haben somit das Land ganz gut kennen gelernt. Ich hätte nicht gedacht, dass Nepal so viel mehr zu bieten hat als nur Berge, wobei mir Berge ja schon gereicht hätten.. Aber alles zusammen macht Nepal unglaublich schön: Die freundlichen Menschen, die Natur, die höchsten Berge der Welt, die schlechten Straßen, die Entwicklung, das tolle Essen, der Geruch nach Holzfeuer, das mühsame Atemholen, die Tempel, der tibetische Buddhismus, der indische Hinduismus, der Stolz auf das Land, die Wasserfälle und rauschenden Flüsse, das Chaos auf den städtischen Straßen, die Musik, die Gebetsfahnen, rumpelige Busfahrten, der gefährlichste Flughafen der Welt, Namaste, Dal Bhat, Porter, und und und...
Ich mag ja die Frage nicht welches Land mir am besten gefallen hat, denn jedes Land ist einzigartig und irgendetwas ist immer "am besten", egal an welches Land ich denke. Wenn ich gefragt werde wo ich noch einmal hinfahren würde, dann sage ich meistens "Chile".
Aber eins weiß ich nun genau: Nepal ich werde wieder kommen, du bist etwas besonderes. Und am liebsten früher als später. Vielleicht ja im April / Mai, um in die Everest-Region zu fahren, wo dann all die Expeditionen starten, um den höchsten Berg der Welt zu erklimmen. Das könnte spannend sein. :)
Nepal ist ein tolles Land und ich verstehe warum wir so viele Menschen getroffen haben, die immer wieder zurück kommen. Aber leben könnte ich hier nicht, einfach weil es keine Heizungen in den Häusern gibt. :D Firstworldproblems.
Auf jeden Fall habe ich hier noch ein paar Eindrücke zu Nepal zusammengefasst aus den letzten Monaten.
Kategorie 1:
Nepal und seine Menschen.
Viele Völker wohnen zusammen in diesem Land und damit natürlich auch sehr unterschiedliche Menschen. Viele Tibeter im Norden mit weichen, sanften Gesichtszügen und indisch aussehende Menschen im Süden. Und alles dazwischen. "Namaste" wurde unterschiedlich ausgesprochen, je nachdem wo man war. Und das obwohl wir nur den mittleren Teil des Landes gesehen haben.
Wir hatten ein paar interessante Konversationen im Laufe der drei Monate:
1.: Wir: "Namasteee" - Random Typ: "Yo!" Ghettoslang. Mitten in den Bergen.
2.: Jemand kneift fast schmerzhaft in meinen Arm und macht dazu ein lautes Grunzgeräusch. Großartig. Ich drehe mich weg, er fässt mich wieder an. Bunte Klamotten und eine Hand ausgestreckt - ein Gläubiger und er wollte Geld. Gab ich ihm nicht. Wunderbare Begrüßung, sein "empf".
3.: "Hello, hello" Wir sitzen im Restaurant und ein Typ, der mit seinem Bewusstsein irgendwo anders am rumfloaten ist, setzt sich an den Nebentisch. "Hello, hello" (bekiffter Tonfall). Dann wedelt er mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. "Hello, hello." Kurz darauf wurde er vom Restaurantbesitzer weggesetzt und bedankte sich ein paar Minuten später, indem er der Frau ihre goldenen Ohrringe klaute.
4. : In Thamel (aber nicht nur): "Smooooke?", "Hash, weed, smoke?", "Sooomething?", "Marihuana?" - "No, thank you." Man muss ja höflich bleiben.
5. : Zu Insa, nachdem sie versucht hatte einem Typen zu entkommen, der sie dicht laberte: "You are very, very, very, very, very, very stupiful." Kompliment? Beleidigung? Man weiß es nicht. ^^
Im Süden stießen wir dann das erste Mal auf Menschen, die sehr indisch waren. Ich brauchte eine Flasche Wasser, hatte aber nur den größten Schein da, mit dem ich zahlen konnte. Also fragte ich, ob die Frau das wechseln könne. - Kopfwackeln. Eine Mischung aus Nicken und Kopfschütteln. Ratlos schaute ich sie an. Sie wechselte mein Geld, es war heute offensichtlich ein 'ja'. Wuhuuu.
Eine gute Vorbereitung auf Indien, aber dieses Gewackel ging mir nach einem Tag schon auf die Nerven..
Man kann gut sehen, dass wir nur etwa ein Drittel von Nepal überhaupt bereist haben - es gibt noch so viel zu sehen.
Packesel:
Faszinierend fand ich auch immer wieder was und wie viel Menschen fähig sind zu tragen. Riemen um die Stirn gelegt, nach vorne beugen und ab geht's. Mit vollen Körben, Taschen und Rucksäcken hinten drauf. Die Nackenmuskulatur muss enorm sein. Wir sahen ein paar Porter, die massive Eisenstangen zum Häuserbau die Berge hinauf trugen und ich stöhnte schon über meinen Rucksack...
Es gab wenige weibliche Porter, aber es gibt sie. Meinen Respekt haben sie. Die Männer allerdings auch.
Und natürlich gibt es nicht nur Porter.. alte Frauen trugen Gemüse oder Grünzeug von Feld zu Dorf oder Dorf zu Dorf auf die gleiche Art und Weise mit Riemen um den Kopf gelegt. Es ist faszinierend und natürlich macht man schwer bepackten Menschen Platz, wenn sie einem entgegen kommen oder einen überholen, weil man selbst eine lahme Ente ist.
Ich probierte es zwar nicht aus - also die Art und Weise mit dem Stirnriemen - aber ich trug Kamil ein paar Meter über eine Straße auf 3500m nachdem wir zuvor auf 4600m gestiegen sind und meine Beine schon ein bisschen Gummi waren. War anstrengend. :D
Wir sind Stars, holt uns hier raus..
Asiaten lieben uns und so wurden wir oft nach Fotos gefragt. Manche versuchten heimlich Fotos von uns zu machen, andere versuchten nicht mal subtil zu sein. Allgemein war es aber eher lustig und ich fände es schon sehr interessant mal eine Gesichtserkennungssoftware über Instagram und Facebook laufen zu lassen, um zu sehen wie oft wir irgendwo gepostet wurden. :P
Kategorie 2:
Hallo Welt, ich brauche Internet.
Ich meine Deutschland bekleckert sich ja wirklich nicht mit Ruhm was das Netz angeht, aber auch Nepal hat so seine Eigenheiten.
Es fing damit an, dass man ein Passfoto und seinen Pass benötigte, um eine SIM Karte zu kaufen. Das Passfoto wurde auf den Antrag getackert, aber was die Kioskdame mit dem Zettel macht, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Vielleicht entzündet sie damit ihren Ofen.
Dann hatten wir endlich mobiles Internet, das auch ganz gut war. Wir schafften es sogar bei unserer Wanderung auf dem Khopra Ridge mitten im Nirgendwo auf über 3800m Empfang zu haben.
Jannis dazu: "Und überhaupt finde ich das eine Frechheit dass man in Nepal in 3800m Höhe Bilder bei WhatsApp verschicken kann und wenn ich nach Okel fahre (oder so) kommen nicht mal Nachrichten durch :D".
Dafür versagte das mobile Netz an anderen Stellen in den Bergen komplett (was auch vollkommen ok ist) und man muss mit dem sehr sprunghaften WiFi der Unterkünfte auskommen. Auf dem Circuit hörten wir so einige interessante Gründe warum das Internet gerade nicht funktionierte:
- zu wolkig
- über Nacht eingefroren (sprich zu kalt)
- Stromausfall
- es schneit.
An anderen Stellen musste man für WiFi oder Strom bezahlen und in der Everest-Region muss man sich wohl eine extra SIM Karte kaufen für 20 Dollar, damit man dort Empfang hat. Wir merkten, dass unsere SIM Karte an manchen Stellen in den Bergen auch nicht funktionierte, die Locals aber alle am Telefonieren waren. Hatten wohl nicht den gleichen Anbieter.
Kathmandu hatte dafür ganz gutes WLAN überall, außer wenn gerade der Strom weg war. Aber das ist okay. :P
Kategorie 3:
Ist Nepal gefährlich?
Was das Reisen angeht ist Nepal erstaunlich sicher, auch für Frauen. Ich war nicht ein einziges Mal in einer Situation, in der ich mich gefährdet fühlte und wir sind sowohl in Kathmandu als auch in Pokhara oft spät in der Nacht durch die Straßen gegangen. Natürlich nur in den Touristengegenden, aber warum sollten wir nachts auch wo anders sein..
Allerdings ist quasi alles andere an Nepal gefährlich. Die Wanderwege haben an Klippen keine Geländer und die Straßen sind auch nicht direkt auf dem neuesten Stand in den Bergen. Man kann also Pech haben, nicht aufpassen, leichtsinnig sein und naja sterben. Mark erzählte uns von ein paar Schotten, die er auf dem Circuit getroffen hatte, alle schon etwas älter. Sie tranken ein paar Biere, hatten die Zeit ihres Lebens, denn sie waren auf einer Motorradtour durch Nepal. Ein paar Tage später hörte er, dass einer aus der Gruppe eine Klippe hinab gestürzt und gestorben ist.
Auch die Höhenkrankheit ist nicht zu unterschätzen und tötet mehrere Menschen jedes Jahr. Der Verkehr sicher auch und von dem verheerenden Erdbeben in 2015 will ich nicht noch mal anfangen. Naturkatastrophen nehmen auch hier zu, denn die Gletscher schmelzen, füllen die Gletscherseen, bis diese überfluten und als Schlamm-Wasser-Lawine in die Täler rauschen.
Kategorie 4:
Verkehrsregeln.
Es herrscht Linksverkehr. Ich glaube das ist in etwa die einzige Regel, die es gibt und selbst die wird nicht immer beachtet. Der Größere hat Vorfahrt und sonst wer als erstes hupt. Blinken ist auch immer mal praktisch, aaaber wirklich alle Regeln werden ausgesetzt, sobald jemand ein Handzeichen gibt. Egal ob vom Roller, aus dem Auto oder LKW - du hast verdammt noch mal Vorfahrt, wenn du hektisch winkst. Großartig. Kann man sogar als Fußgänger machen, wenn man über die Straße geht. Ist wie einen Zebrastreifen vor sich ausrollen. Man muss nur die Eier haben sich mit dem Arm wedelnd vor Autos zu werfen.
Ich könnte wahrscheinlich noch Stunden weiter erzählen, denn dieses Land hat mich wirklich begeistert und fasziniert, aber wahrscheinlich langweile ich euch schon. ;) Und seid froh, dass ich vom Essen gar nicht erst angefangen habe.. :D Vielleicht mache ich Indien ein Essensspecial. Njammi! Habe mir den Gewichtsverlust aus den Bergen übrigens schon wieder angefuttert - falls in Indien der Hardcore-Durchfall kommt..
Also versuche ich das mal hier im Nachtzug liegend hochzuladen..
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