There's a hard life for every silver spoon
There's a touch of grey for every shade of blue
That's the way that I see life
If there was nothing wrong,
Then there'd be nothing right
And for this working man they say could barely stand
There's gotta be a better place to land
Some kind of remedy for a world that wouldn't let him be.
What a shame, what a shame,
To judge a life that you can't change
Shinedown - What A Shame
Wir verließen Varanasi entspannt im Nachtzug nach Khajuraho. Reisen im Zug ist in Indien erstaunlich bequem und einfach. Nur die Tickets sind oft schon einige Tage vorher ausgebucht. Bisher hatten wir jedoch Glück. :)
Wir hatten für diesen Zug nicht die 2. Klasse buchen können, sondern nur 3. Klasse "Sleeper", aber es gab trotzdem zwei Laken und ein Kopfkissen - alles in allem erstaunlich bequem. Abendessen konnte man auch entspannt im Zug kaufen und die Toiletten waren erstaunlich sauber.
Das alles konnte jedoch nicht über den Fakt hinweg täuschen, dass es sich um einen Zug handelte und wie das nun mal so ist stiegen die ganze Nacht Leute zu oder wieder aus. Es war nicht die schlafreichste Nacht dieser Reise (aber auch bei weitem nicht die schlimmste).
Wir kamen im Dunkeln früh morgens an und fuhren etwas sehr müde im TukTuk zu unserem Hostel. Ein junger Typ fuhr mit, quatschte uns etwas voll, lud uns zu einem Chai ein (warum sind die alle so früh schon so wach?) und gab uns dann seine Nummer für später.
Wir gingen erstmal schlafen, denn unser Hostel ließ uns schon in unsere Betten. Vierer Dorm, der für zwei Nächte nur unserer war. War nicht allzu viel los hier.
Khajuraho - Madhya Pradesh - the heart of India
Am späten Vormittag gingen wir dann in den warmen Sonnenschein hinaus mit der Absicht uns all die Tempel anzuschauen, für die Khajuraho berühmt ist. Wir trafen den Typen, Lavkush, der uns den Rest des Tages auf seinem Motorrad herumfuhr und unser Fremdenführer wurde.
Aber erst einmal Frühstück. Wir probierten Poha, ein typisch nordindisches Frühstück, das hier ohne Fett zubereitet wurde: Reisflocken, frische Zwiebeln, Erdnüsse, Koriander etc. Sehr lecker. :)
So gestärkt fuhren wir zur ersten der drei Tempelgruppen. Insgesamt gibt es noch 25 Tempel von einstmals 85 auf über 6 Quadratkilometern, weswegen es gut war, dass wir einen Fahrer hatten. Gebaut wurden die Tempel vor etwa 1000 Jahren. Also ein Haufen Geschichte der hier zusammen kam. Alte Königreiche, persische Invasionen, Hinduismus und natürlich: Kamasutra.
Einige der Tempel hatten zwischen den vielen Figuren an ihren Seiten auch Darstellungen aus dem Kamasutra und Insa und ich hatten ein bisschen Spaß dabei zu diskutieren, ob das tatsächlich so möglich ist und wie trainiert man dafür sein muss. :D
Kamasutra-Suchbild (viel Spaß)
Mir persönlich gefielen die Jain-Tempel sehr gut, die auch von der Religion her für mich eher akzeptabel sind als andere Religionen. Nachdem ich eigentlich sehr begeistert die allgemeinen Infos gelesen hatte, bekam meine Begeisterung jedoch einen großen Knick, als ich das Schild am Tenpeleingang las: "Entry prohibited during menstruation.." Wie absolut rückständig. Bleibe ich wohl doch Atheist.
Als letzte Tempelgruppe schauten wir uns die "western temple group" an, die größte und einzige, zu der man Eintritt bezahlen musste. Es lohnte sich jede Rupie! Es war wunderschön, ein toller, gepflegter Park mit verschiedenen Tempelstilen und wir hatten auch noch bestes Wetter.
Wir hatten zwei Stunden verabredet mit Lavkush, der nicht mit rein kam und schafften es fast nicht in der Zeit, weil wir so oft nach Fotos gefragt wurden.
Es war nun früher Nachmittag und wir hatten langsam Hunger. Also fuhren wir ein paar Kilometer raus aus der Stadt zu Lavkushs Familie in einem kleinen Bauerndorf. Wir saßen in einem süßen Innenhof und wurden lecker bekocht von seiner Schwägerin. Sie ist 18 und wurde mit 16 verheiratet. Nicht unüblich in Indien...
So spannend das alles gewesen war, wir wollten nun zurück ins Hostel und erstmal entspannen, die nächsten Tage planen und duschen.
Abends gingen wir jedoch noch einmal raus, kochten in einem Restaurant selbst unser Essen (da Lavkush den Preis für das Gemüse verhandelt hatte, war es unglaublich billig gewesen) und tanzten dann noch ein wenig mit ein paar Leuten dort.
Da wir zwei Nächte hier hatten, gingen wir den zweiten Tag entspannt an. Frühstück auf der Dachterrasse und dann ein Spaziergang durch das Dorf. Wir fanden ein kleines Reisebüro und planten dort unsere nächsten Schritte. Unser ursprünglicher Plan Delhi im Norden zu umgehen, schlug fehl, da alle Züge ausfielen. Nebel. Ok? :D Naja, immerhin wussten wir das nun und planten nun halt mit einem Zwischenstopp in Delhi.
Als das erledigt war, entspannten wir uns wieder in die Sonne auf der Dachterrasse und aßen dort auch unser Mittagessen. Das letzte Essen, das ich heute aß, denn mir ging es immer schlechter, so dass ich irgendwann einfach nur im Bett lag. Etwas schnupfige Nase - eine Erkältung, dachte ich und ärgerte mich über die kalten Nächte überall. Es sollte noch besser kommen..
Aber das ist Teil der nächsten Geschichte.
Hier kommt jetzt noch ein Exkurs über ein paar Menschen, denen wir in Indien bisher so begegnet sind:
Bisher hatten wir ja durchweg gute Erfahrungen gemacht. Nette, hilfsbereite Menschen und sogar die Verkäufer waren nicht zu aufdringlich. Nervig wird es nämlich immer, wenn ein "Nein" nicht akzeptiert wird. Passiert, aber immerhin nicht zu oft.
An das Kopfwackeln, das gar nicht so übel ausgeprägt ist hier, habe ich mich auch schon gewöhnt und einmal wusste ich nicht, ob ich auf eine Frage von Insa mit ja oder nein antworten sollte und imitierte - ohne es zu merken - diese Kopfbewegung. Oh Gott, ich bin schon halb ein Inder. :D Hilfe.
Es war allerdings klar, es konnte nicht alles so wunderbar entspannt bleiben. Khajuraho zeigte sich da sehr lehrreich. Lavkush hatte uns schon morgens vor den Leuten im Hostel gewarnt und die warnten uns im Gegenzug vor ihm. Großartig, das konnte ja nur wunderbar werden.
Tja, im Endeffekt muss ich sagen: Irgendwie hatten beide Recht.
Die meisten Leute im Hostel waren sehr nett, aber der Typ, der meistens den Empfang besetzte und scheinbar die höchste Position inne hatte, war ein super schmieriger Typ. Er war auch der einzige, der uns warnte und wollte immer wissen was wir machen und wo wir hingehen würden und mit wem (was ihn ja absolut gar nichts angeht). Einmal überraschte er uns im Tempel, um uns eine Tour in den Nationalpark anzudrehen. Super weird.
Er meinte dann, dass Lavkush aufdringlich werden würde und im Endeffekt war er selbst super unprofessionell und wollte mit einer von uns alleine eine Rollertour zum Sonnenuntergang in die Berge machen. Natürlich sagten wir beide nein. Ihm war scheinbar ziemlich egal wen er von uns beiden überreden konnte.
Lavkush war eigentlich voll in Ordnung, bis er abends beim Tanzen dann nicht wirklich ein Nein akzeptieren wollte und wir dann gingen. Er wollte sich am nächsten Tag noch einmal mit uns treffen, aber wir wollten dann nicht mehr.
Am nächsten Morgen saßen Insa und ich zusammen und beschlossen bei Indern grundsätzlich nur noch zu sagen, dass wir feste Freunde in Deutschland haben. Denn trauriger Weise leben wir wohl in einer Welt in der es von Männern eher akzeptiert wird, wenn eine Frau vergeben ist, als wenn sie nein sagt. Und das gilt leider nicht nur für Indien.
Die Theorie konnten wir direkt am nächsten Tag testen und es klappte wunderbar. Ich fühlte mich etwas unwohl bei so einer direkten Lüge, aber es erspart uns einen Haufen Ärger..
Eigentlich wollten wir die Geschichte erzählen, dass wir zu einem Konvent gehören und Nonnen sind, aber das könnte in merkwürdige, religiöse Diskussionen ausarten und darauf habe ich nicht so Bock. Also haben wir ganz großartige Freunde zu Hause, die aus diversen Gründen gerade nicht mit uns reisen, aber auf jeden Fall bald vorbei kommen. :D
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