We live in a beautiful place
Let love take away all this pain
We live in a beautiful place, ah oh
We wasted so many days
Our hearts are as dark as the rain
We live in a beautiful place, ah oh, ah oh
A Beautiful Place - Good Charlotte
Vor vier Uhr aufstehen liebt ein Morgenmensch, wie ich, besonders. Immerhin waren wir somit sehr früh in Orchha. Sonnenschein begrüßte uns. Aber erstmal legten wir uns noch kurz ins Bett. Mir ging es nicht besonders gut, ich hatte am Tag zuvor das Abendessen ausgelassen und dachte, dass ich mir wieder eine Erkältung eingefangen hätte. Bei den kühlen Nächten ohne Heizung hätte mich das nicht gewundert. Aber es wurde im Laufe des Tages klar, dass es ein "Delhi-Belly" war. Und das kurz vor Delhi.. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Durchfall. Mehr sag ich dazu jetzt nicht.
Orchha ist berühmt für seine vielen Paläste (indisch: Mahal) und Tempel aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die sich über die komplette Stadt verteilten. Da Orchha selbst eher klein ist, sah man eigentlich von jedem Punkt in der Stadt irgendein cooles Gebäude. Verschiedene Alter, unterschiedliche Stile, mal eher Ruine, dann ein neueres, helles Gebäude, in dem gerade irgendein Gottesdienst oder so abging. Glockengebimmel und Gesänge, viele Räucherstäbchen. Wir standen etwas verwirrt herum, denn natürlich gab es keine Erklärung auf Englisch. Es waren hunderte Menschen aus uns komplett unerklärlichen Gründen in diesem Palast..
Wir blieben nicht sehr lange und schauten uns lieber die beiden Highlights an. Ich zombiete den ganzen Tag eher hinter Insa hinterher, aber die tolle Architektur wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ignoriert einfach mein blasses Gesicht auf den Fotos.
Erstmal zum Raja Mahal, das wir gründlich erkundeten. Burgmäßig aufgebaut auf einem kleinen Berg zwischen Flüssen und mit starken Mauern, die die Höfe und das Hauptgebäude umschlossen. Große, graue Affen bevölkerten den Palast.
Das Hauptgebäude umschloss einen großen Innenhof und wir erkundeten jedes Stockwerk. Die schmalen Galerien hatten nur sehr niedrige Geländer und ich versuchte möglichst vom Abgrund wegzubleiben, denn ich fühlte mich etwas schwach und ich hatte keine Lust einen Schwindelanfall neben einem Fall von mehreren Metern zu haben.
Aber ging alles gut und so durchstreiften wir die nähere Umgebung mit Gärten, die gerade aufgeräumt wurden, um sie wieder zu nutzen? Es war sehr faszinierend den Aufbau des Geländes zu sehen.
Das zweite Highlight waren die Chhatris (Memorialbauten über den Verbrennungsplätzen der "Rajas" - Hindufürsten) am Flussufer. Sehr gepflegte Gärten und hübsche Gebäude, auf denen geschützte Geier nisteten.
Ich hatte es bis zum Abend geschafft eine Flasche Cola zu trinken und gönnte mir nun zum Abendessen mal was festes: gekochte Kartoffeln. Seufz. Das Essen von allen anderen sah so lecker aus...
Am nächsten Tag hatten wir noch Zeit uns den Rama (7. Inkarnation Vishnus) Tempel aus dem 16. Jahrhundert anzuschauen, der architektonisch etwas ungewöhnlich war - es war eine Mischung aus Palast, Tempel und Fort. Wir konnten auf das Dach steigen, auf dem kleine, runde Türme in den Himmel ragten. Diesmal gab es gar keine Geländer...
Überall in der Stadt verkauften kleine Geschäfte Milchkekse, die wir probieren durften, um dann ein paar davon zu kauften. Der Ladenbesitzer war so glücklich, dass er Fotos und unsere Nummer wollte.
Am frühen Nachmittag fuhr uns dann ein TukTuk zum etwa eine Stunde entfernten Jhansi, dem nächsten Bahnhof. Auf einer Abkürzungsstraße wurden wir plötzlich angehalten und gefragt wo wir hinwollten. Wir dachten wir würden jetzt ausgeraubt werden, aber war nur das Militär. Jhansi ist quasi eine Militärstadt. Nagut. Durften weiter und erreichten ohne weitere Probleme den Bahnhof. Unseren Zug zu finden war dann etwas schwieriger, weil sich unser Gleis etwas versteckte und die Beschilderung mehr als schlecht war. Aber wir sind ja extra viel zu früh da, damit uns sowas nicht in Stress bringt.
Der Zug war bequem, es gab Essen (schon im Ticketpreis drin), das ich vielleicht nicht hätte essen sollen und so kamen wir abends in Delhi an.
Wir hatten Delhi eigentlich umfahren wollen, aber wegen Nebel sind alle Züge für die nächsten zwei Wochen auf dieser Route gestrichen worden. Also halt eine Nacht in Delhi und dann am nächsten Tag weiter nach Haridwar, eine Stunde vor Rishikesh.
Ich litt. Die 6 Stunden im Bus waren ein ziemlicher Horror, denn mir ging es immer noch nicht besser..
Das war dann auch der Grund, warum wir einen Tag länger als geplant, hier blieben. Ich brauchte einen Tag im Bett. Insa war ein Schatz und besorgte mir für nicht mal 1,50 Euro irgendwelche Tabletten aus der Apotheke. Irgendwas gegen Durchfall und ein Breitbandantibiotikum. Ich aß die Tabletten abends mit ner Packung Cracker, mein einziges Essen an diesem Tag. Hurra.
Aber das Zeug schien zu wirken. Reis und Brot und einen Tag später ging es mir wieder so gut, dass wir uns die Stadt anschauen konnten.
Haridwar ist bei westlichen Touristen eher seltenerer Teil des Programms, dafür aber ein berühmter Pilgerort für Hindus. Wie auch Rishikesh liegt es am Ganges und hat dort in einer Kurve des Flusses einen großen Platz mit Tempeln, Treppen und Straßenverkäufern. Es war erstaunlich voll, dafür, dass gerade kein Feiertag war. Menschen badeten im Fluss oder saßen auf den Treppen in der Sonne. Wir schlenderten durch die Gegend, schauten uns den Uhrenturm an, gingen am Fluss weiter herunter, bestaunten die Figuren am Ufer und im Wasser des Ganges, der hier doch um einiges klarer war, als in Varanasi und besuchten dann eine große Statue von Vishnu, die über dem Fluss thront.
Vielleicht weil es ein Pilgerort ist und somit auch im Winter sehr gut besucht, vielleicht auch aus ganz anderen Gründen, waren hier überdurchschnittlich viele Bettler. Da wir als Weiße natürlich auffallen, werden wir also recht häufig angesprochen. Das war nicht wirklich was Neues für uns, auch wenn es das ganze nicht angenehmer macht. Manche sind sehr aufdringlich und andere haben interessante Strategien entwickelt. In Varanasi wurden wir oft von Frauen mit Babies oder kleinen Kindern angesprochen, die mit einer leeren Flasche wedelten und wollten, dass wir Milch für sie kaufen. Macht natürlich keinen Sinn, denn ich habe einmal eine der Frauen ihr Kind stillen gesehen. Der Trick ist, dass du Milch kaufst und sie die Tüte dann wieder zurück verkaufen.
Naja, um das ganze kurz zu machen: Wir geben kein Geld und wir kaufen nichts von Kindern.
Aber immerhin konnte ich hier ein wenig Freundlichkeit an eine alte Frau geben, die eine schwere Tasche eine Treppe hinauf schleppte. Sie fragte einen vorbeikommenden Mann um Hilfe, aber der ging einfach weiter, also nahm ich eine der Tragelaschen und half ihr. Dass ich die ganze Tasche nahm, wollte sie nicht, aber am Ende lächelte sie mir super lieb zu.
Um den ganzen Besuch noch abzurunden, fuhren wir mit einer etwas klapprigen Seilbahn hoch zu einem Tempel mit netter Aussicht auf die Stadt und das Tal. Der Tempel selbst war nicht so spektakulär.
Haridwar (Wikipedia - immer noch ein faules Mareiki): "Im Hinduismus ist sie eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten. Hauptzielpunkt der Pilger ist der Hari-ki-Pauri. Im Brahmakund fließen nach Vorstellung der Gläubigen die himmlischen Wasser in den Ganges. Ein Tempel hier soll den Fußabdruck Vishnus enthalten. Der Ort ist deshalb bedeutsam, weil hier der Eintritt des Ganges in die Ebene gesehen wird.
Alle 12 Jahre findet in Haridwar an den Ufern des für Hindus heiligen Flusses Ganges ein großes religiöses Fest, die Kumbh Mela statt. Die Städte Haridwar, Allahabad, Nashik und Ujjain veranstalten die Kumbh Mela alle drei Jahre im Wechsel, also jeweils im Zwölfjahresrhythmus. Die letzte Kumbh Mela in Haridwar fand im März und April 2010 statt und wurde von 40 Millionen Menschen besucht, davon versammelten sich allein zehn Millionen am Haupttag zum Bad im Ganges."
Haridwar war nett und entspannt und das Essen war richtig gut und billig. Zumindest meinte Insa das, ich hatte davon nicht viel..
Aber immerhin konnte ich am letzten Abend wieder Gemüse essen, so dass ich beschloss ab Rishikesh am nächsten Tag wieder gesund zu sein. ;)
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